Am
7. Jänner 2020, kurz nach 11.00 Uhr, hat Bundespräsident Alexander
van der Bellen die neue Bundesregierung „angelobt“. Er ermahnte
Kanzler Kurz und die restlichen Kabinettsmitglieder mit den Worten:
„Macht ist Mittel und nicht Zweck“ und forderte die Regierung
dazu auf, mit den Kritikern im Gespräch zu bleiben.
Wer ist in der neuen
Regierung vertreten?
Mag. Werner Kogler, Vizekanzler,
BM für öffentlichen Dienst und Sport
Rudolf Anschober, BM für Arbeit, Soziales, Gesundheit
und Konsumentenschutz
Mag. (FH) Christine Aschbacher,
BM im Kanzleramt
Mag. Gernot Blümel,
MBA, BM für Finanzen
Mag. Karoline Edtstadler, BM im
Bundeskanzleramt
Univ.-Prof.Dr.
Heinz Faßmann, BM für Bildung, Wissenschaft und
Forschung
Leonore Gewessler,
BA, BM für Verkehr, Innovation und
Technologie
Elisabeth Köstinger,
BM für Nachhaltigkeit und Tourismus
Karl Nehammer,
MSc, BM für Inneres
MMag. Dr. Susanne Raab, BM im
Bundeskanzleramt
Mag. Alexander Schallenberg,
LL.M., BM für Europa, Integration und
Äußeres
Dr. Margarete Schramböck, BM
für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort
Mag. Klaudia Tanner,
BM für Landesverteidigung
Dr. Alma Zadic,
LL.M., BM für Verfassung, Reformen,
Deregulierung und Justiz
Dr. Magnus Brunner,
LL.M., Staatssekretär im BM für
Verkehr, Innovation und Technologie
Mag. Ulrike Lunacek,
Staatssekretärin im BM für öffentlichen Dienst und Sport
Insgesamt ist die ÖVP in der neuen
Regierung durch Bundeskanzler Kurz und zehn Minister*innen, sowie
einem Staatssekretär vertreten. Die Grünen sind durch Vizekanzler
Kogler, drei weitere Minister*innen und einer Staatssekretärin
vertreten. Die neue Klubchefin der Grünen ist ab sofort Sigrid
Maurer. Durch diese Funktion ist sie auch in die Regierungsarbeit
eingebunden.
UMWELT
Das Ziel der neuen Regierung ist es,
dass Österreich bis zum Jahr 2040 klimaneutral ist und damit eine
europäische Vorreiterrolle übernimmt. Dieses bedeutet, dass man das
bisher anvisierte Ziel von 2050, um ein Jahrzehnt unterschreitet. Es
bedarf dazu radikaler Nachschärfungen und Maßnahmen. Österreich
wird ein virtuelles Kohlestoff-Budget bekommen, welches all jene
Emissionen beinhaltet, die bis 2040 noch zulässig sind. Ist diese
Menge verbraucht, darf nichts mehr ausgestoßen werden. Ein Baustein
dazu ist die Umsetzung einer ökosozialen Steuerreform.
Es wird auch
eine einheitliche Flugtickets-Abgabe in der Höhe von zwölf Euro
geben.
Ab 2035 wird es zur Beendigung von
allen Öl- und Kohleheizungen kommen. Bereits in fünf Jahren wird es
nicht mehr erlaubt sein in einem Neubau, neue Gas-Heizsysteme
einzubauen.
Ein weiteres Ziel ist es, dass die
Plastikverpackungen um 20 % reduziert werden. Für
Reparaturdienstleistungen, soll es künftig steuerliche
Begünstigungen geben.
Beim Thema Migration hat man sich für
den Fall einer erneuten „Flüchtlingskrise“ auf folgendes
bemerkenswertes Vokabular geeinigt. Sollte sich die Regierung im Fall
einer „Flüchtlingskrise“ nämlich NICHT einigen können, dann
kann das zuständige Ministerium, im Alleingang, eine
Gesetzesinitiative im Parlament einbringen...
Das Nulldefizit ist ab sofort abhängig
von konjunkturellen Erfordernissen und Entwicklungen. Es ist somit
kein Staatsdogma mehr. Die Koalition will die Steuerquote in Richtung
40% absenken. Damit dieses Ziel erreicht werden kann, sollen die
Einkommenssteuertarife der ersten Stufe von 25% auf 20%, der zweiten
Stufe von 35% auf 30% und der dritten Stufe von 42% auf 40% gesenkt
werden. Die Köst soll von 25% auf 21% abgesenkt werden. Wann genau
diese Erleichterungen in Kraft treten sollen, steht allerdings
nirgends geschrieben.
Mutig aber auch notwendig ist es die
Webseite oesterreich.gv.at plus der dazu gehörigen APP zu einem
digitalen Amt auszubauen.
Das
schreddern von lebendigen, männlichen Küken in der Eierproduktion
soll verboten und die Schlachttiertransporte in die Länder, welcher
sich außerhalb der EU befinden, untersagt werden.
Es wird zukünftig mehr unternommen, um
die Pflege daheim zu forcieren. Es soll mehr Beratung geben und es
soll für pflegende Angehörige einen Bonus (in welcher Form auch
immer) gebe. Für 500 Gemeinden soll es sogenannte
Gemeinde-Pflegerinnen geben. Die Pflegeberufe sollen allesamt in die
Mangelberufsliste kommen und die Pflegelehre soll eingeführt werden.
Bei den Pensionen wird es keinen großen
Wurf, sondern lediglich ein paar Adaptionen geben. Das
österreichische Pensionssystem würde sich nämlich durch
Sicherheit und Klarheit auszeichnen und daher wäre eine
grundlegende Neuausrichtung nicht erforderlich.
Die Untergrenze des Familienbonus soll
von 250€ auf 350€ erhöht werden. Das klingt ja toll, aber ich
kann nicht verstehen warum man dann auch gleich wieder die
Höchstgrenze von 1.500€ auf 1.750€ erhöht. Für die geringen
Einkommen gibt es 100€ mehr und für jene, welche eh schon viel
haben, handelt es sich um eine Erhöhung um 250€. Die Schere geht
somit nämlich noch mehr auseinander...
GESUNDHEIT
Wie schaut es aus? Habt ihr euch schon
darüber Gedanken gemacht, wie lange euer Hausarzt noch tätig ist
und wer sein Nachfolger wird? In Österreich wird in den nächsten
zehn Jahren, die Hälfte aller Hausärzte in Pension gehen. Es wird
zu einem Mangel an Allgemeinmedizinern kommen. In Burgenland hat es
deshalb eine interessante Maßnahme gegeben, welche auch eine
großartige Idee für ganz Österreich wäre. Für zukünftige
Landärzte werden nämlich Stipendien eingeführt und die
Medizinstudenten bzw. Turnus-Ärzte verpflichten sich im Gegenzug
dazu, dass sie für dieses monatliche Stipendium, nach dem Abschluss
ihrer Ausbildung für min. fünf Jahre als Hausarzt im Burgenland
tätig sind.
Damit die Menschen gar nicht erst krank
werden und dann eine teure Behandlung brauchen, versucht die neue
Bundesregierung die Menschen dazu zu animieren, mehr auf sich selbst
zu achten. Sie versucht daher finanzielle und sachliche Anreize zu
schaffen, damit die Menschen an Vorsorgeprogrammen für die eigene
Sicherheit teilnehmen. Für die Kinder soll der Mutter-Kind-Pass bis
zum 18. Lebensjahr ausgedehnt werden.
Unsere frisch angelobte Bundesregierung
sieht Österreich in einer Vorreiterrolle für den Klimaschutz und
die Wahrung der Menschenrechte. Zu diesem Zweck sollen Unternehmen in
die Pflicht genommen werden. Im Gegenzug dazu wird die Regierung die
Wirtschaft international stärker „in Position“ bringen. Von der
EU erwartet man sich, dass sich diese den sogenannten
„Leuchtturmprojekten“ widmet. Dazu zählen die Themen: Migration,
Digitalisierung, Forschung und Entwicklung, sowie dem sozialen
Zusammenhalt. In der Europapolitik soll die EU vermehrt gegen alle
jene vorgehen, welche sich nicht an die Gemeinschaftsregeln halten.
Es gilt zudem, den afrikanischen
Kontinent stärker in den Fokus zu nehmen. Gerade in diesem Bereich
haben sich die Grünen stark in dem Regierungs-abkommen einbringen
können und sind bei ihrem Koalitions-partner auf offene Ohren
gestoßen. Es gibt ein Bekenntnis dazu, dass für die
Entwicklungshilfe, die längst versprochenen 0,7% des
Bruttoinlandsprodukts, endlich in die Realität umgesetzt wird. Die
direkte Hilfe in den Krisenregionen soll verstärkt und ausgebaut
werden. Es geht dabei auch um die Themen Fluchtursachenbekämpfung
und Klimaschutz. Explizit erwähnt wird dabei der Anbau von
hitzebeständigen Getreidesorten und dem Aufbau von
Wasserver-sorgungssystemen. Die Hilfe für humanitäre Hilfe, dazu
zählen beispielsweise die Flüchtlingslager in Krisengebieten, soll
substanziell erhöht werden. Gleichzeit sollen alle gesetzten
Maßnahmen auf ihre Wirksamkeit überprüft werden.
BILDUNG
Die Gemeinden bekommen mehr Mittel, um
die Kindergartenplätze auszubauen. In den Schulen bleiben die
Deutsch-förderklassen bestehen und im Lehrplan bekommt der
Klimawandel und das ökologisch verantwortungsbewusste Handeln, eine
zentrale Rolle. Die Ferienbetreuung und der Sommerunterricht werden
ausgebaut. In der Schule kommt es verpflichtend zu einem Religions-
oder Ethikunterricht.
BUNDESHEER
Das österreichische Bundesheer soll
sich in Zukunft auf folgende Schwerpunkte konzentrieren: Die
ABC-Abwehr, die Cyberabwehr, internationale Friedenseinsätze, die
Assistenzleistungen bei Katastrophen, die Drohnenabwehr und die
Blackout-Vorbereitung.
Nachdem die neue Bundesregierung die
Luftraumüberwachung auch weiterhin sicherstellen will, wird sie sich
auf die Suche nach einer adäquaten und kosteneffizienten Lösung
machen. Der Spielraum für Interpretationsmöglichkeiten ist enorm.
Fakt ist, dass die Alouette III Hubschrauber ersetzt werden sollen
.
JUSTIZ
Dem
politischen Islam soll auch im Strafgesetz begegnet werden – egal
ob es dabei durch eine Ergänzung bestehender oder der Schaffung
neuer Tatbestände kommt. Das Verbotsgesetz soll überarbeitet
werden, um auch dem Antisemitismus etwas entgegensetzen zu können.
Zudem soll es eine Forcierung zur Verbüßung von Haftstrafen in den
Heimatländern geben. Die Bürger*innen sollen noch stärker als
bisher, vor Hassattacken im Internet geschützt werden.
KULTUR
Es
wird eine Bundesmuseums-Holding geschaffen und die Einführung des
Urheber-vertragsrechts. Des Weiteren soll es zu einer Stärkung der
Gedenk- und Erinnerungskultur kommen. Die Regierungspartner haben
sich in ihrem Programm zum unabhängig finanzierten
öffentlich-rechtlichen Rundfunk bekannt. Angestrebt wird zudem eine
Kooperation vom ORF mit den Privatsendern.
Das
bemerkenswerteste Zitat lautet: „Wir
wollen keine gläsernen Bürgerinnen und Bürger, sondern einen
gläsernen Staat“
Das
Amtsgeheimnis wird abgeschafft und die Parteien werden zu mehr
Transparenz verpflichtet. Der Rechnungs-hof soll künftig ein
umfassendes Kontroll- und Einschaurecht bei den Finanzen bekommen.
Eine Spende in der Höhe von 500€ oder mehr, muss innerhalb von
drei Monaten veröffentlicht werden und Inserate in Parteimedien
sollen erfasst werden.
FRAUEN
Die
hohe Zahl an Frauenmorden hat dazu geführt, dass man einen raschen
Ausbau von Gewaltschutzzentren forciert. Vorgesehen ist auch, dass es
zu einer Sensibilisierungs-Kampagne kommt.
SPORT
So
schnelle wie möglich soll die tägliche Bewegungseinheit für alle
Schüler*innen in den Pflichtschulen, Pflicht werden. Eine toll Sache
wäre es, wenn es gelingt die Schulsport-anlagen im Sommer geöffnet
zu lassen.
Am
Arbeitsplatz soll es ebenso zu einer Bewegungsförderungen kommen
und die Gesunden-Untersuchung wird ausgebaut.
Schauen
wir uns jetzt in aller Ruhe an wie die neue Regierung arbeitet und
welche dieser Projekte, sie in welchem Zeitraum, zu unserer
Zufriedenheit (oder auch nicht) umsetzt.
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