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Dienstag, 2. August 2022

Im Schatten des Einmarschs in die Ukraine - alles buhlt um den Globalen Süden

Der russische Einmarsch wird in den verschiedensten Teilen der Welt, unterschiedlich bewertet. Sehr oft geht daraus hervor, dass es eine anti-westliche bzw. anti-amerikanische Haltung gibt. Fakt ist, dass jenes internationale System, welches sich seit dem Ende des Kalten Krieges entwickelt hat, auf dem Abstellgleis steht. Die Ordnung und Stabilität neigt sich dem Ende zu und die Vereinten Nationen sind unbedeutender denn je. Die russische Invasion schafft ein neues „Lagerdenken“.

Der Alltag von Milliarden von Menschen leidet unter den Auswirkungen der russischen Aggression. Nett ausgedrückt wird es oftmals mit dem Wort „Wohlstandsverlust“ tituliert. Ob es sich allerdings tatsächlich nur um einen „Wohlstandsverlust“ handelt, wenn die Preise für Energie und Nahrung exorbitant in die Höhe schnellen, sei dahingestellt. Die Regierungen müssen mehr Geld aus dem Budget entnehmen, um für Energiesicherheit zu sorgen. Gleichzeitig steigen auch die Militärausgaben stark an. Der große Verlierer in diesem großen, strategischen Spiel, ist unser Klima. Finanzielle Aufwendungen zum Schutz des Klimawandels müssen nun einmal „heruntergeschraubt“ werden.

Die einzelnen Staaten wissen nun auch nicht, wie sie mit der neuen Situation umgehen sollen. Während manche sich für die vermehrte Neuerschließung von fossilen Energiequellen einsetzen, setzen sich andere Staaten vor allem dafür ein, dass im Bereich der Nutzung von erneuerbaren Energien ein höheres Tempo angeschlagen wird. Währenddessen wird der Globale Süden, immer mehr, zum heiß umkämpften, strategischen Partner.

Der Globale Süden ist eine extrem ungenaue Bezeichnung dafür, dass es dort so viele Länder mit den unterschiedlichsten Regierungsformen und -systemen, aber auch von wirtschaftlicher Bedeutung gibt. Unter dem Begriff „Westen“, versteht man im Globalen Süden vor allem das Verteidigungsbündnis NATO oder/und politische und wirtschaftliche Zusammenschlüsse wie die G7 oder die Europäische Union.

Russland ist jedenfalls bestrebt, den Begriff „des Westens“, negativ zu prägen. Dazu gehört, dass man in Russland vermehrt darauf hinweist, dass es „den Westen“ gibt und die überwiegende Mehrheit der Menschheit, welche „Rest der Welt“ genannt wird.

Wie erfolgreich die Russen mit ihrer Argumentation und Sicht der Dinge ist zeigt, dass deren Einmarsch in die Ukraine, in Afrika kein großes Thema darstellt. Es gibt dort schlicht und ergreifend keine Stimme, welche sich gegen die russische Aggression, Besatzung und Vertreibung, geschweige denn irgendwelche Kriegsgräuel, ausspricht. Es kommt im Gegenteil dazu und damit hat man in Afrika ja auch nicht gerade Unrecht, dass es vor allem beim Thema Militärinterventionen und da stehen vor allem die USA im Fokus, ein gewisser Doppelstandard herrscht.

Als Beispiel dient da gerne „die Koalition der Willigen“. Rückblende – wir schreiben das Jahr 2003 und die USA haben dank ihrer manipulierten Beweise nach Verbündeten gesucht und diese auch gefunden, um in den Irak einzumarschieren…

Der Besuch des Vorsitzenden der AU (Afrikanischen Union), Senegals Präsident Macky Sall, gemeinsam mit dem Vorsitzenden der AU-Kommission Moussa Faki Mahamat, bei Wladimir Putin im Juni 2022 in Russland, hat gezeigt, dass die AU, ab sofort immer mehr, als Bündnispartner umschmeichelt wird. Kein Wunder, bei den Energieressourcen, welche es auf dem afrikanischen Kontinent noch zu finden gibt.

Der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz war in seiner Rolle als Vorsitzender der G7 ebenso bereits im Senegal, in Niger und in Südafrika gewesen. Für den afrikanischen Kontinent gibt es durch die russische Invasion in der Ukraine allerdings auch extrem negative Folgen zu beklagen. Die Nahrungsmittelversorgung befindet sich am unteren Limit. Das ist wiederum eine Möglichkeit, damit die EU in Afrika Gehör findet und ein strategischer Partner wird.

Geben wir uns keinen Illusionen hin. Der Wettlauf „des Westens“, gegen China und Russland hat längst begonnen. Die Rivalität über die politische, militärische und wirtschaftliche Einflussnahme, wird in den nächsten Jahren, die Ereignisse rund um den Erdball, prägen. Vor allem China ist daran interessiert, die bisherige BRICS-Gruppe – bestehend aus Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika, um einige Entwicklungsländer zu erweitern und somit die eigene Einflusszone zu vergrößern.

Jede Krise erzwingt ein unmittelbares Handeln. Mit ein wenig Weitsicht könnten wir allerdings bereits jetzt vorhersehen, dass die größten Herausforderungen der nächsten Jahre, wohl die klimatischen Katastrophen sein werden. Auf Europa werden, auch aufgrund dieser klimatischen Veränderungen, weit größere Migrationsströme zukommen. Es wäre gut, wenn sich die Entscheidungsträger bereits jetzt mit der Lösung dieser Probleme beschäftigen würden.






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