Der „Flüchtlingsdeal“ mit der
Türkei hätte niemals stattfinden dürfen. Europa bzw. die EU hat
sich seine Grenzen selbst zu sichern. Es kann doch nicht die Lösung
sein einen Drittstaat damit zu beauftragen, ihm dafür Milliarden von
Euro zu bezahlen und dann ständig überlegen zu müssen, was wohl
passiert, wenn man sich mit diesem Staat streitet und er danach nicht
mehr daran interessiert ist die getroffenen Vereinbarungen
einzuhalten. Es ist schlicht und ergreifend falsch, sich in eine
derartige Abhängigkeit zu begeben. Wie leicht man sich mit dieser
Vorgangsweise erpressbar macht, muss ich wohl nicht extra erläutern.
Außer den „paar“ Milliarden Euro sicherte die EU der Türkei zu,
die Visabestimmungen zu erleichtern (das geht übrigens auf die Kappe
von Johannes Gio Hahn) und die EU-Beitrittsgespräche zu
beschleunigen. Dafür hätte die Türkei 72 Bedingungen zu erfüllen.
Eine davon hat die Türkei allerdings bereits von Beginn an
kategorisch abgelehnt. Es handelt sich dabei um die Lockerung der
harten türkischen Antiterrorgesetze.
Die EU-Beitrittsverhandlungen mit der
Türkei sollten zumindest so lange wie Premier Erdogan an der Macht
ist (und das kann noch sehr lange dauern), auf Eis gelegt werden. Der
möglicherweise inszenierte Putsch (schwer vorstellbar, dass ein
echter Staatsstreich wirklich so dilettantisch abgelaufen wäre),
spielte Premier Erdogan vollends in die Hände. Niemand in der EU
sollte vergessen, dass von der folgenden „Säuberungsaktion“
mindestens 70.000 Personen betroffen waren, welche so schnell
nach dem Putsch verhaftet oder aus ihren Ämtern enthoben wurden,
dass man mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit davon
ausgehen kann, dass es lange vor dem Putsch, Namenslisten „unbequemer
Personen“. Wer kann da noch an einen Zufall glauben?
Apropos Gegner loswerden. Österreich
ist auf der „Erdoganischen“ Unbeliebtheitsliste ganz oben zu
finden. Das konsequente Auftreten österreichischer Politiker gegen
diverse Auswüchse von Premier Erdogan hat dazu geführt, dass die
Türkei die Beteiligung Österreichs an diversen NATO-Projekten
blockiert. Dies betrifft sowohl politische Veranstaltungen als auch
Militärübungen... Militärübungen Österreichs mit der NATO? Darf
das eigentlich sein? Ja. Österreich arbeitet im Rahmen der
Partnerschaft für den Frieden (PfP) und des Euro-Atlantischen
Partnerschaftsrats (EAPC) mit der NATO zusammen. Herr Erdogan mag es
nicht, wenn sich in einem Staat immer mehr Politiker für den Abbruch
der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aussprechen (obwohl er
mit dem EU-Beitritt innerlich bereits abgeschlossen hat) schon gar
nicht ist es im seinem Sinne, dass Kundgebungen von Anhängern der
türkischen Regierungspartei AKP verboten wurden.
Nach dem Verfassungsreferendum am 16.
April 2017 wird sich das türkische Parlament mit der
Wiedereinführung der Todesstrafe befassen. 2004 wurden sie
abgeschafft, um es leichter bei den EU-Beitrittsverhandlungen zu
haben. Jetzt wünscht sich Premier Erdogan nichts sehnlicher als die
Wiedereinführung
der Todesstrafe. Das dies das endgültige Scheitern der
Beitrittsverhandlungen bedeuten würde, lässt Erdogan kalt.
Ich bin immer noch davon überzeugt,
dass Präsident Erdogan alles unternehmen wird, um sich am 29.
Oktober 2023, zum einhundertsten Geburtstag der Republik, als
unumschränkter Herrscher der Türkei feiern zu lassen. Das scheint
sein Lebensziel zu sein, welchem er alles unterordnet. Am
5. Mai 2015 hat er angekündigt das Bruttosozialprodukt der
Türkei bis zum Jahre 2023 von 800 Milliarden US-Dollar auf 2.000
Milliarden US-Dollar und die Rüstungsexporte von 1,6 Milliarden
US-Dollar auf unglaubliche 25 Milliarden US-Dollar zu steigern.
Es ist nicht zu übersehen, dass sich
die Medienfreiheit
in der Türkei im Sinkflug befindet. Nicht einmal in Deutschland
darf man Herrn Erdogan mit einer Satire begegnen... Es ist allerdings
kein Problem, dass Herr Erdogan, seiner deutschen Amtskollegin Frau
Angela Merkel „Nazi-Methoden“ unterstellt. Er sprach auch
ernsthaft davon, dass in Europa (wenn man sich nur trauen würde),
„Gaskammern
und Sammellager“ zum Thema gemacht werden. Wann ist eigentlich
für Angela Merkel die „rote Linie“ überschritten? Darf man das
alles wirklich nicht so eng sehen? Ist es die große Angst vor dem
Ende des „Flüchtlingsdeals“? Jürgen Trittin (Die Grünen) hat
bereits vor längerer Zeit offen ausgesprochen, dass die Türkei das
Flüchtlingsproblem eher verschärft als entspannt. Warum? Mit der
Fortführung dieser Politik kann man davon ausgehen, dass in den
nächsten Monaten und Jahren immer mehr Türken ihr Land verlassen
wollen/müssen...
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