Im nächsten EU-Budget sind für die
Entwicklungshilfe neunzig Milliarden Euro veranschlagt. Ein
ordentlicher Batzen Geld und das sollte eigentlich
Begeisterungsstürme auslösen – tut es aber nicht. Schuld daran
sind die Steuerabkommen zwischen der EU und den Entwicklungsländern.
Die Linksfraktion des Europaparlaments
hat dazu die London School of Economics mit einer Studie betraut.
Bereits der Internationale Währungsfonds hatte vor einigen Jahren
festgestellt, dass den afrikanischen Staaten, aufgrund gefinkelter
Steuerdeals, 175 Milliarden Euro an Steuereinnahmen entgehen. Das
entspricht in etwa der dreifachen Menge an der gesamten, westlichen
Entwicklungshilfe für den afrikanischen Kontinent. Die London School of Economics hat
insgesamt 172 Steuerabkommen, welche mit den Entwicklungsländern
abgeschlossen wurden, untersucht.
Warum gibt es eigentlich solche
Abkommen?
Ganz einfach deshalb, weil man seine
Einkünfte entweder an jenem Ort besteuern kann, wo die Einnahmen
lukriert werden – in diesem Fall, also in einem Entwicklungsland,
oder in jenem Staat, wo das Unternehmen seinen Unternehmenssitz hat,
in diesem Fall, also in einem EU-Staat.
Im Grunde genommen soll ein
Steuerabkommen Klarheit schaffen. Klarheit darüber, dass das
Unternehmen bzw. der EU-Bürger, welches im Entwicklungsland aktiv
ist, seine Steuern weder doppelt bezahlen muss und auch darüber,
dass keine „Geldwäsche“ oder sonstige Arten von
„Steuer-vermeidung“ betrieben wird.
In Wahrheit sind diese Steuerabkommen
durchaus sinnvoll, wenn, ja wenn die EU-Staaten nicht auf jene Art
und Weise verhandeln würden, dass das Ziel stets lautet, möglichst
viele Steuereinnahmen in die eigene Kasse zu bringen.
Wie die Studie der London School of
Economics festgestellt hat, wurden nämlich sämtliche Steuerabkommen
mit dem Ziel, dass die Steuern in die Kassen der EU-Staaten wandern, ausverhandelt. Zuerst krallt man sich also die
Steuern, welche auch durchaus den Entwicklungsländern zukommen
könnten, um dann einen Bruchteil davon, aber sehr gönnerhaft und
nach langen Verhandlungen, den solcherart ausgebeuteten Staaten, in
Form einer „Entwicklungshilfe“ zukommen zu lassen.
Würde man die Hälfte der
Steuereinnahmen im Entwicklungsland belassen, wäre dies weit mehr
und sinnvoller. Dann bräuchte man nicht einmal einen Cent als
„Entwicklungshilfe“ überweisen.
Die Studie, der London School of
Economics hat des Weiteren ergeben, dass die Verträge, welche
Entwicklungs- und Schwellenländer mit den EU-Ländern abschließen,
weit „ungünstiger“ sind, als ähnliche Abkommen, welche diese
mit Nicht-EU-Staaten abschließen.
Die Empfehlungen an die Europäische
Union lauten:
Nachdem fast alle Vereinbarungen,
welche mit den Entwicklungsländern abgeschlossen wurden, für diese
negativ sind, sollten die Verträge nach und nach, neu ausverhandelt
werden. Begonnen werden sollte dabei bei jenen
Entwicklungs-ländern, welche besonders viele Steuereinnahmen an die
EU-Staaten verlieren.
Europäische
Politiker schwadronieren oft und gerne über die „Partnerschaft mit
Afrika“. Hier hätten sie eine Chance zu beweisen, wie ernst ihnen
diese Partnerschaft ist. Ganz
nebenbei könnte man dabei eine der Hauptursachen bekämpfen, welche
zur Flucht aus Afrika führt.
Faire
Steuerabkommen für die Entwicklungsländer und diese bräuchten im
Gegenzug keine Entwicklungshilfe von uns erhalten – klingt
sinnvoll.
Was
machen nun die EU-Politiker aus dieser Studie?
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