Die
Kongresspartei unter Führung von Rahul Gandhi – er ist der Urenkel
von Nehrus und der Enkel der früheren Premierministerin Indira
Gandhi - hat mit der United Progressive Alliance ebenfalls ein
Parteienbündnis geschmiedet. Es setzt in seinem Wahlmanifest „Hum
Nibhayenge“ (Wir werden liefern) auf die Themen Arbeitslosigkeit,
die Probleme der Bauern, die Sicherheit der Frauen und ein
Mindestein-kommen. Der derzeitigen Regierung wirft die Partei vor
ihre Wahlversprechen nicht gehalten zu haben. Dazu zählte die
Generalüberholung der Wirtschaft, die Schaffung
eines digitalen Indiens, smarte Städte und ein sauberer Ganges.
Man könnte sagen, dass es nichts
Besonderes ist, dass Wahlversprechen gebrochen werden. Im Falle Indiens ist es allerdings
deshalb so schwer nachvollziehbar, weil selbst ein enormes
Wirtschafts-wachstum von mehr als 7 % und hervorragende
Wirtschaftsprognosen nicht ausreichen, um zwölf Millionen junger
Menschen, welche jährlich neu zum Arbeitsmarkt dazu kommen, zu
beschäftigen.
Die hindu-nationalistische BJP
bevorzugt im Bildungsbereich eindeutig die Hindus und gefährdet die
etwa 170 Millionen Muslime, sowie viele andere
Religions-gemeinschaften wie auch die Christen des Landes. Die Hardliner aus Modis Partei träumen
von einer homogenen Hindu-Gesellschaft. Kampagnen wie z.B. ein
Schlachtverbot für Kühe haben bereits dazu geführt, dass
Rindfleischspediteure ermordet wurden.
Positiv ist hingegen hervorzuheben,
dass es im Gegensatz zur Innenpolitik, wo die Regierung voll auf den
Hinduismus setzt, in der Außenpolitik Internationalismus und
Multilateralismus vorherrscht.
Traurig ist hingegen, dass sich die
wahlwerbenden Parteien im Wahlkampf gegenseitig damit übertrumpfen,
wer im Kashmir-Konflikt den Patriotismus durch seine unerbittliche
Härte am Besten unter Beweis stellt.
Die indischen Politiker versuchen
alles, um als Global-Player wahrgenommen zu werden und deshalb
steigen die Ambitionen auch im Weltall mithalten zu können von
Stunde zu Stunde. Der Abschuss eines Militärsatelliten
in den Weltraum am 27. März, ist dafür signifikant. Es wäre wohl
besser, dieselben Ambitionen, welche die Politiker für den Weltraum
haben, auch für jene Teile der Bevölkerung an den Tag zu legen, die
unter großer Armut leben – davon sind nämlich immer noch sehr
viele Inderinnen und Inder betroffen.
Wie ist das Verhältnis Indiens zu
China?
1962 führten die beiden Nationen
Krieg, wegen ihrer terriorialen Konflikte. Bis heute rückt keines
der beiden Länder von ihren diesbezüglichen Forderungen ab. Indien missfällt auch die militärische
und wirtschaftliche Unterstützung Pakistans durch China. Über die
enorme Durchschlagskraft Chinas, wegen der Projekte wie z.B. der
„Neuen Seidenstraße“, ist man in Indien ebenso nicht gerade
glücklich.
Der Bau von aus China finanzierten
Häfen in Bangladesch, Abu Dhabi, Dschibuti, Myanmar, Malediven und
Sri Lanka bezeichnet man in Indien als „Perlenkette“. Man ist gerade bei diesen Ländern über
Chinas Ambitionen unglücklich, weil es sich dabei um „Indiens
Einflussgebiet“ handelt.
Bei einer im Jahre 2018 stattfindenden
Sicherheitskonferenz in Singapur sprach Premierminister Modi
folgenden bemerkenswerten Satz: „Ich glaube fest daran, dass
Asien und die Welt eine bessere Zukunft haben, wenn Indien und China
in Vertrauen und mit Zuversicht und unter Berücksichtigung der
jeweiligen Interessen zusammenarbeiten.“
Die
Welt braucht, ganz egal wie die Wahlen ausgehen, Indiens
Unterstützung in den Bereichen des Klimaschutzes und der
Finanzkrise.
Über
das Endergebnis der indischen Wahlen werde ich selbstverständlich
berichten.
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