Impressum

Dienstag, 4. September 2018

Chemnitz - wir schreiben das Jahr 2018

Der Deutsch-Kubaner Daniel H. wird lediglich 35 Jahre alt. Er und seine beiden Begleiter, werden am Rande des Chemnitzer Stadtfests, um 3 Uhr in der Früh, von zwei Männern mit Messern attackiert. Daniel H. stirbt, einer seiner Freunde wird schwerst und der andere „eher“ leicht verletzt. Innerhalb kürzester Zeit brodelt im Internet die Gerüchteküche. Als die Polizei verkündet einen Iraker und einen Syrer verhaftet zu haben wird es zunehmend heftiger.

Mythen ranken sich, um die Umstände der Auseinandersetzung und entgegen der Darstellung der Polizei, welche von einem „Nationalitätenstreit“ ausgeht, sind sich die Hassposter in den diversen Foren einig, dass Daniel und seine Freunde heldenhaft den Missbrauch einer oder mehrerer Frauen verhindert haben. Die beiden Verdächtigen sollen eine oder mehrere Frauen angetanzt und bereits unsittlich berührt haben als die drei Männer einschritten, um ärgeres zu verhindern.

Niemand bestreitet, dass die Tat ein abscheuliches Verbrechen war.

Niemand bestreitet, dass die Täter ihrer gerechten Strafe zugeführt werden sollen.

Niemand will, dass sich ein derartiger Vorfall wiederholt, aber kein vernünftig denkender Mensch kann sich jene Zustände wünschen, welche danach folgen.

Es folgt der Aufruf eines deutschen Bundestagsabgeordneten, Markus Frohnmaier von der AfD. Er erklärte Selbstschutz vor Messermigration zur Bürgerpflicht!

Binnen kürzester Zeit versammeln sich etwa eintausend rechte Demonstranten und ziehen mit wahlweise folgenden Worten durch die Straßen: „Deutsch, sozial und national“ - „elendes Viehzeug“... Von nun an werden alle Menschen, welche anders aussehen, also vermutlich einen Migrationshintergrund haben durch die Straßen der Stadt gejagt. Die Polizei ist überrascht, überfordert und nicht in der Lage die Situation unter Kontrolle zu bringen.

Markus Frohnmaier schreibt dazu auf twitter:
Wenn der Staat die Bürger nicht mehr schützen kann, gehen die Menschen auf die Straße und schützen sich selber. Ganz einfach!Heute ist es Bürgerpflicht, die todbringendendie „Messermigration“ zu stoppen! Es hätte Deinen Vater, Sohn oder Bruder treffen können.“

Sorry für das seltsame Wort todbringendendie aber ich habe es eben 1:1 von seinem Beitrag kopiert...

Ich weise darauf hin, dass dieser Frohnmaier bei einer früheren Demonstration folgenden Satz verwendete: „Wenn wir kommen, wird aufgeräumt!“

Es ist unangebracht im Zusammenhang mit dem Tod von Daniel H. von einer Selbstjustiz zu sprechen. Eine Selbstjustiz ist es, wenn eine Frau vergewaltigt wird und sie danach ihren Peiniger erschießt. Etwas liebevoller formuliert bedeutet es, dass derjenige, welcher von einem Unrecht betroffen ist, selbst zur Vergeltung schreitet.

Es ist keine Selbstjustiz, wenn Nazis und Rassisten Menschen jagen, welche einfach nur anders aussehen und nichts mit der verübten Tat zu tun haben! Das ist schlicht und ergreifend Rassismus und ist durch NICHTS zu rechtfertigen.

Absolut unfassbar war, dass an jenem Tag, an dem die angeblich so besorgten Bürger, also Nazis, Faschisten, Rassisten und deren Fans mehr als fünftausend Menschen mobilisieren konnten und lediglich eintausend Gegendemonstranten anwesend waren.

Die Polizei, welche angeblich nicht mit so einem gewaltigen Aufmarsch rechnete, hoppla es war ja lediglich eine Trauerkundgebung, bei welcher mehrfach der Hitler-Gruß zu sehen, Nazi-Parolen zu hören, Journalisten an ihrer Arbeit gehindert wurden (körperlich und verbal), die Polizei war also mit knapp mehr als dreihundert Mann vertreten, um die Wogen zu glätten oder schlimmeres zu verhindern...

Wenn man bedenkt, dass der G20 Gipfel von 20.000 Polizisten geschützt wurde oder in Wien vor fünf Jahren 1.700 Polizisten plus ein Panzerfahrzeug angefordert wurden, um gezählte 19 Punks aus einem Haus zu vertreiben, dann mutet es schon seltsam an, dass in Deutschland am Tag der sogenannten „Trauerfeierlichkeit“, in Chemnitz weniger Polizisten, als an der bayrisch-österreichischen Grenze im Einsatz waren.

Na gut, man hatte halt große Angst, dass eine enorme Gruppe illegaler Flüchtlinge die Grenze überschreitet... Für alle jene, welche nicht glauben wollen, dass an der Grenze zu Österreich mehr Polizisten im Einsatz sind als bei den Demonstrationen in Chemnitz. Es sind an der österreichisch/deutschen Grenze täglich fünfhundert Polizisten im Einsatz...

Wenn man sich ansieht wie viele Polizisten, bei welchen Einsätzen angefordert werden, dann kann, darf und soll man sich unbedingt Gedanken um die Wertigkeiten machen.

Zurück nach Chemnitz. Ich habe es nicht für möglich gehalten, dass es Medien gibt, welche die Demonstrationen in Chemnitz, als jene von Rechten gegen Linke bezeichnen... Es handelte sich dabei eindeutig, um Nazis, Faschisten und Rassisten gegen Menschen. Sie haben sich die Tat nur zum Anlass genommen, um endlich aktiv werden zu können.

Wer ein besorgter Bürger ist und deshalb an dieser „Veranstaltung“ teilgenommen hat, der hätte lautstark seinen Mund aufmachen und dagegen protestieren müssen, wenn Nazi-Parolen gegrölt und Menschen gejagt werden - ansonsten ist man einer von ihnen.

Ich finde es übrigens sehr bedenklich, dass es die AfD geschafft hat, mehr als sechstausend „besorgte Bürger“ für die Demonstration am Samstag zu mobilisieren und obwohl es viele und intensive Aufrufe gab auf der Demonstration der Gegenseite mit dem Namen „Herz gegen Hetze“ teilzunehmen, lediglich dreitausend Menschen der Aufforderung nachgekommen sind.

Ebenso ist die Tatsache, dass die AfD bei einem heutigen Wahlgang bereits 25 % der Wählerstimmen auf sich vereinen könnte, mehr als nur besorgniserregend.

Nicht vergessen, wir schreiben das Jahr 2018 und nicht 1938.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen