Eine kleine Auswahl von Ländern, in
denen im laufenden Jahrzehnt ein Populist die Wahlen gewonnen hat: USA, Ungarn, Polen, Italien,
Österreich, Russland... Oft hört man, dass sich die
BürgerInnen eines Landes den Schlächter selbst ausgesucht haben,
indem sie ihn zum Wahlsieg verhalfen. Das Problem sei, dass der
Durchschnittsbürger derartig schlecht informiert sei, dass er
deshalb diese furchtbaren Entscheidungen treffe. Die Menschen verspürten zunehmend die
Gier nach „einem starken Mann“ als Spitzenpolitiker. Man muss mit solchen Aussagen gehörig
aufpassen. Was passiert nämlich, wenn die höchsten Politiker eines
Landes plötzlich beschliessen uns nicht zur Wahl gehen zu lassen?
Als Begründung dafür könnte dienen, dass der Wähler ja furchtbar
dumm sei und man ihm deshalb möglichst viel von seiner schweren Last
der Entscheidungsfreiheit abnehmen wolle.
Es ist wahr, dass viele BürgerInnen
große „Informationsdefizite“ haben. Um es sich drastisch vor
Augen zu halten, blicken wir deshalb gedanklich in die USA. Dort wird
beinahe jedes Thema als eine Frage der Übereinstimmung mit einer
Partei verstanden. Die Glaubwürdigkeit der Klimaforschung
hängt dort beispielsweise davon ab, ob man Republikaner oder
Demokrat ist und dann passiert es sehr oft, dass kein einziges
Argument der Gegenseite zu einem selbst durchdringt.
Warum wurde beispielsweise Donald Trump
gewählt?
Jeder wusste, dass er die Führungsfigur
einer Partei des Establishments war.
Die Republikaner und ihre Freunde in
den rechten Medien, haben einst damit begonnen ihre Gegner zu
dämonisieren und ihren Anhängern teilten sie mit, dass sie sich
keinesfalls für „Sozialisten europäischer Prägung“ oder/und
anderer unamerikanischer Verhaltensweisen entscheiden sollten. So kam es, dass viele Republikaner für
Donald Trump votierten, obwohl sie ihn als gänzlich ungeeignet
empfanden. In den USA ist die Polarisierung stets
Mittel zum Zweck. Es geht darum, politisches Kleingeld zu „schlagen“
und/oder um den eigenen Profit.
Die große Linkspartei beispielsweise,
wurde in Ungarn deshalb abgewählt, weil sie hauptsächlich durch
eine miserable Wirtschaftsbilanz und Korruption aufgefallen ist. Es
war also daher logisch, nun einmal die andere „Seite“ zu wählen.
In Polen wiederum war es der
Mitte-Rechts-ausgerichteten Bürgerplattform möglich auf
hervorragende Wirtschaftsdaten zu verweisen. Dies hat ihnen
allerdings auch nicht dazu verholfen wieder gewählt zu werden, weil
sie zwischenzeitlich als selbstgefällig wahrgenommen wurden.
Wenn Populisten erst einmal an der
Macht sind, dann betreiben sie einen „Kulturkrieg“.
Wie gehen sie dabei vor?
Sie spalten mit markigen Sprüchen die
Nation und sind davon überzeugt, dass sie, nachdem sie die
wichtigsten Medien eines Landes unter ihre Kontrolle gebracht haben,
sie nunmehr die öffentliche Meinung manipulieren können, um für
lange Zeit an der Macht zu bleiben. Es sollten nicht die autoritären
Tendenzen der Bürger bejammert werden, sondern man muss sich der
strukturellen Probleme annehmen, welche den Populisten in die Hände
spielen.
Selbstverständlich wäre es kein
Fehler, sondern dringend notwendig, für eine bessere politische
Bildung der Bürger zu sorgen. In den Schulen baut diese seit vielen
Jahren kontinuierlich ab, weil es dort fast ausschließlich
standardisierte Tests und keinen Platz für ein zeitintensives Fach
gibt, welches keinen sofort sichtbaren wirtschaftlichen Erfolg
bringt.
Die
politische Bildung kann jedoch Menschen helfen,
Meinungsverschiedenheiten zu bewältigen und andere Bürger als
legitime Gegenseite in demokratischen Konflikten zu betrachten.
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