Der Linzer Filmemacher Andreas Sulzer,
ist in St. Georgen, auf der Suche nach weiteren Stollen des
Rüstungsprojekts „Bergkristall“ dank der Unterlagen eines
ehemaligen CIA-Geheimagenten, welcher im Jahre 1944 in St. Georgen
aktiv war, fündig geworden. Laut der Aufzeichnung des Agenten
befände sich am Gelände des einstigen SS-Schießplatzes der
Eingang zu einem umfangreichen Stollensystem. Mit der Genehmigung des
Grundbesitzers wurde Andreas Sulzer nach der Entfernung einer sechs
Meter dicken Lehmschicht fündig. Es wurde ein aus massivem Granit
bestehendes NS-Bauwerk freigelegt. Sulzer konnte dort einen Stahlhelm
der Waffen-SS, SS-Warntafeln und ein Waffenrad freilegen... Den Fund
meldete er sofort bei der Gemeinde. Diese schaltete das Denkmalamt
ein und an der Grabungsstelle erschienen Vertreter der
Bezirkshauptmannschaft Perg gemeinsam mit mehreren Polizisten.
Sulzer und sein Team erhielten
Anzeigen, weil "ohne Genehmigung auf historischem Boden
Grabungen durchgeführt wurden"...
Presskonferenz
vom 21.01.2015
Die Vorsitzende des
Gedenkdienstkomitees Gusen
Martha Gammer führt aus:
„In Österreich spricht man weiterhin
nur von Mauthausen und das mit Zahlen die dem gesamten Mauthausner
System zuzuordnen sind also nicht dem Hauptlager alleine. Fotos aus
Gusen wurden für Mauthausen verwendet. Mauthausen ist der Focus des
Gedenkens, weil es dort die nötige Infrastruktur für die Touristen
gibt...
In Gusen sind 44.000 registrierte
Häftlinge zu Tode gekommen. Vermutlich waren es aber 70.000. Es gab
Gusen I, Gusen II und Gusen III. Allgemein hieß es, nur nicht nach
Gusen. In der Häftlingsgesellschaft war das ein sehr bekanntes Wort.
Gusen I - Das ist die Hölle. Gusen II – Das ist die Hölle aller
Höllen. 1942 gab es eine höhere Zahl an Häftlingen als in
Mauthausen. Mehr als 50% der Häftlinge fanden hier den Tod. Der
Höchststand an Häftlingen wurde im Jänner 1945 mit rund 24.000
inhaftierten erreicht. In den Monaten Jänner, Februar und März 1945
gab es jeweils zwischen 4.000 und 9.000 Tote.
In den Stollen wurden hier in Gusen die
ersten Düsenflugzeuge erzeugt, Es wird seither von der tollen
Leistung der Deutschen Technik gesprochen...
Für die meisten Österreicher sind die
hier Ermordeten kein Thema. Es ist unbekannt. Durch die Freigabe der
britischen Luftaufnahmen aus dem Jahre 2003 sind neue Fragen
aufgetaucht. Was sollen diese riesigen Baustellen an Plätzen wo nach
der Befreiung schon wieder glattes Feld war? Was sollen die
kreisrunden, ausbetonierten Löcher mitten in den Feldern? Was soll
das tiefe Loch hinter der vor der SS 1941 errichteten Schießstätte.
Herr Dr. Perz hat es in Ferndiagnose einen Luftschutzunterstand
genannt. Für wen denn? Alle mussten in die Stollen bei einem Alarm.
Bei der Schiessstätte gab es nur das Altenheim und zwei Häuser...
Wie groß war Bergkristall wirklich? Im Archiv des Heimatvereins
fanden sich Berichte über Stolleneinbrüche 1959 weit außerhalb des
heutigen bekannten Perimeters von Bergkristall. Was ist das für ein
Stollen der da eingebrochen ist? 1983 fanden Grabungen zur Neufassung
der SS Tiefbrunnenanlage im heutigen Brunnenschutz gebiet statt. In
19,5 Meter Tiefe kamen der spätere Bürgermeister Hackl und sein
Team bei Bohrungen nach Wasser auf eine massive Eisenplatte, die Sie
nicht mehr durchbohren konnten. Sie probierten es auch daneben, aber
auch dort ging es nicht. Heute heißt es in diesem Gebiet sei massiv
Grundwasser.
Als Vorsitzende des
Gedenkdienstkomitees fordert
Martha Gammer
Aufklärung über das Schicksal
tausender Menschen, welche heute noch gesucht werden und deren
Familien bis heute keine Ahnung haben wo diese hingekommen sind und
auch nicht in der Registratur der Todesliste von Mauthausen enthalten
sind. Diese Familien haben ein Recht zu erfahren wofür diese
Menschen missbraucht und getötet worden sind. Was ist unter unseren
Häusern denn eigentlich? Wer sagt denn, dass der Beton des
1.000-jährigen Reichs auch wirklich
1.000 Jahre hält? Welche Chemie wurde
damals hierher gebracht? Was ist in den Stollen tiefer als
Bergkristall wirklich produziert worden? Was wurde 1968 bei der
ersten Prüfung dieser Anlagen für ein später geplantes
Atommülllager festgestellt? Diese Fragen sind bis heute nicht
geklärt. Es geht um einen würdigen Umgang mit möglichen Toten
irgendwo unter uns, um unsere eigene Sicherheit und um die Gesundheit
unserer Kinder.
Im Gegensatz dazu eine
Pressekonferenz der Bezirkshauptmannschaft Perg am 26.01.2015
Kurz zusammengefasst
Bei Erkundungsbohrungen bis zu 122
Meter Tiefe wurden keine Hohlräume entdeckt. Es gibt keine Hinweise
auf angebliche nukleartechnische Tätigkeiten. Andreas Sulzer hat
keine Erweiterungspläne aus Gusen besessen, sondern Pläne aus
Langenstein und Mainz-Weisenau. Es gab keine auffälligen
Bahntransporte, dies geht aus den Wagenkontrollbüchern des Bahnhofs
St. Georgen hervor. In den gesprengten Stollen gibt es keine
zehntausende unentdeckte KZ-Häftlinge, weil es keine „fehlenden
Toten“ gibt. Es gibt keinen Beweis für Atom(bomben) Aktivitäten.
Der Interview Ausschnitt eines KZ Überlebenden sei aus dem
Zusammenhang gerissen. Ein weiteres Stollenbauprojekt wurde nicht in
St. Georgen, sondern in Hersbruck-Happurg realisiert. Bei
Betonoktogon handelt es sich um einen Lüftungsschacht und nicht um
eine Raketenabschussrampe...
Viel
unterschiedlicher geht’s wohl nicht mehr...
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