Das ausführlichste
Gespräch mit den Bewohnern von Traiskirchen konnte ich mit jener
Dame führen, welche seit 40 Jahren in Traiskirchen wohnt und ihr
Haus genau vis a vis vom Flüchtlingsheim hat. Sie erzählte mir,
dass ihr die Flüchtlinge sehr leid tun. Noch nie waren so viele hier
untergebracht und niemals zuvor waren die Zustände so desaströs wie
in den letzten Wochen.
Entgegen der
offiziellen Darstellung wonach Mütter mit Kleinkindern, oder gar
Babys, nicht mehr im Freien schlafen müssen, kann mir die Frau
gegenteiliges berichten. Ich selbst sehe später ein etwa drei Monate
altes Baby im Arm seiner Mutter und einige Kleinkinder.
Die Nachbarin
berichtet mir davon, dass seit etwa drei Wochen viele Private kommen,
um zu helfen. Nicht immer sei die Hilfe, welche den Asylwerbern
zugute kommt, ihrer Ansicht nach sinnvoll. Sie erzählt von
Krawatten, Vorhängen, welche den Flüchtlingen überreicht werden...
Sie unterhält sich oftmals mit den Heimbewohnern, welche vor ihrem
Zaun herumlungern. Kein Wunder allerdings wenn sie nicht arbeiten
dürfen, so die Aussage der Frau. Sehr angenehm sei das natürlich
auch nicht immer, wenn hier fast den ganzen Tag bis zu 50 Menschen
vor dem eigenen Garten stehen oder sitzen und sich laut unterhalten.
Der Hund traut sich nur mehr zeitig in der Früh und spät abends
„Gassi gehen“...
Briefe an den
Landeshauptmann von Niederösterreich (Erwin Pröll) zur Verbesserung
der Situation in Traiskirchen nützen nichts. Er hat sich hier noch
nicht einmal blicken lassen. Dafür ist er sich wohl zu fein, der
gute Herr... Sie könne es nicht verstehen warum man die Flüchtlinge
nicht einfach auf mehrere Städte oder Gemeinden aufteilt. Es wäre
besser für sie und die Bevölkerung. Man könnte sie besser betreuen
und die Integration würde einfacher verlaufen...
Der überwiegende
Teil der Bevölkerung lehnt Gespräche über die Flüchtlinge ab. Sie
wollen nichts mehr davon hören und schon gar nicht mehr darüber
reden. Sie fühlen sich von den Politikern im Stich gelassen. Der
eigene Bürgermeister wird mehrmals gelobt. Landeshauptmann Pröll
hingegen, scheint in Traiskirchen zum Staatsfeind geworden zu sein.
Die Bundesregierung kommt zwar in den wenigen Gesprächen auch nicht
besonders gut weg, aber man anerkennt, dass zumindest Bundespräsident
Fischer und Bundeskanzler Faymann hier waren, um die Lage vor Ort zu
sehen. Ganz im Gegensatz zum Herrn Strache, welcher nur ein Großmaul
ist und sich einen Dreck um die Bevölkerung hier schert. Man
berichtet mir davon, dass es vor etwa zehn Tagen hier im
Flüchtlingslager zu Angriffen von Afrikanern (meistens war von
Somaliern die Rede) auf Bürger aus Afghanistan gekommen sei. Es sei
versucht worden ein Zelt anzuzünden und es habe eine regelrechte
Menschenjagd stattgefunden.
Ich habe auch mit
vorwiegend afghanischen Flüchtlingen, sprechen können. Einer von
ihnen hieß Riezo. Er erzählte
mir von seiner Flucht und das er hier nunmehr seit einem Monat und
einer Woche untergebracht ist. Er versicherte mir, dass sich das
Essen in den letzten beiden Wochen gebessert hat. Als er hierher kam
musste man in einer Warteschlange oft bis zu drei Stunden warten bis
man sein Essen bekam. Derzeit kommt man innerhalb weniger Minuten
dran. Er schläft übrigens ebenfalls in einem Zelt, weil drinnen nur
Plätze für Familien vergeben werden.
Nachdem ich
hauptsächlich mit jenen Menschen sprechen konnte (durch den Zaun
hinweg) welche in den Zelten wohnten, erzählten mir die Menschen
davon wie schwierig es sei wenn es geregnet habe. Von den Bewohnern
Traiskirchens habe ich übrigens erfahren, dass es den Privaten
angeblich untersagt wurde, den Flüchtlingen Zelte zu geben. Bei der
Menge an Zelten welche ich gesehen habe, dürfte sich allerdings
(wenn es überhaupt wahr ist) kaum jemand daran halten. Vermutlich
sind derzeit etwa 300 Zelte aufgestellt. Diese sind zwar jeweils nur
für ein oder zwei Personen gedacht, aber nachdem was ich gesehen
habe, sind wohl jeweils doppelt so viele Menschen drinnen
untergebracht. Die Flüchtlinge in den Zelten eint vor allem die
Sorge vor den kalten Jahreszeiten. Man hofft darauf rechtzeitig
davor, in ein anderes Quartier verlegt zu werden. Viele Flüchtlinge
bedanken sich übrigens bei mir für die hilfreiche Bevölkerung und
wünschen sich vor allem Obst und Gemüse zu bekommen. Im Lager
bekomme man dies nämlich nur sehr selten.
Ein Skandal spielt
sich allerdings im Inneren des Flüchtlingsheims ab:
Täglich werden
Frauen während der Duschzeiten von anderen Bewohnern sexuell
missbraucht. Das habe ich von den Bewohnern, der einheimischen
Bevölkerung und von freiwilligen Helfern gehört. Es gibt zwar
Duschzeiten welche nur für die Frauen sind, allerdings passt die
hiesige Security nicht auf sie auf. Weil es nicht einmal
Duschvorhänge gibt, ist es den Heimbewohnern möglich, die
Duschenden durch das Fenster zu begaffen. Haben die Frauen „Glück“
bekommen sie nur perverse Anzüglichkeiten zu hören und entblößte
Männer zu sehen... Haben Sie Pech, dann steigen einige durch das
Fenster ein, um sich den Frauen gewaltsam zu nähern... Die Security
hat davon allerdings noch nie etwas mitbekommen und auch die ORS habe
davon noch nie gehört...
Ich selbst habe
keinen einzigen Mitarbeiter der Security in irgendeine Form von
Gespräch verwickeln können... Ich finde es auch sehr befremdend,
dass es Ärzten, NGOs, Bloggern und Journalisten nicht gestattet ist
in das Lager zu kommen...
Nachdem ich einige
Zeit in Neudörfl gewohnt habe und sich dort ein Flüchtlingsheim
befindet, habe ich einen direkten Vergleich welcher Traiskirchen
diesbezüglich in ein furchtbares Licht stellt. In Neudörfl kann
jeder das Areal betreten, mit den Flüchtlingen in Kontakt treten und
wenn man will, selbstverständlich auch gerne mithelfen. Bereits bei
meinem ersten Besuch wurde ich von den damaligen Bewohnern mit
offenem Herzen empfangen und zum Frühstück eingeladen...
Ein
Flüchtlingsheim sollte nicht von einem privaten, auf Gewinn
orientierten Unternehmen geleitet werden. Es sollte die Aufgabe von
Profis, z. B. der Caritas, sein.
Wir Österreicher
haben allerdings auch oft eine falsche Vorstellung davon was die
Flüchtlinge eigentlich brauchen. Sie benötigen zuallererst
psychologische Betreuung. Sie müssen ihre Kriegs- und
Fluchterlebnisse verarbeiten, um wieder „halbwegs normal“ zu
funktionieren. Dazu braucht es einer Vielzahl von Sozialarbeitern und
Psychologen. Wenn diese nicht zur Verfügung gestellt werden, dann
handelt es sich um nichts anderes als eine Verwaltung von Menschen.
Die Menschen
brauchen außerdem eine Beschäftigung. Wenn jemand aus Afghanistan,
Syrien oder dem Irak kommt, so
wird er mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit bei uns
bleiben dürfen. Es wäre also sinnvoll, wenn diese Leute sofort (vom
ersten Tag an) einen Deutschunterricht bekommen. Es ist unerlässlich
die Sprache jenes Staates zu lernen indem man sich aufhält und
bleiben will. Die Sprache ist der wichtigste Schritt zur Integration.
Den Flüchtlingen
ist es übrigens nicht so wichtig, ob sie ein schönes Bett haben. Es
reichen ihnen Matratzen und das tägliche Essen. Jene Menschen,
welche ihre Heimat verlassen haben weil es dort Krieg gibt und auch
die Flucht kein Honiglecken war, sind über eine tägliche Mahlzeit
und eine Matratze, in einem Land in dem Frieden herrscht, sehr
glücklich.
In meinen
persönlichen Gesprächen habe ich oftmals mitbekommen wer mit der
Situation im Flüchtlingslager, trotz allem, sehr zufrieden ist und
wem im Gegensatz dazu alles zu schlecht ist und ständig nur
fordert...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen