Es wurde ein Buchstabier
Wettbewerb ins Leben gerufen welcher in einigen ausgewählten Schulen
startet, um – wenn erfolgreich – später in ganz Österreich
stattzufinden.
Zuerst muss aber mit
Hilfe von Psychologen herausgefunden werden, ob die Kinder bei so
einer Veranstaltung eh nicht einem zu hohen Stress ausgesetzt sind
und ob gute Leistungen der Besten nicht den Schwächsten enormen
psychischen Schaden zufügen. Vorab war sogar davon die Rede, dass
gute Schüler auf den Wettbewerb und mögliche Trophäen verzichten
sollen, um den schwachen Schülern ein Erfolgserlebnis zu
ermöglichen.
Nachdem bei einem ersten Probelauf in einer Volksschule in Wien Favoriten nur sehr wenige Kandidaten erfolgreich ein Wort buchstabieren konnten, aber niemand mehr als zwei, entschloss man sich dann doch wieder auf diese Maßnahme zu verzichten.
Wir schalten nun live in
eine Volksschule in Wien Fünfhaus und lauschen dem Buchstabier
Wettbewerb.
Der Festsaal ist schon
geschmückt und etwa 200 begeisterte Familien Angehörige sind bei
diesem Event dabei um ihre Kinder mental zu unterstützen.
Lehrer:
Mustapha
wie buchstabiert man Zug?
Mustapha:
Z-U-G
Lehrer:
Ja
super! Bravo! Du bist eine Runde weiter.
Felix.
Buchstabiere mir bitte Administration.
Felix:
A-D-M-I-N-I-S-T-R-A-Z-I-O-N
Lehrer:
Leider
falsch Felix. Du musst noch viel üben. Aber beim nächsten Mal
schaffst Du bestimmt die nächste Runde. So jetzt zu Dir Achmed.
Buchstabiere mir bitte das Wort Ei.
Achmed:
E-I
Lehrer:
Ja
super Achmed! Ganz toll! Auch Du bist eine Runde weiter! Hallo Eva!
Du bist jetzt dran. Für Dich habe ich mir ein besonders schönes
Wort ausgesucht. Es heißt Animationsprogramm.
Eva:
A-N-I-M-A-T-I-O-N-S-P-R-O-G-R-A-M
Lehrer:
Das war
jetzt leider gar nix. Das tut mir jetzt echt voll weh, aber das kann
ich Dir so natürlich nicht durchgehen lassen. Schade. Aber lass
Deinen Kopf nicht hängen. Du wirst das schon noch lernen. Nimm Dir
einfach ein Beispiel an Achmed. Du wirst bestimmt auch bald so weit
sein wie er. So jetzt geht’s weiter mit dem Mehmet. Mehmet bist Du
nervös?
Mehmet:
Na
Lehrer:
Bist Du
gut vorbereitet?
Mehmet:
Sicher
Lehrer:
Für
Dich habe ich jetzt ein sehr schönes aber auch sehr schwieriges
Wort. Es heißt Mond.
Mehmet:
Is
leicht: M-O-N-T
Lehrer:
Das ist
leider falsch. Da gehört nämlich ein D am Schluss und kein T.
Mehmet:
Ich
haben gesagt. Ich schwöre! Beim Leben meiner Mutter! Ich schwöre!
Lehrer:
Ach so.
Na dann habe ich mich bestimmt nur verhört. Also Glückwunsch, dass
auch Du dieses voll schwierige Wort so souverän gemeistert hast.
Bravo! Jetzt kommt noch die Sabine dran. Sabine geht’s Dir gut?
Sabine:
Ja
Lehrer:
Ich
frage das deshalb weil Du ja sonst immer so leicht und schnell nervös
wirst und heute sind ja nicht nur Deine Klassenkollegen da, sondern
alle Schüler dieser Schule und viele Eltern auch. Aber Du musst
jetzt gar nicht nervös werden weil Du bist jetzt der Mittelpunkt und
alle schauen auf Dich. Tu einfach so als ob die vielen lieben
Menschen gar nicht da wären. Kann es losgehen?
Sabine:
Ja ich
glaube schon.
Lehrer:
Gut
Sabine. Mein Gott Sie zittert ja bereits schon die Kleine. Also ich
spanne Dich jetzt gar nicht mehr lange auf die Folter sondern lege
gleich los. Ist Dir das Recht Sabine?
Sabine:
Ja
Lehrer:
Ein
bisserl lauter Sabine damit wir Dich alle hören können.
Sabine:
Ist
gut.
Lehrer:
Sabine.
Wie buchstabiert man Bruttosozialprodukt?
Sabine:
B-R-U-T-T-O-S-O-Z-I-A-L-P-R-O-D-U-K-T
Lehrer:
Ähm.
Das ist zwar richtig, kann ich aber leider nicht gelten lassen weil
es aus dem Publikum kam.
Sabine:
Nein
Lehrer:
Aber
bestimmt Sabine. Ich habe es ja ganz deutlich gehört. Aber das macht
gar nix. Du bekommst von mir ganz einfach noch eine zweite Chance.
Wenn Du dann die Aufgabe richtig gelöst hast, dann bist Du eine
Runde weiter. Also pass auf. Das Wort heißt Bewusstseinskampagne.
Sabine:
B-E-W-U-S-S-T-S-E-I-N-S-K-A-M-P-A-G-N-E
Lehrer:
Leider
falsch.
Sabine:
Aber
warum?
Lehrer:
Du hast
ein B statt ein P gesagt. Es tut mir sehr leid.
Sabine:
Aber
das stimmt doch gar nicht!
Lehrer:
Natürlich
nicht. Das B ist falsch. Ganz klar.
Sabine:
Aber
ich habe P und nicht B gesagt.
Lehrer:
Bitte
diskutiere mit mir nicht herum, sondern arbeite an Deiner Aussprache
wenn das wahr sein sollte. Ich denke aber viel eher, dass Du ein
schlechter Verlierer bist. Du solltest Dich wirklich schämen.
Ein paar Runden später
findet das Finale zwischen Mehmet und Mustapha statt. Der kleine
Mustapha gewinnt schließlich den Wettbewerb mit den Wörtern Zug,
Tor, vor, und.
Tags darauf präsentieren
die Medien den kleinen Mustapha als Paradebeispiel für eine
gelungene Integration. Damit die Leistung noch herausragender
erscheint werden ausschließlich mit jenen Kindern, welche bereits in
der ersten Runde ausgeschieden sind, Interviews geführt...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen