Selbstverständlich bin ich kein Prophet, aber gewisse Dinge sind vorhersehbar und dazu zählt auch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass wir mit dem Virus noch ein Jahr leben müssen. Das nächste halbe Jahr wird diesbezüglich besonders hart, weil es kälter wird und vieles nicht möglich sein wird, was uns in den Sommermonaten, zumindest teilweise, von der Corona-Pandemie ablenken konnte. An einem wirksamen Impfstoff wird zwar rund um den Globus gearbeitet, aber vor dem nächsten Frühjahr, da sollten wir uns keinerlei Illusionen hingeben, werden wir wohl nicht mit einem gut verträglichen und wirksamen Impfstoff rechnen können.
Fakt ist, dass das nächste halbe Jahr ein harter Belastungstest für unsere Psyche ist. Wir leiden nunmehr bereits seit fast sechs Monaten unter den Einschränkungen, welcher die Pandemie notwendig macht und deshalb hoffen und sehnen wir wohl alle ein Ende sämtlicher Corona bedingten Maßnahmen herbei. Seine Kolleg*innen nicht mit Handschlag begrüßen zu können, gute Freund*innen nicht umarmen oder/und drücken zu können ist nicht einfach. Menschen, welche schon vor der Corona-Pandemie an psychischen Problemen litten, brauchen nunmehr erst Recht unsere Unterstützung.
Die Situation wird sich im Herbst gewiss verschlimmern und wir müssen aufpassen, dass es keine Hysterie gibt, weil Menschen husten oder niesen. Wir werden uns darauf einstellen müssen, dass es einige Wirtschaftszweige gibt, welche die Zeit bis zum nächsten Frühjahr oder Sommer nicht mehr überleben werden. Zahlreiche Unternehmen werden schließen müssen, weil sie ihre Kreditrückstände nicht mehr bedienen können und es wird ein gewaltiges Heer zusätzlicher Arbeitsloser geben.
Ich bin der Meinung, dass uns gerade in dieser Situation ein bedingungsloses Grundeinkommen retten kann. Denken wir doch an die Familien, deren Kinder zur Schule gehen. Es wird gewiss mehrmals dazu kommen, dass die Kinder einmal in die Schule gehen können und dann wiederum nicht. Wie können die Eltern mit dieser Situation fertig werden? Welche Firma wird es den Eltern ermöglichen, dass sie deshalb jederzeit daheim bleiben können? Werden es nicht wieder vor allem die Frau sein, welche beruflich zurückstecken müssen, weil sie immer noch weit weniger als die Männer verdienen? Wer Arbeitslosengeld beantragt muss sich bereiterklären eine gewisse Stundenanzahl pro Woche arbeiten zu können (ich glaube es sind 25) – wenn das nicht geht, dann gibt es kein Geld. Wie soll das also funktionieren, wenn die Kids vom Unterricht daheim bleiben müssen?
Wir werden in Zukunft lernen müssen mit Viren verschiedenster Art zu leben. Wenn wir nämlich davon ausgehen, dass wir nächstes Jahr den Corona-Virus dank eines Impfstoffs, auch wenn wir jährlich neu auffrischen müssen, unter Kontrolle haben, wird möglicherweise schon bald ein neuer Virus auftauchen, welcher unser Leben gefährdet. Sollen wir deshalb ab sofort im ständigen Lockdown leben? Dürfen wir in Zukunft nicht mehr zu Freiluft-Konzerten oder ins Fußballstadion gehen, um uns zu schützen? Wir können nicht sämtliche Infektionen vermeiden – nicht jetzt und auch nicht in der Zukunft. Es wird wohl viel eher notwendig sein, dass wir Konzepte entwickeln, um Super-Spreading zu unterbinden. Ich denke da gar nicht an Veranstaltungen, sondern vor allem an öffentliche Verkehrsmittel. Mir graut bereits davon, wenn uns die Politiker*innen verkünden werden, dass man halt nix machen kann, weil man in der U-Bahn oder im Autobus keinen Mindestabstand einhalten kann. Ganz ehrlich – da bringt die beste Maske nix, wenn wir alle aneinander kleben.
Ich kann meinen Leser*innen nur folgendes empfehlen: Macht euch bereits jetzt darüber Gedanken, wie ihr das nächste halbe Jahr gestaltet. Die Anzahl der Infektionen wird gewiss massiv steigen und auf ein Niveau klettern, welches jenes vom Frühjahr in den Schatten stellt. Es wird wichtig sein daheim keine Langeweile aufkommen zu lassen und sich in vielen Bereichen zu arrangieren, damit jeder möglichst konfliktfrei durch die schwierige Zeit kommt.
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