In
Südamerika hat der Coronavirus wohl kein Land mit einer größeren
Härte erwischt, als Ecuador. Die Hafenstadt Guayaquil, welche drei
Millionen Einwohner hat und die größte Stadt des Landes und
gleichzeitig auch das Wirtschaftszentrum ist, steht faktisch still.
Der Coronavirus-Erreger ist, wie in den meisten Ländern
Lateinamerikas, durch europäische Touristen eingeschleppt worden.
Die erste Patientin Ecuadors war eine Seniorin, welche am 14. Februar
aus Spanien zurückkehrte. Zu Beginn zeigte sie keinerlei
Krankheits-symptome und deshalb wurde sie auch erst zwei Wochen
später auf den Virus getestet. Das Ergebnis war positiv und die
Verbreitung des Virus hatte also bereits seinen Lauf genommen.
Wirtschaftlich
ist Ecuador bereits durch den Preisverfall beim Erdöl stark in
Bedrängnis geraten und in akuter Not. Die vom Virus besonders stark
betroffene Küstenregion wurde vom Virus in der Ferienzeit erwischt.
Die Menschen verbrachten zuvor ihren Urlaub in den USA oder in
Europa. Die Ausgangsbeschräkungen sind in Ecuador weit härter als
in Österreich. Jeder muss um 14.00h zu Hause sein. Was auf diese
Nachricht folgte, war der Supergau. Die Menschen stürmten die
Supermärkte und das Einhalten von Abstandsregeln war dabei lediglich
ein Wunschdenken. Ausgenommen von der Ausgangssperre sind die
systemrelevanten Berufsgruppen. Die Bestatter gehören hier nicht
dazu. Dies führte zu den verstörenden Aufnahmen, welche zeigen,
dass die daheim Verstorbenen, von ihren Familienangehörigen, auf der
Straße abgelegt wurden. Es wurden Notfriedhöfe errichtet, um die
Leichen in Särgen aus Pappe zu begraben.
Ein
weiteres Problem ist, dass das Gesundheitssystem in den letzten
Jahren kaputt gespart wurde. Das rächt sich in der jetzigen
Situation. Es gibt viele zu wenige Tests und somit ist die
Dunkelziffer der Pandemie sehr hoch. Folgendes Beispiel hat die
Zeitung „El Universo“ über die derzeitige Lage veranschaulicht.
In der Provinz Guayas sterben monatlich ca. 2.000 Menschen. Vom
1. Jänner bis zum 15. März sind allerdings nicht ca. 5.000 Menschen
gestorben, sondern 14.561. Es ist naheliegend, dass ein Großteil von
ihnen am Coronavirus gestorben ist. Die New York Times hat mit einer
eigens angefertigten Analyse der Sterbedaten ebenso eine Berechnung
der bisherigen, möglichen Coronavirus-Opfer errechnet. Sie geht
davon aus, dass in Ecuador bisher 15-mal mehr Menschen daran
gestorben sind, als von der offiziellen Stellen verkündet.
In
der offiziellen Statistik Ecuadors vom
7. Mai um 8.00h wird festgehalten, dass es bisher 29.420 infizierte
Personen und 1.612 Todesopfer gibt. Präsident Lenin Moreno gab zwar
zu, dass bisher nur unzureichend getestet wurde, hat sich allerdings
bisher gewehrt, den vollen Umfang der Krise einzugestehen.
Für
Geld kann man auch in Ecuador fast alles bekommen. Es ist
beispielsweise möglich einen Test selbst zu bezahlen. Dieser kostet
300 US-Dollar. In Ecuador verdient man im Monat durchschnittlich 400
US-Dollar und somit ist dies für die meisten Personen
unerschwinglich. Bisher gab es in ganz Ecuador 57.000 Tests, wobei es
22.000 positive Fälle gab. Ausreichende Tests finden laut der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst dann statt, wenn höchstens 10
% der getesteten Personen positiv getestet wurden. Von einer
derartigen Quote ist Ecuador weit entfernt. Für die WHO steht fest,
dass in Ecuador bisher lediglich Kranke mit besonders starken
Symptomen getestet wurden.
Dies
lässt darauf schließen, dass die Anzahl der Infizierten noch weit
höher ist.
Ecuador
braucht dringend finanzielle Unterstützung und hat in der
vergangenen Woche, deshalb auch vom IWF einen Notkredit in der Höhe
von 643 Millionen US-Dollar zugesprochen bekommen.
Auf
der ganzen Welt haben sich bisher 4.060.000 Menschen mit dem Virus
infiziert und ca. 280.000 von ihnen sind daran gestorben.
Einige
Länder als Beispiel – folgende Daten stammen vom 10. Mai
USA
1.350.000 Infizierte und 80.000 Tote, Spanien 224.000 Infizierte und
26.000 Tote,
Italien 218.000 Infizierte und 30.000 Tote, Frankreich
138.000 Infizierte und 26.000 Tote,
Indien 63.000 Infizierte und
2.100 Tote (überraschend wenig für 1,3 Milliarden Einwohnern),
Schweiz
30.000 Infizierte und 1.500 Tote, Schweden 26.000 Infizierte und
3.200 Tote,
Polen 15.800 Infizierte und 618 Tote, Österreich 15.700
Infizierte und 618 Tote (richtig es sind fast dieselben Zahlen wie in
Polen – Polen hat aber 38 Millionen Einwohner)
Der
Coronavirus und Brasilien
Die
Zahl der Corona-Toten in Brasilien steigt indes rasant. 157.000
Infizierte und mehr als 10.000 Tote sind der Stand vom 10. Mai. Präsident
Jair Bolsonaro wurde zu den hohen und stark steigenden Zahlen von
Journalisten befragt welche darauf ein harsches: „Na und? Was
soll ich machen?" ernteten. Die brasilianische Bevölkerung
ist über seine Kaltblütigkeit entsetzt und Kritiker werfen ihm
bereits vor, dass er einen Genozid der armen Bevölkerung des Landes
in Kauf nimmt.
Zur
Erinnerung
Als
am 26. Februar der erste Fall von Covid-19 in Brasilien bestätigt
wurde, verharmloste der Präsident die Krankheit als „kleine
Grippe“. Es gab regionale Quarantänen, doch der Präsident
ermunterte die Menschen weiterhin zur Arbeit zu gehen, damit es keine
wirtschaftlichen Einbußen gäbe. Jene Gouverneure und Bürgermeister,
welche sich einst für Schutz- und Quarantänemaßnahmen aussprachen
und die Bevölkerung aufforderten zu Hause zu bleiben und
letztendlich vom Präsidenten overruled wurden, sind nunmehr von
Jair Bolsonaro beschuldigt worden, Schuld daran zu sein, dass es
immer mehr Coronavirus-Opfer gibt. Wie das zusammenpasst, kann kein
Mensch verstehen.
Der
Gouverneur des Bundesstaates Sao Paulo, Joao Doria, rechnete
daraufhin in einer Rede am 29. April, mit dem amtierenden Präsidenten
ab. Er forderte ihn auf aus seiner Blase herauszukommen und seine
kleine Welt aus Hass zu verlassen und lieber jene Krankenhäuser zu
besuchen, welche sich am Rande des Kollapses befinden und weiters
sprach er: „Stoppen Sie diese perverse Politik und hören Sie
auf, die zu stören, die dafür kämpfen, Leben zu retten!“ Der
konservative Politiker Joao
Doria gilt übrigens als möglicher Präsidentschaftskandidat für
das Jahr 2022.
Papst
Franziskus hat am Samstag mit dem Erzbischof von Sao Paulo, Kardinal
Odilo Scherer, telefoniert und sich bei ihm über die Lage, vor allem
der ärmsten Brasilianer*innen erkundigt. Die Zahl der Opfer beträgt
im Bundesstaat Sao Paulo derzeit 3.200. Der Notstand wurde in dieser
Region zwar bis zum 31. Mai verlängert, aber nicht einmal jeder
zweite Bürger hält sich an die Empfehlung zur sozialen Isolation.
Kein Wunder, wenn auch der brasilianische Präsident die Gefahr durch
den Coronavirus so lange heruntergespielt hat.
Brasilien
hat 209 Millionen Einwohner und wenn man sich die Aussichten auf den
Gesundheitsschutz ansieht, dann ist die zukünftige Prognose für die
Bevölkerung besorgniserregend. Die Wissenschaftler stellen in
Brasilien die weltweit höchste Ansteckungsquote fest. Sie beträgt
2,8.
Während
das Gesundheitssystem des Landes also keinen Grund für positive
Nachricht liefert, hat es auch am Internationalen Tag der
Pressefreiheit keine positiven Schlagzeilen aus Brasilien gegeben. Am
Rande einer Demonstration von Anhängern des Präsidenten Jair
Bolsonaro in der Hauptstadt Brasil, ist es zu gewalttätigen
Übergriffen auf Journalisten gekommen. Der
Fotograf Dida Sampaio von der Zeitung Estadão und der Fahrer des
Teams, Marcos Pereira, wurden als erste angegriffen. Danach versuchte
der Reporter der Tageszeitung Folha de São Paulo die beiden zu
verteidigen und musste selbst Schläge einstecken. Nivaldo Carboni,
Journalist von Poder 360, wurde ebenso attackiert. Den Prügelopfern
geht es mittlerweile wieder gut. Die Oppositionspolitiker verurteilen
die Angriffe auf die Journalisten und sehen eine Schuld daran, an der
aggressiven Rede, welche Präsident Bolsonaro bei der Demonstration
vom Stapel gelassen hat.
Drogenkartelle
wegen Corona-Hilfe scharf verurteilt
Die
mexikanischen Drogenkartelle haben sich von Präsident Andrés Manuel
López Obrader harsche Kritik anhören müssen, weil diese die
Bevölkerung in der Corona-Krise unterstützen. Sie haben die
Hilfsleistungen an die Bevölkerung gefälligst zu unterlassen.
Was
ist geschehen?
Die
Drogenkartelle verteilen in der Zeit der Corona-Pandemie Hilfspakete,
welche z. B. Reis, Nudeln, Öl und Hygieneartikel beinhalten. In den
sozialen Netzwerken tauchen immer mehr dieser Fotos und Videos auf,
wo zu sehen ist, wie Mitglieder von Drogenkartellen, die Hilfspakete
an die Bevölkerung verteilen. Auf den Kartons sind jeweils deutlich
sichtbar, die Logos und Schriftzüge der Kartelle zu sehen. Die
Videoaufnahmen zeigen u.a. auch die Tochter des in den USA
inhaftierten Kartellchef „El Chapo“ Guzman. Joaquin Guzman Loera
gibt über die finanzielle Herkunft ihrer diesbezüglichen Mittel
bereitwillig Auskunft. Diese würden aus den Gewinnen der Verkäufe
von Kleidung der Marke „el chapo 701“ stammen. Die Geldquellen
wären also legal. Zu
jenen Kartellen, welche derzeit die meisten Hilfspakete verteilen
zählen: Das Sinaloa-Kartell, das Kartell Jalisco Nueva Generación
und das Golfkartell.
Kritiker
werfen den Kartellen vor, dass es ihnen bei diesen Aktionen darum
geht, Profit aus der Not der Mexikaner*innen ziehen zu wollen. Es
gehe ihnen lediglich darum ihre Macht zu demonstrieren und
Sympathiepunkte bei der lokalen Bevölkerung zu gewinnen.
Die
Hilfsbereitschaft der Drogenkartelle darf nicht über ihr sonstiges
Auftreten hinwegtäuschen. Alleine im März dieses Jahres sind in
Mexiko 2.505 Morde geschehen, welche auf das Konto der organisierten
Kriminalität gehen.
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