Nachdem die fünf
Spitzenkandidaten der Wiener Wahl
mit dem von Herrn
Bundeskanzler Faymann gelenkten Taxi
ins eigens für sie
errichtete Wahllokal am Küniglberg gebracht wurden,
erleben wir sie nun
nacheinander
beim Eintritt in die
Wahlzelle
2. Teil
Wie
es sich den ORF Statuten nach gehört, betreten die Kandidaten nach
dem Ergebnis der Wahl von 2010 die Wahlzelle. Es beginnt also der
Wiener Bürgermeister Michael Häupl.
Häupl:
Auf
geht’s! Danke für die Ausfüllzettel. Hobts ihr ka onderes Kuvert?
I man, muas i des jetzt echt in a blaues einegebn? Na guat. Mich
kann nichts stoppen. Ihr werdet schon sehen Kinder.
Kräftig
durchschnaufend schnappt sich Bürgermeister Häupl das blaue Kuvert
und schreitet mit den „Ausfüllzetteln“ in der Hand, gewichtigen
Schrittes in die Wahlzelle.
Häupl:
Jo
gibt’s denn des! Hob i scho wieda mein Kuli daham vergessn. A do is
e ana. Passt. Na servas des is a launge Listn. A do samma scho. SPÖ.
So jetzt muas i do mei Kreizl hinmochn.
Wahlhelfer:
Etwas
leiser bitte. Man kann alles hören!
Häupl:
Na
daun hoit da hoit de Ohrwaschln zua wenn da wos net passt! So a
Rotzpiepn. Oba wurscht. So die Kreizln hob i gmocht. Jetzt no a
Vorzugsstimme für mein Buam. Fertig. Nau wie hob i des wida gmocht.
Super. Afoch super.
Glücklich
verlässt Bürgermeister Häupl die Wahlzelle, verweilt einige
Sekunden vor der Wahlurne, um dann sein Kuvert... doch daneben zu
werfen... Das Malheur ist schnell behoben und der strahlende Michi
zielt beim zweiten Mal besser. Drin ist das Kuvert. Als nächster
Kandidat ist der große Herausforderer H.C. Strache an der Reihe.
Strache:
Danke
für das wunderschöne Kuvert. Na bitte! Fangt ja schon gut an! Net
wahr.
Auf
einmal hört man Maria Vassilakou kichern
Vassilakou:
Rosa
Strapse
Strache:
in
diesem Moment verkrampft sich ganz kurz sein Gesicht, um dann
souveräne und schnellen Schrittes die Wahlzelle zu erreichen.
Zack
und Zack. Jawohl bei der Gemeinderatswahl die FPÖ und bei der
Bezirksvertretungswahl auch die FPÖ. Hervorragend! Jetzt noch die
Vorzugsstimme... Natürlich für mich, für wen denn sonst? Die
Stenzel die oide Schreckschraubn vielleicht... na sicher net. Fuck!
Des gibt’s doch net!
Wahlhelfer:
Ist
alles in Ordnung Herr Strache?
Strache:
Nix
is in Ordnung. Ein kleines Hoppala ist mir passiert. Ich brauch einen
neuen Wahlzettel.
Wahlhelfer:
Das
geht nicht.
Strache:
Was
heisst das geht nicht? Das muß gehen! Ich hab mich verschrieben!
Wahlhelfer:
Wie
verschrieben?
Vassilakou:
Wahrscheinlich
hat er ein Kreuzerl bei blau und eines bei schwarz gemacht. Für
seinen Koalitionswunsch. Hat der Herr Strache wohl zu viel
„Überflieger“ gelesen, gell?
Strache:
Ach
lassens mich doch in Ruh! Ich hab mich nur in der Zeile vertan. Also
ich hab den Namen meiner Vorzugsstimme dort eingetragen wo sonst die
Grünen ihren Vorzugsstimme hingeben sollten.
Wahlhelfer:
Da
kann man halt leider nix machen. Na Schmäh. Sie dürfen zu mir
kommen, den Zettel zerreissen, dann bekommens einen Neuen von mir.
Strache:
Na
zum Glück. Das wäre jetzt was gewesen. So danke. Auf ein Neues
Beim
zweiten Versuch klappt alles Bestens und stolz und erleichtert wirft
H.C. Strache das Wahlkuvert in die Urne
Juraczka:
Jetzt
bin aber ich dran. Die Stimme der Vernunft.
Strache:
Wird
wohl ihre letzte Wahl als Parteichef der Wiener ÖVP.
Juraczka:
Lassens
mich in Ruhe Sie Prolet!
Nach
zwanzig Minuten kehrt ein völlig verschwitzter Manfred Juraczka aus
der Wahlzehle zurück.
Häupl:
Sog
amoi wos host denn do drin so long gmocht?
Juraczka:
Ich
entscheide ja nicht nach Gefühl, sondern mit dem Verstand.
Verstehst?
Häupl:
Und
weiter?
Juraczka:
Also
bin ich im Kopf noch einmal alle pro und contra jeder Partei
durchgegangen um mich dann für die ÖVP zu entscheiden.
Meinl:
Sehr
gewissenhaft der gute Mann. Muss ich schon sagen. Das nächste mal
bitte ein bisserl länger nachdenken und dann richtig entscheiden.
Falls Du am Abend zurücktreten musst, kann ich Dir danach gerne ein
Jobangebot bei den NEOS unterbreiten. Fachlich bist Du ja echt
super, aber verkaufen kannst es halt nicht...
Juraczka:
Herzlichen
Dank liebe Beate. Ach ja und als ich mich für die ÖVP entschieden
habe, habe ich mir noch einmal sämtliche unserer Kandidaten und
ihre Listenplätze angesehen. Zuerst wollte ich jemanden von weiter
vorne die Vorzugsstimme geben, aber dann habe ich mir gedacht, dass
der meine Vorzugsstimme eh nicht braucht, weil er es sowieso in den
Gemeinderat schaffen wird. Als ich mich dann für jemanden weit
hinten in der Liste entschieden habe, dann habe ich darin auch
keinen Sinn gesehen, weil wir bestimmt nicht so viele Stimmen
bekommen würden, damit er den Einzug schafft. Selbst dann nicht,
wenn er durch eine enorme Anzahl von Vorzugsstimmen sich um 20
Plätze verbessern würde. Also habe ich mich letztendlich dazu
entschlossen gar keine Vorzugsstimme abzugeben.
Strache:
Na
schau. So brav ist unser Mandi. Du hättest Dir was gönnen und Dich
selbst wählen sollen. Dann hättest wenigstens eine Stimme
bekommen.
Juraczka:
Das
macht hoffentlich eh meine Frau.
Wahlhelfer:
Weiter
geht’s nun mit der Frau Vassilakou.
Vassilakou:
Hu
Hu Bärli! So und jetzt machen wir Geschichte! Ich werde grün wählen
und dann hamma wieder rot/grün. Wirst schon sehen Knuddelbärli.
Häupl:
Meine
Güte. Du könntest ja echt liab sein, wenn Du net manchmal so an
Huscher hättest. Unfassbar die Frau.
Strache:
Herr
Häupl. Machen Sie sich keine Sorgen. Als derjenige Spitzenkandidat
dessen Partei die meisten Stimmen bekommen wird, werde ich auch
ihnen, jawohl sogar zuallererst ihnen ein Koalitionsangebot
unterbreiten. Auf einem Schlag könnten sie die seltsame Griechin
ein für allemal losewerden! Na ist das kein Angebot!?!
Vassilakou:
Das
habe ich gehört Herr Strache! Huch! Du meine Güte! Auf dem
Wahlzettel gibt es einen Fehler!
Wahlhelfer:
Welcher
denn?
Vassilakou:
Da
steht statt H.C. Strache, H.C. Strapse!
Strache:
Hörens
auf! Das geht jetzt bereits unter die Gürtellinie!
Vassilakou:
War
ja nur ein Witz. Verstehens etwa keinen Spaß? Bin schon fertig! Auf
geht’s Beate. Jetzt bist Du dran!
Meinl:
Bin
schon da!
Wahlhelfer:
Frau
Meinl!
Meinl:
Ja
was ist denn?
Wahlhelfer:
Sie
müssen sich noch ihre Wahlzettel und das Kuvert holen.
Meinl:
Ich
freu mich halt so, dass es gleich losgeht.
Erhobenen
Hauptes, über das ganze Gesicht strahlend und mit eleganten
Bewegungen betritt sie ihre Wahlzelle
Meinl:
leise
vor sich hinmurmelnd
Wo
sind denn meine NEOS? Na geh so weit unten... Jetzt noch meinen
schönen pinken Kuli rausnehmen... alles brav ankreuzen... fertig.
Jetzt ganz langsam rausgehen und ganz lange bei der Wahlurne stehen
bleiben, Blitzlichtgewitter abwarten und dann ganz langsam das
Kuvert reinwerfen.
Nachdem
auch die Chefin der NEOS ihr Kuvert in die Wahlurne geworfen hat,
kommen die fünf Damen und Herren noch kurz zusammen, um den Medien
ein schönes gemeinsames Foto zu ermöglichen.
Auf
dem Foto wirft sich Maria Vassilakou dem Bürgermeister Häupl an den
Hals und vergisst dabei nicht seine Wange zu küssen. Bürgermeister
Häupl versucht H.C. Strache den verachtenwertesten Blick seiner
Politikerlaufbahn zuzuwerfen, H.C. Strache zeigt sein strahlendstes
Siegerlächeln, Manfred Juraczka blickt im denkbar ungünstigsten
Moment auf seine Uhr und Frau Beate Meinl bekommt ihren Dauergrinser
nicht mehr aus ihrem Gesicht. Nach dem Foto eilen die Politiker
blitzschnell in ihre Parteizentralen.
Was
sich in der jeweiligen Parteizentrale nach der 1. Hochrechnung
wirklich abspielte erfährt ihr im nächsten Teil.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen