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Montag, 26. August 2019

Der brasilianische Weltraumbahnhof

Noch im August wird der brasilianische Kongress über ein Abkommen abstimmen, welches den U.S.A. die Nutzung des Raketenstartplatzes Alcântara im nördlichen Bundesstaat Maranhao erlauben würde. Erfolgt eine Zustimmung so profitiert Brasilien zwar finanziell davon, aber es wäre ein weiterer Punkt, um sich von den U.S.A. abhängig zu machen. Der erste Entwurf zu dieser Vereinbarung wurde bereits im März dieses Jahr vom brasilianischen Präsidenten Jair Bolsonaro unterzeichnet, als sich dieser auf Staatsbesuch in Washington befand.
Alcântara ist der wohl best gelegene Weltraumbahnhof, weil er sich in einer Entfernung von lediglich zwei Breitengraden zum Äquator befindet. Wenn eine Rakete von dort startet, dann spart sie beispielsweise im Vergleich zu einem Start in Cape Caneveral etwa 30 % Treibstoff, wenn man damit eine Ladung in die Erdumlaufbahn bringen will.

Nachdem Brasilien selbst keine Weiterentwicklung in der Weltraumfahrt tätigte, hat man sich in den letzten Jahrzehnten von jenen Nationen abhängig gemacht, welche in der Weltraumfahrt aktiv sind. So gab es bereits im Jahre 2000 das erste technologische Schutzabkommen mit den U.S.A.. Dabei wurde es beispielsweise den Brasilianern verboten, sich bei US-Raketenstarts am Gelände aufzuhalten, damit sich Brasilien keinerlei technologischen Vorsprung aneignen kann.

Das bisherige Problem zwischen der U.S.A. und Brasilien bestand darin, dass die U.S.A. Gebühren für die Starts aus Alcântara bezahlen sollte. Dies erscheint zwar völlig logisch, ist dann allerdings am US-Kongress gescheitert, welcher dieses geplante Zustandekommen durch ein negatives Abstimmungsergebnis verhindert hat. Es gab damals auch Bedenken, dass durch das Aussperren von Brasilianern bei den US-Raketenstarts, die Souveränität Brasiliens verletzt und der Weltraumbahnhof somit zu einem exterritorialen Gebiet der U.S.A. mutieren würde.

2013 hat die brasilianische Regierung erneut versucht den Weltraumbahnhof zu vermarkten und sich an die Ukraine gewandt. Dummerweise kam damals die Krimkrise dazwischen und der Versuch eine ukrainische Cyclone-4-Rakete in Brasilien zu starten, wurde aus Kostengründen aufgegeben.

2017 hat der damalige brasilianische Verteidigungsminister Raul Jungmann einen erneuten Anlauf gestartet, um ein Abkommen auszuhandeln – diesmal wieder mit den U.S.A.. Dieser Versuch mündete in dem Abkommen, welches von Donald Trump und Jair Bolsonaro unterzeichnet wurde.

Die Entscheidung über die endgültige Entscheidung liegt – wieder einmal – bei den US-Kongressabgeordneten. In dem im März dieses Jahres ausverhandelte Abkommen wurde der Alcântara-Stützpunkt eindeutig als brasilianischer Luftwaffen-stützpunkt definiert. Diese Bezeichnung soll die Angst vor einem Ende der brasilianischen Souveränität abschwächen. Fakt ist, dass es sehr wohl Zeitpunkte geben soll, wo lediglich US-Fachkräfte, Zugang zum brasilianischen Weltraumbahnhof bekommen.

Für Brasilien wäre es wohl besser, wenn man sich, im Gegenzug für die Nutzung des Weltraumbahnhofs, von den U.S.A. strategisches und technologisches Wissen aneignen dürfe und nicht nur ein paar Kreuzer verdient. Es ist zwar wunderbar die Gunst der Stunde genutzt und einen Weltraumbahnhof errichtet zu haben, welcher geografisch ideal gelegen ist, aber wenn man ihn selbst nicht nutzt und wenn man schon ein Abkommen mit den U.S.A. über die Nutzung des Stützpunkts unterschreibt, so hätten es die Brasilianer in jene Richtung formulieren sollen, dass auch andere Staaten ihn nutzen dürfen und nicht nur die U.S.A. und seine Verbündete.

Die Möglichkeit einen der größten Investoren Brasiliens, nämlich China, auszuschließen, ist gelinde gesagt ein wenig unklug.



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