Kurz: Meine sehr verehrten Damen und Herren! Ich sehe hier viele überraschte Gesichter! Ihr habt wohl alle geglaubt, dass ich Spaß mache und mich nicht während dieser enorm wichtigen Pressekonferenz, kurz vor dem fünften Lockdown unseres Landes, vor einem Milliardenpublikum impfen lasse. Ihr habt euch getäuscht! Wie sie alle wissen, bin ich ein kompromissloser Hardleiner und als solcher, welcher ich einer bin, werde ich nun, wie es meiner Art entspricht, furchtlos dem Virus Paroli bieten, damit das Licht am Ende des Tunnels, immer größer wird. Bitte lieber Eppi, Du kannst nun mit Deiner Moderation beginnen.
Eppi: Herzliches Hallo aus jenem Fernsehstudio, wo sich unser aller Bundeskanzler, dem Covid-19 Virus, mutig entgegentreten und ihm dank der Impfung, den Garaus machen wird. Zu diesem einzigartigen Weltereignis, hat sich die neue ÖVP auch etwas Besonderes einfallen lassen. Es werden aus dem PR-Budget und selbstverständlich nicht vom Geld der Bürger*innen unseres schönen Österreichs, Buttons und Sticker hergestellt, welche bereits in wenigen Tagen sämtliche österreichische Haushalte erreichen werden. Darauf sind die wunderbaren Zeilen zu lesen: „Kanzler Kurz lässt sich impfen! Ich war dabei!“ Diese PR-Maßnahme soll zeigen, dass sich unser Kanzler, um die Sorgen seines Volkes annimmt und alles unternimmt, um deren Nöte zu lindern. Wer übrigens einen Screenshot vom Fernsehereignis des Jahrhunderts macht und ihn an die ÖVP-Parteizentrale in die Lichtenfelsstraße schickt, bekommt einen Gastro-Gutschein von Martin Ho, in der Höhe von 20€ zugeschickt. Wir gehen von etwa sieben Millionen Österreicher*innen aus, welche daran teilnehmen. Ausländer*innen sind von dieser Aktion, zu unserem großen Bedauern, ausgeschlossen. Die Kosten von 140 Millionen Euro sind allerdings berechtigt, wenn man sieht, wie groß die internationale Resonanz auf die Impfung von unserem Sebastian Kurz ist. Wir gehen davon aus, dass wir annähernd jene Zuschauerzahlen erreichen werden, welche sonst ein Fußball WM erzielt. So und nun sehe ich bereits, wie sich ein Ärzteteam unserem Kanzler nähert und ihn bittet, Platz zu nehmen. Selbstsicher und sehr lässig, macht es sich der Basti im Stuhl bequem, zieht sein Sakko aus und rollt sein frisch gebügeltes Hemd hoch. Sein muskulöser Oberarm wird noch einmal betupft und möglicherweise sogar desinfiziert und nach einem kurzen Blickwechsel, zieht eine junge Ärztin die Spritze auf und legt sie, unserem furchtlosen Kanzler an. Langsam und sicher kommt nun das Serum in den Körper von unserem fürsorglichen und liebevollen Kanzler. Jetzt sehe ich allerdings, dass sich seine Augen verkleinern und es hat den Anschein, dass sie glasig werden. Ich kann erkennen, wie Wasser aus seinen Augen tropft und langsam in die MNS-Maske hineinkullert. Ich kann erkennen, dass die Augen unseres christlichen Kanzlers plötzlich weit aufgerissen sind. Es folgt ein spitzer Schrei, gepaart mit einigen zuerst undefinierbaren Lauten. Nach wenigen Sekunden wird die Gefährlichkeit der Situation erkannt. Unser lieber Basti schreit abwechselnd nach seiner Mama, Finanzminister Blümel und Herrn Spindelegger. Um Himmels Willen was ist da los? Ja warum hilft ihm denn keiner? Doch da kommt auch schon die dringend notwendige Hilfe. Der brave und tapfere Sebastian, bekommt zur Belohnung einen Lolli und einen bunten Luftballon. Alles ist wieder gut und unser Bundeskanzler hat sich sofort wieder beruhigt, erhebt sich zaghaft aus dem Stuhl und tritt mit wackeligem Schritt auf mich zu. Sebastian wie geht es Dir jetzt?
Kurz: Ich kann nur sagen, dass diese Impfung keine große Sache ist. Deshalb sollte sich jeder impfen lassen.
Eppi; Lieber Basti! Was war da passiert, als plötzlich Tränen...
Kurz: Ja, ja, schon gut. Das war eine ungemein gefährliche Situation und ich glaube, dass man da absichtlich eine besonders spitze Nadel verwendet hat, um mir weh zu tun. Ich kann zwar noch nicht beweisen, dass es sich um ein Attentatsversuch gehandelt hat, aber die Vermutung liegt schon sehr nahe. Ich mache der jungen Ärztin diesbezüglich aber keinen Vorwurf, sondern ich glaube, dass man die Nadel einfach ohne ihrem Wissen ausgetauscht hat. Ich werde deshalb unseren Innenminister mit der Bildung eines Sonderkommandos beauftragen, um diese Angelegenheit aufzuklären.
Eppi: Das war aber eh eine normale Spritze.
Kurz: Wenn Du noch einmal so einen Blödsinn erzählst, dann kannst Du Dich gleich wieder zur Gerda Rogers schleichen.
Eppi: Alles klar. Ich verabschiede mich somit von der Live-Schaltung zum Weltereignis des Jahrtausends, wo unser geliebter Bundeskanzler Sebastian Kurz, gerade noch einem gemeinen Attentatsversuch entronnen ist. Ich danke für eure Aufmerksamkeit und freue mich bereits darauf, wenn ich sie zur nächsten Pressekonferenz begrüßen darf, wo unser fürsorglicher Kanzler, den nächsten Lockdown verkünden wird.
Kurz: Ganz genau lieber Eppi! Wie ja alle wissen, bin ich ein gefürchteter Hardliner und deshalb wird es bereits ab morgen den nächsten Lockdown geben. Besonders betroffen wird davon, wie immer, die österreichische Kultur-Szene sein.
Eppi: Was ist dran an den Gerüchten, dass Du die österreichische Kultur- und Event-Szene zerstören willst, weil Du als Jugendlicher nicht die Hauptrolle in Schwanensee spielen durftest?
Plötzlich wird der Kopf von Sebastian Kurz ganz rot, aus seinen Augen spritzen Wasserfontänen und er schreit wutentbrannt wie ein Kind in der Trotzphase
Kurz: Das geht niemanden etwas an und jetzt gehe ich heim und heule mich aus! Kameras abschalten! Sofort!
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