Selbstverständlich hat Jean-Claude Juncker sich für die Entscheidung zur Mitbestimmung jetzt Pluspunkte bei Deutschland, Frankreich, Luxemburg und sogar beim „klamaukischen“ Österreich geholt. Viel entscheidender ist es jedoch, dass er nun die Möglichkeit besitzt CETA früher als er es vor wenigen Tagen noch selbst gedacht hätte, zu unterzeichnen. Ja es war auch ein wenig großspurig von ihm zu behaupten, dass man nun wo der abschließende Text der Geheimverhandlungen veröffentlicht wurde nun gar nix mehr daran ändern könne. Es ist Kommissionspräsident Juncker wohl durchaus bewusst, dass mehrere Parlamente das Verhandlungsergebnis kritisieren und vielleicht sogar ablehnen werden.
Wir stellen uns also vor, dass CETA am
27. Oktober 2016 in Kraft tritt. Danach stimmt z. B. Österreich
gegen die Ratifizierung des EU-Kanada-Abkommens. Was passiert nun?
Wird Kommissionschef Jean-Claude Juncker den aus verhandelten und
bereits unterschriebenen Pakt mit Kanada umgehend in tausend Stücke
zerreißen und die Kanadier davon verständigen, dass das Abkommen ab
sofort nicht mehr gilt? Nein! Das wird mit Sicherheit nicht
passieren! Der Vertrag würde weiterhin gelten! Der nächste Schritt
wäre nämlich, dass sich die EU-Höchstrichter mit dem Fall befassen
müssten. Sie entscheiden danach ob das österreichische Referendum
bzw. das Abkommen mit Kanada EU-rechtens ist und wie man letztendlich
CETA auslegt.
Glaubt irgendjemand wirklich, dass die
nationalen Parlamente über CETA binnen weniger Tag nach der
Ratifizierung zu einer Entscheidung kommen? Glaubt irgendjemand
wirklich, dass die EU-Höchstrichter über ein negatives Referendum
Ergebnis einer Nation binnen weniger Tage oder Wochen entscheiden
werden? Das wird sich vermutlich bis ins nächste Frühjahr
hineinziehen und die EU-Kommission nicht müde wird zu betonen,
welche großartigen Vorteile uns CETA gebracht hat. Wer weiß,
vielleicht wird es nach einem Entscheid der EU-Höchstrichter sogar
zu der Umformulierung oder gar Streichung einiger
kleinerer/unbedeutenderer Punkte des Pakts mit Kanada kommen...
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