Für
alle jene, welche es noch nicht wissen sollten.
In
Österreich gibt es Diskussionen darüber,
ob
die Lehrer nicht nur 20 sondern 22 Stunden unterrichten sollten.
Die
Pädagogen arbeiten angeblich viel zu wenig... wer will tauschen?
Die
Vorbereitung auf den Unterricht, die Korrektur der Hausübungen und
Schularbeiten,
die
Planung von Workshops oder Ausflügen findet außerhalb dieser 20
Stunden statt.
Die
Lehrer würden sich freuen, wenn sie diese Aufgaben im Lehrerzimmer,
erfüllen könnten.
Es
ist allerdings nicht möglich.
Mehrere
Lehrer müssen sich einen Schreibtisch teilen und somit ist in der
Schule
nicht
einmal das arbeiten am eigenen Laptop möglich...
Der
Wiener Bürgermeister Michael Häupl ist jedoch ein Mann der Worte
(also
wirklich nur der Worte...)
und
hat vor kurzem, im Rahmen der 70-Jahr-Feier der SPÖ,
zum
Thema Lehrerarbeitszeit folgende Wortspende vom Stapel gelassen
„Wenn
ich 22 Stunden die Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig und
kann heimgehen.“
Schauen
wir uns nun an wie diese 22 Stunden Woche
bei
unserem Herrn Bürgermeister aussieht !
5
Uhr
Der Bürgermeister
Michael Häupl wird durch eine wichtige sms seines Parteifreundes
Christian Oxonitsch geweckt. Der Inhalt „Jessas Michi mei Freind. Ich habe
gaaanz aaarge Kopfschmerzen. Den zehnten Gspritztn hätte ich
gestern abend im Rahmen unserer sozialistischen Kulturveranstaltung
nicht mehr saufn dürfen. Wie geht’s Dir?“ Der Bürgermeister
hat kein Verständnis für diese körperliche Schwäche seines
Parteifreundes und steht frisch und munter auf, um sich zum Frühstück
ein paar Würstel mit scharfen Senf, Kren und einem kühlen Bier zu
gönnen. Eh nicht daheim. Er geht zum Würstelstand vom Hannes und
spricht dort zur Lage der Nation. Eifriges Nicken der Müllmänner
bestärkt ihn, in seinen Ausführungen.
6
Uhr
Eine Stunde seiner
Arbeit als Bürgermeister ist nun vorbei und begibt sich nun in sein
Büro. Unterwegs trifft er einige Menschen, welche er freundlich
grüßt. Er geht einen kleinen Umweg über den Naschmarkt, um das
Ohr bei den Menschen zu haben und nebenbei auch deshalb, damit er
heute endlich seinen ersten Gspritztn trinken darf. Eine Stunde
später ist der Bürgermeister im Büro und verbucht die letzte
Stunde als PR Aktivität.
7
Uhr
Michael Häupl ist
ein bisserl grantig, weil die grüne Vizebürgermeisterin Maria
Vassilakou schon wieder ein Interview gegeben hat, bei dem er nicht
so gut wegkommt. Er zieht sich mal kurz zu einem guten achterl Wein
zurück. Er wird diese Stunde als Brainstorming verbuchen.
8
Uhr
Der Wiener
Bürgermeister ist mittlerweile wieder voller Energie und Tatendrang
und schickt eine e-mail an seinen Lieblings Fußballverein (die
Wiener Austria). Also genauer gesagt schickt er die mail dem Manager
Markus Kraetschmer. Die Veilchen sind in der heurigen Saison einfach
unter jeder Sau und das muß geändert werden. Er vereinbart mit dem
Manager Kraetschmer ein Treffen um 12 Uhr im Viola-Pub in der
Generali Arena (im Stadion der Austria halt). Die Zeit bis dahin
verbringt er damit um im Internet auf transfermarkt.at nach
günstigen Spielern zu suchen, welche im Sommer zur Austria wechseln
könnten. Eine Liste der arbeitslosen Trainer aus Österreich und
Deutschland, hat er sich von seiner Sekretärin auch bringen lassen.
Das mag zwar auf den ersten Blick zwar nicht viel mit der Arbeit
eines Wiener Bürgermeisters zusammenhängen, aber eine gute Wiener
Fußballmannschaft ist wichtig, um auf dem internationalen Politik
Parkett für Furore zu sorgen (meint zumindest unser Herr
Bürgermeister). Michael Häupl lässt seiner Kreativität freien
Lauf und verbucht die Zeit zwischen 8 und 15 Uhr als Vorbereitung
für eine Wohltätigkeitsveranstaltung.
16
Uhr
Der Wiener
Bürgermeister ist nun also bereits seit 11 Stunden für die Wiener
und Wienerinnen im vollen Arbeitseinsatz. Er schenkt sich aber auch
jetzt keine Erholung und so führt ihn sein Weg direkt in das Café
Landtmann. Weil dort täglich Politiker aus dem nahegelegenen
Parlament anzutreffen sind und der Herr Bürgermeister mit dem einen
oder anderen über ein politisches Thema bei einem „Fiaker“ (das
ist ein schwarzer Kaffee mit Kirschwasser oder Rum „aufgespritzt“
plus Kirsche) plaudert, verbucht er die nächsten drei Stunden als
strategische Planung.
19
Uhr
Michael Häupl zeigt
noch immer keine Anzeichen von Müdigkeit und ist in sein Büro
zurückgekehrt. Er widmet sich den Nachrichtensendungen im ORF und
wird dies in seinem Tagesablauf als Informationskampagne eintragen.
20
Uhr
Bürgermeister
Michael Häupl beweist Steherqualitäten und mischt sich unter das
gemeine Volk. Er wandelt zum Würstelstand bei der Albertina und
genehmigt sich einige Leberkäsesemmeln und ein paar Gspritzte.
Einige Mitbürger erkennen ihn und bitten ihn darum, sich für ein
Selfie zur Verfügung zu stellen. Aufgrund dieser drei Fotos ist für
ihn klar, die letzten beiden Stunden sind eindeutig eine PR Offensive
gewesen.
22
Uhr
Der Wiener
Bürgermeister ist wieder zurück in seinem schönen Büro und
vereinbart bereits den nächsten wichtigen Termin. Mit einigen
Meinungsforschern und Personal Rochade Profis trifft er sich in
Grinzing beim Heurigen, um für die Wiener Gemeinderatswahlen
Prognosen zu erstellen und an deren positiver Umsetzung zu arbeiten.
Nachdem ihm die Wahlen lediglich 40 % der Wählerstimmen bescheren
werden, benötigen die Sozialisten also vermutlich fünf Abgeordnete
anderer Parteien, um durch einen Fraktionswechsel doch noch in den
Besitz der absoluten Mehrheit zu kommen. Die Listen der gegnerischen
Parteien werden genaustens analysiert, die Vermögensverhältnisse
der Kandidaten durchleuchtet und das Privatleben nach schockierenden
Ereignissen durchstöbert.
3
Uhr
Die Ergebnisse stehen
fest. Man ist frohen Mutes die nötigen Abgeordneten abwerben zu
können und so nach der Wahl wieder die absolute Mehrheit zu
erlangen. Es ist zwar geradezu unglaublich aber wahr. Der Wiener
Bürgermeister hat Wort gehalten. Ja sogar mehr noch. Er hat sich
selbst übertrumpft. Nachdem er in Grinzing drei Flaschen guten
Weins getrunken hat und nebenbei diese bemerkenswerten Ergebnisse
erzielen konnte, beendet Michael Häupl seinen umfangreichen
Arbeitstag. 22 Stunden ununterbrochen im Einsatz zum Wohle der
Wiener Bevölkerung lassen keinen Zweifel daran aufkommen –
Michael Häupl ist jener Bürgermeister, den diese Stadt verdient.
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