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Donnerstag, 1. Juni 2017

Die Chiquita-Akte

Chiquita ist weltweit einer der größten Bananenexporteure. In Kolumbien hat die Chiquita Brands International über mehrere Jahrzehnte hinweg, einige US-Dollar Millionen an linke Guerillagruppen, rechte Paramilitärs, zivile Milizen, an Brigaden der kolumbianischen Armee in den Bananenanbauregionen der Verwaltungsbezirke Antioquia und Magdalena bezahlt. Dies beweisen Dokumente, welche der US-Börsenaufsichtsbehörde vorliegen. Es handelt sich dabei um Zahlungen die seit den 1980er Jahren geflossen sind.

 Im Jahre 2007 hatte Chiquita die zweifelhafte Ehre der erste multinationale Konzern zu sein, welcher dafür verurteilt wurde, einer internationalen terroristischen Organisation, Geld bezahlt zu haben. Ganz konkret ging es dabei um Zahlungen an die rechtsgerichteten kolumbianischen Paramilitärs (AUC), in den Jahren 2001 bis 2004. Als Geldstrafe bekam der Konzern 25 Millionen US-Dollar aufgebrummt. 

Warum hat Chiquita in Kolumbien vor allem an rechtsgerichtete Terrororganisationen, Zahlungen getätigt? Laut der Aussage zahlreicher Mitarbeiter wollte man in einer äußerst profitablen Gegend, welche gleichzeitig auch eine extrem konfliktreiche war, die Geschäfte so „normal“ wie möglich am Laufen halten. Ganz nebenbei wurden mit diesen Zahlungen auch die Probleme mit so mancher Gewerkschaft gelöst. In der Buchhaltung wurden diese Beträge als „Zahlungen für die öffentliche Sicherheit“ verbucht. Die dafür notwendigen Kosten wurden als lächerlich gering angesehen. 

Die investigative Nachrichtenseite VerdadAbierta.com begleitet den kolumbianischen Konflikt und hat sich zum Ziel gesetzt die Vergangenheit möglichst umfassend zu dokumentieren und die daraus resultierenden Informationen frei zugänglich zu machen. Faktum ist auch, dass der Chiquita Konzern, Zahlungen an folgende Guerillagruppen getätigt hat: FARC, ELN und ELP... Interessanterweise wurden aber dazu, bisher weder in Kolumbien noch in den U.S.A. Verfahren eingeleitet.

Der stellvertretende Geschäftsführer der Banana Group vermeinte, dass die Zahlungen an die Aufständischen und Todesschwadronen ganz normal gewesen seien. Es hätte sie nicht von Zahlungen an Düngemittel unterschieden... Im Konzern vertrat man die Ansicht, dass man durch die Geldflüsse gewaltsame Übergriffe bewaffneter Gruppen in den Bananenanbauregionen auf die Mitarbeiter von Chiquita verhindert hätte. Logischerweise hätte man durch die Finanzierung der paramilitärischen Verbände dazu beigetragen, dass es zu einer Ausweitung der gewalttätigen Auseinandersetzungen in der Region gekommen ist. Die Konzernchefs in den U.S.A. hat diese Tatsache jedoch nicht interessiert.

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