Der Amerikaner
Robert C.W.
Ettinger gilt als der Erfinder der Kryostase.
Mit zwölf Jahren liest er eine Science-Fiction-Geschichte aus der
Reihe Amazing Stories, in welcher Professor Jameson bereits mehrere
Millionen Jahre gekühlt, im Orbit kreisend, von Außerirdischen
wiederbelebt wird. Diese Geschichte lässt ihn nicht mehr lose und er
sammelt Unmengen an jenen Erkenntnissen aus der Biologie, Medizin und
Physik, welche seiner Idee der Kryostase
zuträglich sind. 1964 veröffentlicht er sein Buch „The Prospect
of Immortality – Die Aussicht auf Unsterblichkeit“. 1976 gründete
er das Cryonics Institute.
Im Cryonics
Institute und in Alcor, es sind die beiden größten gemeinnützigen
Lebensverlängerungsstiftungen in den U.S.A., sind bereits mehr als
200 Menschen „tiefgekühlt“. In Alcor sind in den Stahlkapseln 36
vollständige Körper, 62 Köpfe und acht Gehirne untergebracht. Im
Cyronics Institute sind es insgesamt 107 Menschen, 180 DNA-Proben und
134 Haustiere. In einem der Tanks liegt seit 2011 auch Robert C.W.
Ettinger. Außerdem sind dort auch seine Mutter und seine beiden
Ehefrauen „eingekühlt“. Beim kommerziellen Anbieter KrioRus
sind in Russland ebenso 20 Personen „gelagert“.
Wie funktioniert die
Kryostase?
Der
Körper muss so schnell wie möglich in Eis eingelegt und mit einer
Herz-Lungen-Massage behandelt werden. Es gilt den Blutkreislauf in
Schwung zu halten, damit das Gehirn weiter versorgt werden kann. Es
erfolgt die Verabreichung von Infusionen, welche der Bildung von
freien Radikalen, Stickoxiden und von Körpergiften vorbeugt.
Außerdem werden Betäubungsmittel gegeben, damit die
Sauerstoffaufnahme des Gehirns gesenkt wird.
Erst
jetzt wird der Körper in der Operationssaal gebracht. Dort wird das
Blut zur Gänze abgelassen und die Blutgefäße werden mit einer
kalten Lösung gespült. Nach und nach wird das Frostschutzmittel
(die Vitrikationslösung) in den Körper geleitet. Es soll
verhindern, dass die menschlichen Zellen brechen. Das perfekte
Frostschutzmittel wäre jenes, welches exakt auf den jeweiligen
Zelltypen abgestimmt wird. Dies ist derzeit nicht praktikabel.
Das
Hauptziel ist derzeit die bestmögliche Erhaltung des Gehirns. Jenes
Gewebe, welches nicht so perfekt konserviert wurde, soll in Zukunft
mit Tissue
Engineering ersetzt werden.Dies geschieht bei einer Temperatur
von – 125° C. Dieser Vorgang dauert einige Stunden und wenn der
menschliche Körper ebenso diese Temperatur erreicht hat, dann ist
die Flüssigkeit „verglast“. Innerhalb der nächsten beiden
Wochen wird er dann, mittels flüssigem Stickstoff auf – 196° C
gekühlt. Der konservierte Leichnam wird nun gelagert. Im Kryostaten
wird er dann jeweils in Monatsabständen ergänzt.
Das Auftauen
Es
gibt dabei noch einige Probleme zu lösen. Das Auftauen eines
größeren Organismus würde mehrere Stunden dauern und es dürften
keine Temperaturen überschritten werden, welche die Denaturierung
der im Gewebe enthaltenen Eiweiße zur Folge hat. Das Gewebe darf
gleichzeitig wegen einer drohenden Sauerstoffunterversorgung auch
nicht absterben. Für Organe und Organismen gibt es derzeit keine
Problemlösung. Das Wichtigste dürfte wohl die
Einfrierung ohne der Bildung von Eiskristallen sein. Seit dem ersten
Versuch, ist nunmehr bereits die sechste Kältemittelvariante im
Einsatz. Die, auch nicht so ideal, giftigen Gemische bestehen aus
einer Basis von Dimethylsulfoxid, Ethylenglykol und Formamid.
Die großartigste
bisherige Leistung gelang dem U.S. Forscher Gregory M. Fahy. In
Testreihen über einen Zeitraum von 48 Tagen hat er es geschafft,
vitrifizierte Nieren von Kaninchen tiefzukühlen, aufzutauen und auch
wieder zu implantieren. Sogar vitrifiziertes Gehirngewebe hat eine
Reaktion auf elektrische Stimuli gezeigt.
Die Kosten
Ein
bisserl einfrieren lassen kostet gar nicht mal so viel. Eine
Ganzkörperbehandlung kostet bei Krio-Rus 50.000 Euro, bei Cryonics
Institute 65.000 bis 70.000 Euro und bei Alcor 150.000 Euro. Wer es
günstiger haben will, der lässt sich halt nur den Kopf einfrieren.
Das kostet dann zwischen 7.000 und 60.000 Euro. Ob das vom IQ
abhängt, kann ich allerdings leider nicht beantworten.
Diese Beträge sind für die
Bereitschaft der Erstversorgung eines ausgebildeten Teams und für
die Forschungs- und Entwicklungsausgaben notwendig. Eine
Mitgliedschaft in Vorbereitung auf die kryonische Versorgung
erfordert zusätzlich einen Jahresbeitrag von 100 bis 450 Euro.
Sich einfrieren zu
lassen kostet also weniger als ein Haus und könnte eine Investition
in die eigene Ewigkeit sein. Für all jene, welche auch diese Beträge
zu teuer sind, sei der Abschluss einer Lebensversicherung empfohlen.
Einige Anbieter akzeptieren sogar deren Überschreibung und beim
Todesfall bekommen die Mediziner dann das Geld.
Ob sich die
Versicherung dann das Geld von jener Person, welche Jahre später
wieder aufgetaut und ins Leben zurückgeholt wurde zurückverlangt,
weiß ich allerdings leider auch nicht...
Die Erfolgschancen des
Wiederauftauens
Heutzutage
ist die Wiedererweckung noch nicht möglich. Mit den derzeitigen
Möglichkeiten können jene Gewebeschäden, welche bei der
Kältekonservierung der größeren Organe und dem Gehirn noch nicht
behoben werden. Sollte
sich die Medizin und die Technik allerdings weiterhin in diesem Tempo
entwickeln, dann besteht dazu durchaus eine realistische Chance.
Derzeit sind (Stand: Februar 2013) 254
Menschen in flüssigen Stickstoff gelagert.
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