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Freitag, 11. Januar 2019

Das Smartphoneverbot in den Wiener U-Bahnen

Die Wogen gehen hoch. Nachdem es ab dem 15. Jänner 2019 ein generelles Essverbot in den Wiener U-Bahnen gibt, wurde zum gleichen Datum, nunmehr auch die Benutzung von Smartphones verboten – als Begründung dafür wurde die Geräuschbelästigung genannt. Die Fahrgäste sind schockiert und haben keine Ahnung womit sie sich ihre Zeit in der U-Bahn „vertreiben“ sollen. Ich habe deshalb einige Interviews mit den „Betroffenen“ geführt und eine Auswahl davon gibt es hier zu lesen.

Überflieger:
Wie geht es ihnen? Haben sie den Schock des Smartphone-Verbots bereits überwunden?

Michaela:
Überwunden? Das ist eine einzige Katastrophe! Ich dachte eine Welt stürzt ein undsamma uns ehrlich, in Wirklichkeit ist es auch so. In der U-Bahn habe ich mir immer diese extrem lustigen Katzenvideos angeschaut und selbstverständlich habe ich auch meine E-Mails gecheckt und damit soll jetzt Schluss sein? Ich kann mich mit meinen geliebten Freundinnen nicht einmal mehr in den sozialen Netzwerken unterhalten! Wo soll denn das hinführen! Das ist doch unglaublich. Die Wiener Linien treiben die Menschen in die Vereinsamung!

Überflieger:
Ist es nicht so, dass man nun die Möglichkeit hat, sich mit seinem Sitznachbarn zu unterhalten? Das ist doch die einmalige Chance wieder zunehmend soziale Kontakte zu knüpfen, ein Buch oder wenigstens den ÜBERFLIEGER zu lesen?

Michaela:
Nicht böse sein, lieber Herr, aber wenn ich etwas gelesen habe, dann waren das die Kommentare in den Whats App Gruppen, hoch geistige Beiträge in den sozialen Netzwerken, wichtige Infos über ein gelungenes Nagel-Styling oder Tipps für das perfekte Make up. Wenn ich gemeinsam mit einer Freundin irgendwo hin gefahren bin, dann konnten wir beide in unserem eigenen Smartphone die neusten Trends für die Lackierung unserer Fingernägel googlen und uns gegenseitig zeigen. Das Smartphone hat also sehr wohl zur Bereicherung des sozialen Lebens in den Öffis beigetragen und daher ist die Entscheidung der Wiener Linien einfach nur ungerecht und da gibt’s auch nicht mehr dazu zu sagen.

Überflieger:
Herzlichen Dank für die Wortspende. Kommen wir nun zu Herrn Robert. Was sagen Sie zum plötzlichen und unerwarteten Smartphone-Verbot in den Wiener U-Bahnen?

Robert:
Ganz einfach – Abzocke! Das ist lediglich eine Abzocke. Die wollen nur unser Geld und sonst gar nix. 36 € für die Benutzung des Smartphones ist Wucher! Man sollte auf alle Fälle unterscheiden, wofür das Gerät verwendet wird. Ich brauche es beispielsweise beruflich und daher ist es für mich unerlässlich, es auch in der U-Bahn zu nutzen. Ich kann es mir ganz einfach nicht leisten, nicht erreichbar zu sein. Es wäre fair, wenn Menschen wie ich das Smartphone weiterhin nützen dürfen und nur jene, welche das Ding zum Zeitvertreib verwenden, die Strafe bezahlen müssen.

Überflieger:
Wie sollte man das ihrer Meinung nach überprüfen und welche Verwendung ist beruflich und welche zum Zeitvertreib?

Robert:
Keine Ahnung – hauptsache, ich muss nicht auf die Verwendung meines Smartphones verzichten, alles andere ist mir egal.

Überflieger:
Kommen wir nun zu Valentino. Valentino, was sagst Du zum Smartphone-Verbot in der U-Bahn.

Valentino:
A Wahnsinn! Ich habe geglaubt, dass dies ein Faschingsscherz ist, aber nein die meinen das ernst!
Wer ersetzt mir jetzt eigentlich meine Kosten?

Überflieger:
Welche Kosten?

Valentino:
Naja, ich habe zu Weihnachten einen Mega-Gutschein für den Saturn bekommen und habe mir, um diese Kohle echt geile, riesige Kopfhörer gekauft, damit ich mich in der U-Bahn wegbeamen und nur meinen fetten Sound hören kann und was machen diese… (das letzte Wort wurde durch einen Piepton ersetzt), sie verbieten die Nutzung der Smartphones. Sind die noch ganz dicht?

Überflieger:
Du Armer...

Blenden wir nun live in eine voll besetzte U-Bahn der Linie U4.

Wortlos sitzen bzw. stehen die Menschen herum und blättern aufgeregt in den diversen gratis Blättchen. Einige Fahrgäste sind komplett verzweifelt, weil sie nicht in der Lage sind zu einem anderen Thema zu gelangen. Wie verrückt wischen sie auf der ersten Seite hin und her und versuchen auf diese Art und Weise nach unten zu scrollen, um den Text weiter lesen zu können. Des Weiteren ist zu beobachten wie einige Personen mittels Doppelklick versuchen einen Artikel zu öffnen – sie haben allerdings die Inhalte von diesen Medien überschätzt. Der Vierzeiler ist nämlich bereits der vollständige Text. Wer einen verstohlenen Blick auf sein Smartphone wirft, um zu sehen wie spät es ist, wird von den anderen Fahrgästen, binnen Sekundenbruchteilen, mit furchteinflösenden, bösen Blicken abgestraft.

Wer braucht da noch die strafenden Mitarbeiter der Wiener Linien, wenn die gegenseitige, „freiwillige Selbstkontrolle“ der U-Bahn-Fahrgäste so gut funktioniert... Blicken wir also mit Spannung den nächsten Verboten der Wiener Linien entgegen und freuen wir uns doch darüber, dass man sich so gut um uns kümmert...











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