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Donnerstag, 19. Juli 2018

Ein Achselzucken für die Toten im Mittelmeer

Wie viele tote Flüchtlinge hat es bereits im Jahr 2018 im Mittelmeer gegeben? 500, 1.000, 1.500 oder noch mehr? Die Gleichgültigkeit mit welcher diese Frage von den lieben MitbürgerInnen oftmals beantwortet wird, ist für mich ekelerregend. Wie oft kommt nämlich bereits im nächsten Satz: „Na und es hat ihnen ja niemand gesagt, dass sie herkommen sollen. Was wollen die überhaupt bei uns? Die sollen bleiben wo sie sind. Die nächsten Sätze kennen sie wohl alle genügend selbst und muss ich nicht einzeln anführen... Die Eiseskälte dieser lieben MitbürgerInnen ist halt unerreichbar...

Wenn allerdings ein Zugunglück mit zehn Toten, ein Attentat mit zwanzig Toten oder ein Flugzeugabsturz mit einhundert Toten passiert, dann ist die Aufregung vergleichsweise sehr groß. Ich will jetzt gar nicht einmal wirklich wissen, wie viele Menschen wirklich mit den Jungs und ihrem Trainer in der Höhle mitgelitten haben. Ja ich meine es wörtlich gelitten haben! Ich fürchte viel mehr, dass es bei den meisten „Beobachtern“ der Ereignisse kaum mehr als reine Sensationsgier und/oder Lust war, sich am Schicksal der Opfer aufzugeilen und dazu genüsslich seinen Kaffee zu trinken oder ein Schnitzel zu essen.

Wir kennen das ja von diversen Unfällen wo die lieben Mitmenschen nichts Wichtigeres zu tun haben als ihre vergötterten Smartphones zu zücken und das Ereignis heran zu zoomen, fotografieren und zu filmen. Vielleicht wird man dafür in gewissen Kreisen sogar anerkannt, kann auf Youtube möglicherweise sogar einen Batzen Geld verdienen – für eine gewisse Form von „Informationspflicht“.

Gewiss sind auch einige österreichische Boulevardblättchen, welche sehr oft in den diversen Containern gratis angeboten werden, an diesen Bildchen interessiert und belohnen den „Fotohelden“ auch einigermaßen großzügig...
Zurück zum Mittelmeer:

Der Grazer Bischof Wilhelm Krautwaschl hat die Christen ermahnt, die Toten im Mittelmeer nicht einfach hinzunehmen. Christen seien dazu verpflichtet andere Menschen als „Gottes Ebenbilder“ und sich selbst nicht als „Nabel der Welt“ zu sehen. In Anbetracht der Entwicklung in der österreichischen und europäischen Politik wundere er sich wo sich das oftmals herbeigeredete christliche Abendland befindet... Zwar würden Grenzen wieder eine deutliche prominentere Rolle spielen, doch gelte dies nicht für Christen. Denn sie seien „Menschen mit Weltdimension“ und könnten daher nicht so tun, als ob der Bruder, die Schwester sie nichts angingen, auch wenn der Einsatz für andere heute zunehmen verachtet statt bedankt werde.

Er verwies auf Jesus Christus. Dieser sei an der Not anderer Menschen nicht vorüber gegangen. Der in der Bibel bezeugte Gott habe sich selbst gering geachtet und sich aus Liebe ganz auf den Anderen eingelassen. Zum einem verkomme der Begriff „Asyl“ zu einem Schreckenswort, und das geltende Gesetz des humanitären Bleiberecht werde „scheinbar nicht mehr gelebt“.

Mahnend erwähnte Krautwaschl, „dass tote Menschen im Mittelmeer und woanders beinahe unwidersprochen hingenommen werden, dass große Reden von Hilfe vor Ort geschwungen werden, aber sich alles scheinbar nur um Abschottung und dicht machen dreht... Trotz aller Einwände gehe es „immer um Menschen, es geht um Gottes Ebenbilder mit einer unantastbaren Würde“, betonte der Grazer Bischof.

Krautwaschls Appell:
Machen wir uns auch in unserem Europa wieder neu auf den Weg zueinander, grenzen wir uns nicht ab! Halten wir die vielfältigen Fragen- und Themenkomplexe beieinander, auch wenn es schwer ist! Maßnahmen sollten stets gemeinsam mit allen Beteiligten geplant und auf Einheit sowie auf sorgsame, nicht angstbesetzte Sprache geachtet werden. Ein Lebensstil der Abschottung und Selbstgenügsamkeit, bei dem der Nächste zur Nummer verkomme und weiter geschoben sowie seinem Schicksal überlassen werde, führe hingegen in Verlassenheit und Einsamkeit und letztlich in den Tod, so der Bischof.

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