Nüchtern
betrachtet ist bei diesem Ereignis kein einziger Mensch verstorben
und wenn wir uns im Gegensatz dazu vor Augen führen, dass im
vergangenen Jahr 3.000 und 2017 bereits 600 Flüchtlinge im
Mittelmeer ertrunken sind und es derzeit in Afrika eine Hungersnot
gibt aufgrund derer in Jemen, Nigeria, Somalia und im Südsudan
insgesamt 20 Millionen Menschenleben in Gefahr sind, dann ist die
mediale Berichterstattung dazu geradezu kümmerlich. Eine Hungersnot
wird übrigens erst dann als solche bezeichnet, wenn zwei von 10.000
Einwohnern täglich sterben. Sollten heute in Wien 150 von 10.000
Einwohnern an Hunger sterben, so spricht man nicht von einer
Hungersnot. Man würde erst dann davon sprechen, wenn täglich mehr
als 300 Personen verhungern...
Einige finden es
vielleicht unfair, dass ich die Opfer eines Attentats mit einer
Hungersnot oder dem Ertrinken von Migranten vergleiche. Ich vertrete
auch die Ansicht, dass selbst ein Attentat mit 100 Todesopfern
keinesfalls mehr Aufmerksamkeit bekommen sollte, als die jetzt
stattfindende Hungersnot und wenn ich mir überlege wie lächerlich
gering die Berichterstattung vom 6. April
1994 bis etwa
Mitte Juli 1994, über Ruanda und den grausamen Völkermord der Hutus
an die Tutsi-Minderheit war, na gut da sind ja auch nur eine Million
oder vielleicht sogar eine Million und fünfhunderttausend Menschen
gestorben..., dann wird einem rasch klar, dass nicht jedes
Menschenleben gleich viel wert ist. Ich traue mich sogar zu wetten,
dass fast jeder Befragte raten müsste ob die Hutus die Tutsis oder
die Tutsis die Hutus mit ihren Macheten meuchelten...
Wäre es im
Vergleich nicht logischer, die ersten Seiten einer Tageszeitung mit
der furchtbaren Hungersnot in Afrika zu füllen und dann als
Randnotiz zu erwähnen, dass es ein Attentat auf den Mannschaftsbus
der Dortmunder mit einem Verletzten gegeben hat?
Dieselben Menschen
übrigens, welche es furchtbar fanden, dass die armen Spieler bereits
am nächsten Tag ihr Champions-League Match absolvieren mussten,
schalteten pünktlich zu Spielbeginn die Flimmerkiste ein und
schauten sich das Spiel an. Es war auch nicht zu sehen, dass eine
beachtenswerte Zahl an Fans zu Hause geblieben ist, um gegen die
Entscheidung zu protestieren, dass bereits am nächsten Tag, aus
terminlichen Gründen, gespielt werden müsse. Die Verantwortlichen
hätten ganz schön blöd aus der Wäsche gekuckt, wenn am nächsten
Tag niemand ins Stadion gegangen wäre und sich niemand im Fernsehen
oder mittels Live-Stream die Partie angesehen hätte. Mit einem
derartigen Handeln hätte der Zuschauer die Macht die UEFA zum
Nachdenken zu zwingen...
Wie hat kurz nach
Beginn seiner Amtszeit Papst Franziskus einmal gesagt? „Es gibt
Jugendliche, die im Winter erfrieren – und das ist keine Nachricht
wert, doch wenn die Börsen der großen Städte um drei oder vier
Punkte fallen, dann schon“.
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