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Freitag, 28. September 2018

Die Auswirkungen vermeintlich kleiner Umfragen

Seit kurzem dürfte es Usus geworden sein, dass man vermeintlich kleine, belanglose Umfragen durchführt, welche, wenn das Ergebnis genehm ist, sofort umgesetzt werden. Ein klassisches Beispiel dafür liefern die Wiener Linien.

Der ursprüngliche Plan war es stark riechende Speisen aus der U6 zu verbannen. Um die Entscheidung nicht selbst treffen zu müssen, hat man diesbezüglich eine Umfrage durchgeführt. An dieser haben 51.216 Personen teilgenommen. 35.484 haben sich für ein Essverbot von Fast-Food, 37.453 für ein Essverbot auf allen U-Bahn-Linien und 28.631 für ein generelles in der U6 ausgesprochen.


Genialer weise haben die Wiener Linien zu diesen letztgenannten 28.631 Personen 3.000 Personen hinzugezählt, weil sich (angeblich), in der Kommentarfunktionsliste für ein generelles Essverbot ausgesprochen haben... Nebenbei gefragt: Wie viele Personen loggen sich dort mit verschiedenen User Namen ein? Trolls gibt es ja dort garantiert auch nicht...

Das Ergebnis dieser kleinen Umfrage ist, dass man seit Anfang September, in der U6 nicht mehr essen darf, und zwar überhaupt nichts. Damit man dies auch ja nicht vergisst, gibt es ein paar dezente Hinweise. In Alt-Erlaa beispielsweise ist auf jeder Stufe ein Klebestreifen angebracht, der darauf hinweist, dass das Essen in der U6 verboten ist. Auf der elektronischen Anzeigetafel steht in der ersten Zeile der Name der Endstation und in der zweiten Zeile Essverbot beachten (ich vermute eine weitere, vielleicht neue, Endstation). Bei jeder U-Bahn-Station gibt es Plakate von der Größe Din A4 bis zum Riesenplakat, welches mehrere Meter groß ist, mit Hinweisen auf Kriminalität. Pizza Criminale und dgl.. Eine angeblich ach so lustige U-Bahn-Durchsage (alle fünf bis zehn Minuten), fordert das kleine Kebab mit seinen Freunden dazu auf die U-Bahn zu verlassen...

Mir gefällt es auch nicht (starke Untertreibung), dass durch die ständige Kriminalisierung auf Plakaten und vor allem mittels der Durchsagen, in den Köpfen der Menschen hängen bleiben wird, dass Kebab, Pizza, Burger, Leberkas & Co, als negativ zu bewerten sind. Diese Gedanken werden sich in die Gehirne der Menschen einbrennen und man wird bei Menschen, welche diese Produkte verzehren (egal wo), unwillkürlich an den Zusammenhang mit Kriminalität denken. Das funktioniert wie jede „erfolgreiche“ Werbung, welche sich im Gehirn einnistet – ob man es will oder nicht.

Ab dem 15. Jänner 2019, darf dann in keiner U-Bahn mehr gegessen werden. Irgendwie wird man diese enormen Kosten von Pickerln, Plakaten, Piktogrammen... wieder refinanzieren müssen. Wie das wohl am besten geht? Na logischerweise mit Strafen.

Keine Sorge liebe Leute! Die kleinen, unscheinbaren Umfragen mit großer Auswirkung finden nicht nur in Wien, sondern seit wenigen Wochen auch in ganz Europa statt.

Schauen wir uns doch beispielsweise die Internetumfrage zum Thema Sommerzeit an. Unbestritten – ich freue mich darüber, dass in Zukunft die Uhren nicht mehr sinnlos hin- und hergedreht werden, aber es bleibt doch ein sehr schaler Beigeschmack, wenn man bedenkt, dass europaweit lediglich 4,6 Millionen Menschen an der Umfrage teilgenommen haben. Es haben zwar davon 84 % für die Beibehaltung der Sommerzeit als die einzige „wahre“ Zeit gevotet, aber diese Menschen ergeben, bei weitem, nicht einmal 1 % der Gesamtbevölkerung Europas... echte Demokratie sieht anders aus.

Ich kann mich in Österreich an Volksbegehren erinnern, welche von etwa einer Million aller Österreicher unterzeichnet wurden und außer einem, schön das wir darüber gesprochen haben, nichts herausgekommen ist. Dazu fallen gewiss jedem ein paar Beispiele ein.

Das Fazit:

Jede noch so kleine Umfrage, muss ab sofort beachtet werden, denn das Ergebnis könnte, plötzlich und unerwartet, sofort umgesetzt werden.

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