Ein Sprung zurück: Am 5.
Mai 2015, bei der Eröffnungsrede zur Rüstungsmesse
IDEF 2015 in Istanbul, sprach der türkische Präsident Erdogan
davon, dass es sein Ziel sei das Bruttosozialprodukt der Türkei bis
zum Jahr 2023 von 800 Milliarden US-Dollar auf 2.000 Milliarden
US-Dollar zu steigern. Die Rüstungsexporte sollten in diesem
Zeitraum gar von 1,6 Milliarden US-Dollar auf 25 Milliarden US-Dollar
gesteigert werden.
Warum wird gerade das Jahr
2023 immer als Wunschziel für die zu erbringenden Leistungen
genannt? Der Grund ist, dass am 29. Oktober 2023 der einhundertste
Geburtstag der Republik gefeiert wird. Staatspräsident
Erdogan will 2023 selbstverständlich immer noch an der
Staatsspitze stehen.
Ist es nicht extrem
irritierend, dass die wichtigsten türkischen Politiker nach all den
Vorfällen der letzten Wochen und Monate ernsthaft daran glauben bis
2023, als vollwertiges Mitglied in die EU zu kommen? Ein Staat in dem
die Medienfreiheit
keinen Platz hat, es willkürliche Verhaftungen gibt, es aufgrund
eines
misslungenen Putschs (war er möglicherweise sogar inszeniert?)
eine Säuberungsaktion
gibt von der mehr als 70.000 Menschen erfasst wurden, Flüchtlinge
zur Erpressung der EU herangezogen werden, sollte in derzeitigen
Situation keine Chance bekommen der EU beizutreten.
Die deutsche Bundeskanzlerin will das
alles aber nicht so eng sein und spricht davon, dass es zwischen
Deutschland und der Türkei eine ganz besondere Verbindung gibt. Sie
meint dabei die etwa drei Millionen Menschen türkischer Abstammung,
welche in Deutschland leben. Selbstverständlich müsse man der
Türkei auch zu großem Dank verpflichtet sein, weil sie im
Flüchtlingszuzug eine entscheidende Rolle spiele. Bitte nicht
vergessen, dass dies ein paar Milliarden Euro „Sponsorgeld der EU“
und die Visumfreiheit (ab Oktober 2016) für türkische Staatsbürger
bedeutet. Die vollständige Aufhebung der Visumspflicht bis zum Jahr
2017 hat im Jahr 2015 übrigens der EU-Kommissar für
Nachbarschaftshilfe, Johannes (Gio) Hahn, in Aussicht gestellt...
Jürgen Trittin
(Die Grünen) spricht im Gegensatz zu Angela Merkel davon, dass die
Türkei mit ihrer derzeitigen Politik das Flüchtlingsproblem eher
verschärft als entspannt. Die Menschen werden zunehmend auch aus der
Türkei fliehen...
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