Noch im August wird der brasilianische
Kongress über ein Abkommen abstimmen, welches den U.S.A. die Nutzung
des Raketenstartplatzes Alcântara im nördlichen Bundesstaat
Maranhao erlauben würde. Erfolgt eine Zustimmung so profitiert
Brasilien zwar finanziell davon, aber es wäre ein weiterer Punkt, um
sich von den U.S.A. abhängig zu machen. Der erste Entwurf zu dieser
Vereinbarung wurde bereits im März dieses Jahr vom brasilianischen
Präsidenten Jair Bolsonaro unterzeichnet, als sich dieser auf
Staatsbesuch in Washington befand.
Alcântara ist der wohl best gelegene
Weltraumbahnhof, weil er sich in einer Entfernung von lediglich zwei
Breitengraden zum Äquator befindet. Wenn eine Rakete von dort
startet, dann spart sie beispielsweise im Vergleich zu einem Start in
Cape Caneveral etwa 30 % Treibstoff, wenn man damit eine Ladung in
die Erdumlaufbahn bringen will.
Nachdem Brasilien selbst keine
Weiterentwicklung in der Weltraumfahrt tätigte, hat man sich in den
letzten Jahrzehnten von jenen Nationen abhängig gemacht, welche in
der Weltraumfahrt aktiv sind. So gab es bereits im Jahre 2000 das
erste technologische Schutzabkommen mit den U.S.A.. Dabei wurde es
beispielsweise den Brasilianern verboten, sich bei US-Raketenstarts
am Gelände aufzuhalten, damit sich Brasilien keinerlei
technologischen Vorsprung aneignen kann.
Das bisherige Problem zwischen der
U.S.A. und Brasilien bestand darin, dass die U.S.A. Gebühren für
die Starts aus Alcântara bezahlen sollte. Dies erscheint zwar völlig
logisch, ist dann allerdings am US-Kongress gescheitert, welcher
dieses geplante Zustandekommen durch ein negatives
Abstimmungsergebnis verhindert hat. Es gab damals auch Bedenken, dass
durch das Aussperren von Brasilianern bei den US-Raketenstarts, die
Souveränität Brasiliens verletzt und der Weltraumbahnhof somit zu
einem exterritorialen Gebiet der U.S.A. mutieren würde.
2013 hat die brasilianische Regierung
erneut versucht den Weltraumbahnhof zu vermarkten und sich an die
Ukraine gewandt. Dummerweise kam damals die Krimkrise
dazwischen und der Versuch eine ukrainische Cyclone-4-Rakete in
Brasilien zu starten, wurde aus Kostengründen aufgegeben.
2017 hat der damalige brasilianische
Verteidigungsminister Raul Jungmann einen erneuten Anlauf gestartet,
um ein Abkommen auszuhandeln – diesmal wieder mit den U.S.A..
Dieser Versuch mündete in dem Abkommen, welches von Donald Trump und
Jair Bolsonaro unterzeichnet wurde.
Die Entscheidung über die endgültige
Entscheidung liegt – wieder einmal – bei den
US-Kongressabgeordneten. In
dem im März dieses Jahres ausverhandelte Abkommen wurde der
Alcântara-Stützpunkt eindeutig als brasilianischer
Luftwaffen-stützpunkt definiert. Diese Bezeichnung soll die Angst
vor einem Ende der brasilianischen Souveränität abschwächen. Fakt
ist, dass es sehr wohl Zeitpunkte geben soll, wo lediglich
US-Fachkräfte, Zugang zum brasilianischen Weltraumbahnhof bekommen.
Für
Brasilien wäre es wohl besser, wenn man sich, im Gegenzug für die
Nutzung des Weltraumbahnhofs, von den U.S.A. strategisches und
technologisches Wissen aneignen dürfe und nicht nur ein paar Kreuzer
verdient. Es ist zwar wunderbar die Gunst der
Stunde genutzt und einen Weltraumbahnhof errichtet zu haben, welcher
geografisch ideal gelegen ist, aber wenn man ihn selbst nicht nutzt
und wenn man schon ein Abkommen mit den U.S.A. über die Nutzung des
Stützpunkts unterschreibt, so hätten es die Brasilianer in jene
Richtung formulieren sollen, dass auch andere Staaten ihn nutzen
dürfen und nicht nur die U.S.A. und seine Verbündete.
Die Möglichkeit einen der größten
Investoren Brasiliens, nämlich China, auszuschließen, ist gelinde
gesagt ein wenig unklug.
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