Donnerstag, 16. April 2015

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl und seine 22 Stunden Woche

Für alle jene, welche es noch nicht wissen sollten.

In Österreich gibt es Diskussionen darüber,
ob die Lehrer nicht nur 20 sondern 22 Stunden unterrichten sollten.

Die Pädagogen arbeiten angeblich viel zu wenig... wer will tauschen?
Die Vorbereitung auf den Unterricht, die Korrektur der Hausübungen und Schularbeiten,
die Planung von Workshops oder Ausflügen findet außerhalb dieser 20 Stunden statt.

Die Lehrer würden sich freuen, wenn sie diese Aufgaben im Lehrerzimmer, erfüllen könnten.
Es ist allerdings nicht möglich.
Mehrere Lehrer müssen sich einen Schreibtisch teilen und somit ist in der Schule
nicht einmal das arbeiten am eigenen Laptop möglich...

Der Wiener Bürgermeister Michael Häupl ist jedoch ein Mann der Worte
(also wirklich nur der Worte...)
und hat vor kurzem, im Rahmen der 70-Jahr-Feier der SPÖ,
zum Thema Lehrerarbeitszeit folgende Wortspende vom Stapel gelassen

Wenn ich 22 Stunden die Woche arbeite, bin ich Dienstagmittag fertig und kann heimgehen.“

Schauen wir uns nun an wie diese 22 Stunden Woche

bei unserem Herrn Bürgermeister aussieht !


5 Uhr 
Der Bürgermeister Michael Häupl wird durch eine wichtige sms seines Parteifreundes Christian Oxonitsch geweckt. Der Inhalt „Jessas Michi mei Freind. Ich habe gaaanz aaarge Kopfschmerzen. Den zehnten Gspritztn hätte ich gestern abend im Rahmen unserer sozialistischen Kulturveranstaltung nicht mehr saufn dürfen. Wie geht’s Dir?“ Der Bürgermeister hat kein Verständnis für diese körperliche Schwäche seines Parteifreundes und steht frisch und munter auf, um sich zum Frühstück ein paar Würstel mit scharfen Senf, Kren und einem kühlen Bier zu gönnen. Eh nicht daheim. Er geht zum Würstelstand vom Hannes und spricht dort zur Lage der Nation. Eifriges Nicken der Müllmänner bestärkt ihn, in seinen Ausführungen.



6 Uhr 
Eine Stunde seiner Arbeit als Bürgermeister ist nun vorbei und begibt sich nun in sein Büro. Unterwegs trifft er einige Menschen, welche er freundlich grüßt. Er geht einen kleinen Umweg über den Naschmarkt, um das Ohr bei den Menschen zu haben und nebenbei auch deshalb, damit er heute endlich seinen ersten Gspritztn trinken darf. Eine Stunde später ist der Bürgermeister im Büro und verbucht die letzte Stunde als PR Aktivität.



7 Uhr 
Michael Häupl ist ein bisserl grantig, weil die grüne Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou schon wieder ein Interview gegeben hat, bei dem er nicht so gut wegkommt. Er zieht sich mal kurz zu einem guten achterl Wein zurück. Er wird diese Stunde als Brainstorming verbuchen.



8 Uhr 
Der Wiener Bürgermeister ist mittlerweile wieder voller Energie und Tatendrang und schickt eine e-mail an seinen Lieblings Fußballverein (die Wiener Austria). Also genauer gesagt schickt er die mail dem Manager Markus Kraetschmer. Die Veilchen sind in der heurigen Saison einfach unter jeder Sau und das muß geändert werden. Er vereinbart mit dem Manager Kraetschmer ein Treffen um 12 Uhr im Viola-Pub in der Generali Arena (im Stadion der Austria halt). Die Zeit bis dahin verbringt er damit um im Internet auf transfermarkt.at nach günstigen Spielern zu suchen, welche im Sommer zur Austria wechseln könnten. Eine Liste der arbeitslosen Trainer aus Österreich und Deutschland, hat er sich von seiner Sekretärin auch bringen lassen. Das mag zwar auf den ersten Blick zwar nicht viel mit der Arbeit eines Wiener Bürgermeisters zusammenhängen, aber eine gute Wiener Fußballmannschaft ist wichtig, um auf dem internationalen Politik Parkett für Furore zu sorgen (meint zumindest unser Herr Bürgermeister). Michael Häupl lässt seiner Kreativität freien Lauf und verbucht die Zeit zwischen 8 und 15 Uhr als Vorbereitung für eine Wohltätigkeitsveranstaltung.



16 Uhr 
Der Wiener Bürgermeister ist nun also bereits seit 11 Stunden für die Wiener und Wienerinnen im vollen Arbeitseinsatz. Er schenkt sich aber auch jetzt keine Erholung und so führt ihn sein Weg direkt in das Café Landtmann. Weil dort täglich Politiker aus dem nahegelegenen Parlament anzutreffen sind und der Herr Bürgermeister mit dem einen oder anderen über ein politisches Thema bei einem „Fiaker“ (das ist ein schwarzer Kaffee mit Kirschwasser oder Rum „aufgespritzt“ plus Kirsche) plaudert, verbucht er die nächsten drei Stunden als strategische Planung.



19 Uhr 
Michael Häupl zeigt noch immer keine Anzeichen von Müdigkeit und ist in sein Büro zurückgekehrt. Er widmet sich den Nachrichtensendungen im ORF und wird dies in seinem Tagesablauf als Informationskampagne eintragen.



20 Uhr 
Bürgermeister Michael Häupl beweist Steherqualitäten und mischt sich unter das gemeine Volk. Er wandelt zum Würstelstand bei der Albertina und genehmigt sich einige Leberkäsesemmeln und ein paar Gspritzte. Einige Mitbürger erkennen ihn und bitten ihn darum, sich für ein Selfie zur Verfügung zu stellen. Aufgrund dieser drei Fotos ist für ihn klar, die letzten beiden Stunden sind eindeutig eine PR Offensive gewesen.



22 Uhr 
Der Wiener Bürgermeister ist wieder zurück in seinem schönen Büro und vereinbart bereits den nächsten wichtigen Termin. Mit einigen Meinungsforschern und Personal Rochade Profis trifft er sich in Grinzing beim Heurigen, um für die Wiener Gemeinderatswahlen Prognosen zu erstellen und an deren positiver Umsetzung zu arbeiten. Nachdem ihm die Wahlen lediglich 40 % der Wählerstimmen bescheren werden, benötigen die Sozialisten also vermutlich fünf Abgeordnete anderer Parteien, um durch einen Fraktionswechsel doch noch in den Besitz der absoluten Mehrheit zu kommen. Die Listen der gegnerischen Parteien werden genaustens analysiert, die Vermögensverhältnisse der Kandidaten durchleuchtet und das Privatleben nach schockierenden Ereignissen durchstöbert.





3 Uhr 
Die Ergebnisse stehen fest. Man ist frohen Mutes die nötigen Abgeordneten abwerben zu können und so nach der Wahl wieder die absolute Mehrheit zu erlangen. Es ist zwar geradezu unglaublich aber wahr. Der Wiener Bürgermeister hat Wort gehalten. Ja sogar mehr noch. Er hat sich selbst übertrumpft. Nachdem er in Grinzing drei Flaschen guten Weins getrunken hat und nebenbei diese bemerkenswerten Ergebnisse erzielen konnte, beendet Michael Häupl seinen umfangreichen Arbeitstag. 22 Stunden ununterbrochen im Einsatz zum Wohle der Wiener Bevölkerung lassen keinen Zweifel daran aufkommen – Michael Häupl ist jener Bürgermeister, den diese Stadt verdient.

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