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Dienstag, 20. September 2022

Endet die Eiszeit zwischen Bolivien und Chile?

Nach 48 Jahren der diplomatischen Eiszeit zwischen Bolivien und Chile, streben die beiden Länder nunmehr eine Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen an. Ja, es gibt weiterhin Spannungen und Konflikte zwischen den beiden Ländern. Einer führt sogar so weit, dass der Internationale Gerichtshof in Den Haag einen Grenzstreit klären muss. Allen Hindernissen zum Trotz, wollen Bolivien und Chile an bilateralen Projekten arbeiten.

Ende Juli kam es bereits zu einem ersten Treffen, zwischen der chilenischen Außenministerin Antonia Urrejola und ihrem Amtskollegen aus Bolivien, Rogelio Mayta. Sie trafen im Rahmen des Mercosur-Gipfels am 21. Juli zusammen. Es gab zudem eine Einladung an den chilenischen Generalkonsul in Bolivien. Fernando Velasco wurde nach La Paz eingeladen, damit er zu den Kriterien einer gemeinsamen Agenda, mitdiskutieren konnte.

Laut dem bolivianischen Vize-Außenminister Freddy Mamani würde das Treffen mit Velasco auch eine gewisse Orientierung für künftige, derartig Treffen bieten.

2021 wurde ein sogenannter Fahrplan für die Zusammenarbeit zwischen den beiden Ländern unterzeichnet. Dieser Fahrplan nennt sich „Hoja de Ruta“. Der Direktor des internationalen Studienzentrums der katholischen Universität Chiles, Jorge Sahd, erklärt das folgendermaßen: „Dieser Fahrplan soll eine Zusammenarbeit fördern, ohne auf die latenten Konflikte zwischen den beiden Ländern einzugehen.

2018 hat der Internationale Gerichtshof in Den Haag beim Streit, um einen Zugang zum Meer, zugunsten von Chile entschieden. Jetzt trifft man sich dort neuerlich vor Gericht.

Beim aktuellen Rechtsstreit gilt es die Frage zu klären, ob es sich beim Fluss Silala, um ein bolivianisches oder ein internationales Gewässer handelt.

Die Streitigkeiten zwischen Bolivien und Chile reichen auf die Zeit des Salpeterkrieges zurück. Dieser fand von 1879 – 1884 statt. Bolivien musste am Ende dieses Krieges, seine einstigen Küstengebiete an Chile abtreten und fordert bereits seit langer Zeit, eine Revision der Grenzverträge.

Es war vor allem die Regierung des Ex-Präsidenten Evo Morales (2007 – 2019), welche dieses eine „historische Ungerechtigkeit“ nannte. Die Grenzkonflikte führten jedenfalls dazu, dass Bolivien und Chile, ihre diplomatischen Beziehungen, im Jahr 1978 für beendet erklärten.

Seit die neue links gerichtete chilenische Regierung unter ihrem Präsidenten Gabriel Boric im Amt ist, gibt es zusehends eine positive Entwicklung bezüglich der Beziehungen zu Bolivien, denn auch deren Präsident Luis Arce, will die Beziehung zwischen den beiden Ländern verbessern.

Achja, dieser sogenannte „Fahrplan“ hat bereits zu ersten Erfolgen geführt. Bolivien und Chile haben nämlich wieder ihre Beziehungen im Bereich des Energiesektors wieder aufgenommen. Das bedeutet, dass sie gemeinsam mit anderen Staaten der Region, an einem „elektrischen Korridor“, dem Anden-Verbundsystem für Strom (Sinea) arbeiten. Eine Studie soll untersuchen, ob es mögliche Strombrücken zwischen Chile und Bolivien gibt.

Mögen die diversen Streitigkeiten, zwischen den beiden Ländern, schon bald der Vergangenheit angehören.



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