Herr
Landbauer ist ja auch wirklich arm. Was kann er dafür, dass in
seiner Burschenschaft ein Liederbüchlein neu heraus gegeben wurde,
in dem es ein so schönes Lied mit unter anderem folgender Textzeile
gab: “Gebt
Gas, ihr alten Germanen, wir schaffen die siebte Million“.
Jetzt einmal ehrlich... wer wird denn schon so wehleidig, wegen einem
kleinen Aufruf zum Massenmord sein... solcherlei Textpassagen waren
in dem lieben Gesangsbüchlein sowieso geschwärzt und außerdem war
der kleine Udo, als das Liederbuch herausgegeben wurde, erst elf
Jahre alt...
Der
Bumsti Strache hat übrigens auch gemeint, dass die FPÖ rein gar
nichts mit Burschenschaften zu tun habe... Diese Aussage ist ein
wahrer Meilenstein und an Dreistigkeit kaum zu überbieten. Der
liebe, unschuldige H.C. Strache ist selbst Mitglied bei der
Burschenschaft Vandalia Wien. Dafür hat er sogar einen
Sonderbeschluss gebraucht, weil er nämlich keine Matura besitzt und
diese ansonsten Grundvoraussetzung für die Aufnahme ist. Norbert
Hofer ist Burschenschafter bei der Marko Germania, Pinkafeld –
diese Marko Germania ist aber auch gewiss ganz anders als jene Marko
Germania in Wiener Neustadt... Herr Graf ist Burschenschafter bei der
vom österreichischen Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften
Olympia und der Herr Gudenus hat sich anscheinend nicht entscheiden
können und ist deshalb zur Sicherheit gleich einmal zwei
Burschenschaften (Aldania und Vandalia Wien) beigetreten. Doppelt
hält halt bekanntlich besser...
Ich
halte also noch einmal fest und betone, dass die FPÖ nichts mit
Burschenschaften am Hut hat. Es ist lediglich ein Zufall, dass etwa
40% der FPÖ Nationalratsabgeordneten einer Burschenschaft angehören.
Ein kleiner Zahlenvergleich: in Österreich gibt es ungefähr 4.000
Burschenschafter. In Prozenten ausgedrückt sind dies ca. 0,04 % der
Bevölkerung. Bei 183 Nationalratsabgeordneten dürfte also, rein
statistisch betrachtet, kein einziger Mandatar einer Burschenschaft
angehören. Witzigerweise „bekleiden“ zwei Burschenschafter sogar
einen Ministerposten.
Die
Burschenschaft Germania zu Wiener Neustadt
Sie
wurde im Jahre 1917 gegründet und hat folgenden Leitspruch: Deutsch
und treu in Not und Tod
Die
Germania ist eine schlagende Verbindung und lukriert ihre Mitglieder
aus der HTL Wiener Neustadt, dem Militärrealgymnasium und aus allen
Gymnasien Wiener Neustadts (eh nur aus der Oberstufe). Böse Menschen
unterstellen der schlagenden Verbindung, deutschnational und
rechtsextrem zu sein. Die 70 Mitglieder kennen keine E-Mails. Sie
bezeichnen derlei Nachrichten nämlich als „Strompost“ und weil
die Monate Februar und Juni gar so furchtbar grässlich klingen,
haben sich die Mitglieder dazu entschlossen ihnen bei
Veranstaltungshinweisen, den korrekten altgermanischen Namen
„Hornung“ (Februar) und „Brachmond“ (Juni) zu geben.
Die
akademische Burschenschaft Olympia
2003
hat man den mittlerweile verstorbenen Neonazi-Sänger Michael Müller
eingeladen. Er war damals für sein Lied "Bei
sechs Millionen Juden, da fängt der Spaß erst an"
bekannt.
Wie begrüßt die
Olympia, mögliche neue Mitglieder? Das sieht folgendermaßen aus:
Bist Du normal geblieben, sind Political Correctness und
Genderwahn spurlos an Dir vorbeigezogen? Du empfindest Gemeinsinn und
Fröhlichkeit als unverzichtbar und betrachtest Aufrichtigkeit,
Pflichtbewusstsein und Studienerfolg als Zeichen Deiner
Charakterstärke? Dann laden wir Dich ein, die schärfste
Burschenschaft Wiens kennenzulernen!
Die
Wiener akademische Burschenschaft Teutonia
Die Teutonia
hatte seit ihrer Gründung 1868 großen Anteil an der Entwicklung der
burschenschaftlichen Bewegung und teilte in ihrer 150jährigen
Geschichte das wechselvolle Schicksal der Deutschen in der Habsburger
Monarchie und später in der österreichischen Republik...
2010 forderte die Burschenschaft in einem
an der Universität Wien verteilten Flugblatt, halb Europa wieder an
Deutschland anzuschließen.
Was ist eine Mensur?
Immer wieder taucht bei den schlagenden Burschenschaften der Begriff
Mensur auf. Was ist das eigentlich?
In ganz Europa gibt es ca. 400 fechtende Studentenverbindungen. Nach
meinem heutigen Wissenstand befinden sich davon 376 in Deutschland,
ein paar Dutzend in Österreich, 13 in der Schweiz und je eine in
Lettland und Ungarn.
Jährlich sind es etwa 4.000 Studenten, welche eine Mensur austragen.
Dieses Antreten mit der blanken Waffe findet nicht öffentlich statt.
Wer zwei Partien austrägt wird vom Fuchs zum Corpsburschen
„befördert“. Nach der fünften Mensur ist man ein inaktiver
Corpsbursch und ist das Studium beendet, mutiert man zum „Alten
Herr“.
Diejenigen, welche eine Mensur austragen nennt man Paukant. Eine
Mensur dauert insgesamt 30 Gänge. Manchmal kommt es vor, dass nach
diesen 30 Durchgängen, beide Paukanten ohne Verletzung geblieben
sind. In der Mehrzahl der Auseinandersetzungen endet die Partie mit
einem Treffer, welcher zumeist einen oberflächlichen Schnitt
hinterlässt. Dieser blutet und die Verletzung wird an Ort und Stelle
genäht.
Wozu ist eine Mensur gut?
Für die Burschenschaften trägt eine Mensur zur
Persönlichkeitsbildung bei. Der Paukant muss technisch sauber
fechten. Darüber stimmen am Ende die Corpsbrüder ab. Für einen
technisch, sauberen „Kampf“, hat der Paukant die nötige
Disziplin aufzubringen. Darunter versteht man, dass man bei der
Mensur niemals zurückweichen darf. Die Partie muss, trotz der
„Chance“ verletzt zu werden, ohne dem Anzeichen einer Furcht zu
Ende gebracht werden. Die Burschenschafter verstehen darunter, dass
man Moral zeigt. Es geht darum, salopp formuliert, die Muttersöhnchen
herauszufiltern. Die Extremsituation, in welcher sich sämtliche
Paukanten befinden, schweißt sie eng zusammen und diese gemeinsame
Erfahrung festigt „das Band fürs Leben“. Oftmals tragen die
Burschenschafter das Band der Verbindung mit dem getrocknetem Blut
von ihren eigenen Mensuren, stolz um die Brust.
Bei den Kämpfen gibt es jeweils einen Sekundanten, welcher von Kopf
bis Fuß geschützt ist. Er kann und darf mit einem Schläger mit
stumpfer Klinge zwischen die Paukanten springen, für den Fall, dass
sich einer der Beiden verschlägt oder gar die Gefahr besteht, dass
der eigene Mann verletzt wird. Beide Sekundanten fallen ein, wenn ein
Gang mit jeweils vier Hieben vorbei ist. Sie dürfen können und
sollen dem Unparteiischen, Regelverstöße anzeigen. Der
Unparteiische ist übrigens ein erfahrenes Mitglied einer dritten
Verbindung. Dieser sagt von sich aus überhaupt nichts . Er richtet
erst dann, wenn es eine Beschwerde gibt. In den Pausen der Mensur
kommt, im wahrsten Sinne des Wortes, die Arbeit des Schleppers zu
tragen. Er hält den Arm des Fechters auf dessen Brusthöhe, damit
seine Muskeln entlastet werden. Außerdem gibt er Fechtanweisungen.
Ein Testant hat wiederum die Aufgabe, nach jedem Gang die Klinge zu
desinfizieren. Dies hilft, um der Infektion einer etwaigen Wunde
vorzubeugen.
Das Ende der Partie ist erreicht, wenn entweder die maximale Anzahl
der Gänge erreicht ist, einer der Paukanten einen Fehler macht oder
es einer der beiden anwesenden Ärzte anordnet.
Was ist die schlimmste Verfehlung eines Paukanten?
Dies ist eindeutig dann, wenn man seinen Kopf im Gang bewegt. Zur
Klarstellung: Nicht einmal dann, wenn man seine Deckung verloren hat
und sieht wie sich die scharfe Klinge des Gegners auf einen zubewegt,
darf man sich wegdrehen oder gar ducken. Dies ist ein Zeichen von
Schwäche und nicht nur verpönt sondern auch streng verboten. Sollte
jemand so dreist sein und seinen Kopf bewegen, so hat er, um die
eigene „Reinigung“ wieder herzustellen, eine zusätzliche Partie
zu bestreiten. Mindestens genau so wichtig ist, dass der Verlierer
des Kampfes – obwohl es ja offiziell gar keinen Verlierer gibt...
den Gewinner zu einem Bierjungen einlädt... Dieser auch Biermensur
genannte Trinkwettkampf soll der Legende nach als eine Parodie auf
die studentische Mensur entstanden sein. Nun geht es darum zwei halbe
Liter in sich hinein zu kippen... Meistens gehen diese Duelle „a
tempo“ also unentschieden aus...
Abschließend sei noch erwähnt, dass die Wunden, welche bei den
Mensuren entstehen und zu Narben führen, von den Trägern stolz als
Schmisse bezeichnet werden...
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