Überflieger:
Herr
Häupl! Haben Sie bereits die Weichen für ihre Nachfolge als Wiener
Bürgermeister gestellt? Wer wäre denn ihrer Ansicht nach dafür
prädestiniert, in fünf bis zehn Jahren, ihr Nachfolger zu werden?
Häupl:
Ich
will jetzt und hier mit aller Deutlichkeit klarstellen, dass mir das
ziemlich egal ist, weil ich schon seit langer Zeit gar nicht mehr
Wiener Bürgermeister bin!
Überflieger:
Wie
bitte? Davon hat aber doch noch niemand etwas mitbekommen? Es gab
keine Meldung dazu und Sie haben doch nicht einmal vor der
versammelten Presse abgedankt. Wie kann es also sein, dass Sie nicht
mehr Bürgermeister unserer liebenswerten Stadt sind?
Häupl:
Also
erstens habe ich ja in den letzten beiden Jahren sowieso nur noch
halbtags gearbeitet und außerdem liegt das an diversen
Missverständnissen.
Überflieger:
Wie
kann es da zu Missverständnissen kommen?
Häupl:
Naja,
ich habe im letzten Herbst viel Zeit im Rathauskeller verbracht und
weil mich dort viele Leute gesehen und erkannt haben dachten sie,
dass ich immer noch der Bürgermeister bin. Das setzte sich über
Weihnachten fort, als man mich mehrmals im Café Landtmann getroffen
hat und weil mir das schon zu blöd war, dass ich nicht einmal als
Pensionist irgendwo meine Ruhe haben kann, bin ich dann seit Anfang
dieses Jahres fast ständig ins Hawelka gegangen. Dort waren
wiederum die ganzen Künstler begeistert, weil ich mir die Ehre gab
dort zu erscheinen.
Überflieger:
Warum
haben Sie denn niemanden darüber informiert, dass Sie als
Bürgermeister zurückgetreten sind?
Häupl:
Na
das ist vielleicht eine naive Frage. Wenn ich in der Öffentlichkeit
unterwegs war und zur Klarstellung ansetzen wollte, hat man mich
nicht einmal ausreden lassen. Ich wurde niedergeschwafelt, man hat
mir auf die Schultern geklopft und weg waren sie. Bin ich zu einer
Pressekonferenz gegangen, mit der eigentlichen Absicht meinen
Rücktritt bekannt zu geben, hat man mir sofort Fragen zur
Bundespräsidentenwahl, zur Regierung, zum Rücktritt von Erwin
Pröll und dem Herrn Pühringer gestellt und als ich endlich mit
meinen diesbezüglichen Ausführungen fertig war, haben die
Schreiberlinge sofort das Foyer verlassen und ich stand alleine da
und konnte wieder nicht verkünden, dass ich zurücktreten will.
Überflieger:
Ja
aber wer hat denn dann gewusst, dass Sie nicht mehr in Amt und Würden
sind oder besser gesagt sein wollen?
Häupl:
Na
eigentlich niemand. Ich habe dann für mich selbst beschlossen nicht
mehr Bürgermeister zu sein und mir gedacht, dass das eh jeder
merken wird. Ich habe sogar auf mein Gehalt als Bürgermeister
verzichtet und niemand hat es bemerkt!
Überflieger:
Sie
haben auf ihr Gehalt verzichtet? Wie lange schon?
Häupl:
Seit
drei Monaten.
Überflieger:
Hat
man Sie denn gar nicht gefragt, warum Sie das Geld nicht mehr haben
wollen?
Häupl:
Nein.
Ich habe es zwar weiterhin auf mein Konto bekommen, aber nicht
angerührt.
Überflieger:
Herr
Häupl, jetzt aber einmal ehrlich. Nur weil Sie das Geld nicht
verwenden, haben Sie es ja trotzdem bekommen. Wann werden Sie die
Öffentlichkeit und ihre Parteifreunde endlich davon in Kenntnis
setzen, dass Sie keine Lust mehr haben den Bürgermeister zu
spielen?
Häupl:
Ich
weiß, dass es für viele sehr schwierig zu glauben ist, aber ich
habe ja auch ein Herz und das leidet unter den derzeitigen Umständen
wohl am meisten. Sie können sich gar nicht vorstellen wie furchtbar
es ist unter diesen Voraussetzungen mit gewissen Politkollegen zu
verkehren. Der Strache regt mi ständig so oarg auf, dass i mi ohne
die Mary schon goar nimma ins Rathaus trau!
Überflieger:
Lieber
Herr Häupl jetzt lenkens bitte net ab! Wann werden Sie offiziell
zurücktreten?
Häupl:
Wie
hat schon einst ein begnadeter Bundeskanzler gesagt? Es ist alles
sehr kompliziert... Ich muss den richtigen Zeitpunkt
erwischen, damit Wien jenen Bürgermeister bekommt, welchen es sich
wirklich verdient und das ist, mit Verlaub, aus der eigenen Partei
fast nicht zu finden! Des san jo ollas nur Wappler und deshalb bin
ich gezwungen meinen Abschied von der Politbühne, so lange wie
möglich geheim zu halten. Samma uns ehrlich! Wer wird denn die
Sozis noch wählen waun i nimma do bin? Na oiso!
Überflieger:
Gibt
es denn niemanden, dem Sie es zutrauen würden ihr Amt so zu führen,
dass Sie es mit Ruhe und Zufriedenheit übergeben könnten?
Häupl:
Nein!
Überflieger:
Und
jetzt?
Häupl:
Jetzt
trink i mein Maria Theresia Café (kleiner gestreckter Mokka
mit zu gleichen Teilen Orangenlikör und Weinbrand) aus
und geh zu meiner Wiener Austria ins Viola Pub und triff mi mit
meine Hawara. Jawohl! Jetzt fällt mir ein, wer neuer Bürgermeister
wird! Der Mag. Markus Kraetschmer wird es !
Überflieger:
Der
Vorstandsvorsitzende von der Wiener Austria? Was befähigt den guten
Mann dazu?
Häupl:
Das
ist doch eigentlich vollkommen logisch. Er kommt ursprünglich aus
dem Bankensektor, ist ein echter Managertyp, verkörpert aber wie
kein Zweiter, außer dem Christian Kern natürlich, den Prototyp
eines Machers welcher sich trotzdem in den Niederungen des
Prolotariats bestens auskennt. Kurz und gut ist er ganz einfach
jung, dynamisch und mein Freund. Ich werde ihm das Bürgermeister
Angebot gleich heute bei einem gepflegten Bier unterbreiten.
Überflieger:
Na
super...
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