Die
türkischen Streitkräfte bilden das zweitgrößte Heer der NATO und hat
bisher dennoch keine nennenswerte Rüstungsproduktion vorzuweisen. Das
soll sich nun ändern.
Am 5. Mai hat in Istanbul die Rüstungsmesse IDEF 2015 begonnen. Diese steht in diesem Jahr ganz im Zeichen des rüstungsindustriellen Wandels der Türkei. Türkische Unternehmen und Unternehmen aus der ganzen Welt präsentieren dabei ihre Produkte. Bei der heurigen Ausstellung versuchen die türkischen Unternehmungen mit den anderen Herstellern über eigenständige Projekte zu sprechen. Die
Türkei will sich endgültig von der europäischen und US-amerikanischen
Rüstungsindustrie emanzipieren. In der Vergangenheit wurde mit den Waffendeals Druck auf die Türkei ausgeübt, um sie zu politischen Konzessionen zu zwingen.
Der türkische Präsident Erdogan
sprach in seiner Rede davon, dass die Türkei gewillt ist, im Bereich
der Rüstungsindustrie zu expandieren und die externe Abhängigkeit von
Verteidigungsgütern bis zum Jahr 2023 endgültig zu eliminieren. Laut Erdogan
versorgt die Türkei 54 % der Bedürfnisse der Armee aus der eigenen
Wirtschaft. Die Rüstungsmesse wird übrigens seit 1993 jährlich
abgehalten und findet unter der Schirmherrschaft des türkischen
Verteidigungsministeriums statt.
Für das Jahr 2023, dem hundertjährigen Jubiläum der Republik, hat Erdogan
das Ziel ausgegeben das Bruttosozialprodukt der Türkei von 800
Milliarden US-Dollar auf gigantische zwei Billionen US-Dollar zu
steigern. Innerhalb dieser kurzen Zeit klingt das mehr als nur
unwahrscheinlich. Die türkischen Rüstungsschmieden haben in diesem
Zeitraum aber noch weitaus gewaltigeres vor. Sie wollen ihre Ausfuhren
von 1,6 Milliarden US-Dollar auf läppische 25 Milliarden US-Dollar
ausbauen. Man muss kein Experte sein, um die Realisierung dieses Ziels
mehr als nur anzuzweifeln. Immerhin ist es besser ein hohes Ziel
anzustreben und mehr oder weniger knapp zu scheitern, als ein geringes
Ziel zu haben, es später nach unten zu revidieren und letztlich mangels
Motivation nicht einmal dieses zu erreichen.
Die türkische Armee ist,
obwohl im Vergleich zu der saudischen Armee finanziell betrachtet ein
Armenhaus, die schlagkräftigste Truppe im Nahen Osten. Die
ausschlaggebenden Faktoren dafür sind die enge Einbindung in die NATO und vor allem, auch wenn es nicht gerade ein Ruhmesblatt ist, die ständigen Kämpfe mit der kurdischen PKK.
Die
türkische Armee will bis zum Jahr 2023 ein Modernisierungsprogramm
durchziehen, welches insgesamt 70 Milliarden US-Dollar kostet. Dieses
Geld soll in die Modernisierung von den alten Waffensystemen
vorantreiben und die türkische Armee in eine kleine, aber äußerst professionelle Armee umwandeln. Derzeit wird mit Europa und China über ein 3,5 Milliarden US-Dollar schweres Langstrecken-Luft- und
Raketenabwehr-System verhandelt. Sollte die Türkei sich für das
chinesische System entscheiden, wären die NATO Mitgliedsländer, drücken
wir es einmal so aus, ein bisserl verstört, weil dieses System in den Komplex der NATO nicht integriert werden könnte.
http://www.neopresse.com/europa/dominanz-des-westens-soll-gebrochen-werden-tuerkei-strebt-nach-unabhaengiger-ruestungsproduktion/
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen