Überflieger:
Wie geht es ihnen? Haben sie
den Schock des Smartphone-Verbots bereits überwunden?
Michaela:
Überwunden? Das ist eine
einzige Katastrophe! Ich dachte eine Welt stürzt ein undsamma uns
ehrlich, in Wirklichkeit ist es auch so. In der U-Bahn habe ich mir
immer diese extrem lustigen Katzenvideos angeschaut und
selbstverständlich habe ich auch meine E-Mails gecheckt und damit
soll jetzt Schluss sein? Ich kann mich mit meinen geliebten
Freundinnen nicht einmal mehr in den sozialen Netzwerken unterhalten!
Wo soll denn das hinführen! Das ist doch unglaublich. Die Wiener
Linien treiben die Menschen in die Vereinsamung!
Überflieger:
Ist es nicht so, dass man
nun die Möglichkeit hat, sich mit seinem Sitznachbarn zu
unterhalten? Das ist doch die einmalige Chance wieder zunehmend
soziale Kontakte zu knüpfen, ein Buch oder wenigstens den
ÜBERFLIEGER zu lesen?
Michaela:
Nicht böse sein, lieber
Herr, aber wenn ich etwas gelesen habe, dann waren das die Kommentare
in den Whats App Gruppen, hoch geistige Beiträge in den sozialen
Netzwerken, wichtige Infos über ein gelungenes Nagel-Styling oder
Tipps für das perfekte Make up. Wenn ich gemeinsam mit einer
Freundin irgendwo hin gefahren bin, dann konnten wir beide in unserem
eigenen Smartphone die neusten Trends für die Lackierung unserer
Fingernägel googlen und uns gegenseitig zeigen. Das Smartphone hat also sehr
wohl zur Bereicherung des sozialen Lebens in den Öffis beigetragen
und daher ist die Entscheidung der Wiener Linien einfach nur
ungerecht und da gibt’s auch nicht mehr dazu zu sagen.
Überflieger:
Herzlichen Dank für die
Wortspende. Kommen wir nun zu Herrn Robert. Was sagen Sie zum
plötzlichen und unerwarteten Smartphone-Verbot in den Wiener
U-Bahnen?
Robert:
Ganz einfach – Abzocke!
Das ist lediglich eine Abzocke. Die wollen nur unser Geld und sonst
gar nix. 36 € für die Benutzung
des Smartphones ist Wucher! Man sollte auf alle Fälle unterscheiden,
wofür das Gerät verwendet wird. Ich brauche es
beispielsweise beruflich und daher ist es für mich unerlässlich, es
auch in der U-Bahn zu nutzen. Ich kann es mir ganz einfach nicht
leisten, nicht erreichbar zu sein. Es wäre fair, wenn Menschen wie
ich das Smartphone weiterhin nützen dürfen und nur jene, welche das
Ding zum Zeitvertreib verwenden, die Strafe bezahlen müssen.
Überflieger:
Wie sollte man das ihrer
Meinung nach überprüfen und welche Verwendung ist beruflich und
welche zum Zeitvertreib?
Robert:
Keine Ahnung – hauptsache,
ich muss nicht auf die Verwendung meines Smartphones verzichten,
alles andere ist mir egal.
Überflieger:
Kommen wir nun zu Valentino.
Valentino, was sagst Du zum Smartphone-Verbot in der U-Bahn.
Valentino:
A Wahnsinn! Ich habe
geglaubt, dass dies ein Faschingsscherz ist, aber nein die meinen das
ernst!
Wer ersetzt mir jetzt
eigentlich meine Kosten?
Überflieger:
Welche Kosten?
Valentino:
Naja, ich habe zu
Weihnachten einen Mega-Gutschein für den Saturn bekommen und habe
mir, um diese Kohle echt geile, riesige Kopfhörer gekauft, damit ich
mich in der U-Bahn wegbeamen und nur meinen fetten Sound hören kann
und was machen diese… (das letzte Wort wurde durch einen Piepton
ersetzt), sie verbieten die Nutzung der Smartphones. Sind die noch
ganz dicht?
Überflieger:
Du Armer...
Blenden wir nun live in
eine voll besetzte U-Bahn der Linie U4.
Wortlos sitzen bzw. stehen
die Menschen herum und blättern aufgeregt in den diversen gratis
Blättchen. Einige Fahrgäste sind
komplett verzweifelt, weil sie nicht in der Lage sind zu einem
anderen Thema zu gelangen. Wie verrückt wischen sie auf der ersten
Seite hin und her und versuchen auf diese Art und Weise nach unten zu
scrollen, um den Text weiter lesen zu können. Des Weiteren ist zu
beobachten wie einige Personen mittels Doppelklick versuchen einen
Artikel zu öffnen – sie haben allerdings die Inhalte von diesen
Medien überschätzt. Der Vierzeiler ist nämlich bereits der
vollständige Text. Wer einen verstohlenen Blick
auf sein Smartphone wirft, um zu sehen wie spät es ist, wird von den
anderen Fahrgästen, binnen Sekundenbruchteilen, mit
furchteinflösenden, bösen Blicken abgestraft.
Wer braucht da noch die
strafenden Mitarbeiter der Wiener Linien, wenn die gegenseitige,
„freiwillige Selbstkontrolle“ der U-Bahn-Fahrgäste so gut
funktioniert... Blicken
wir also mit Spannung den nächsten Verboten der Wiener Linien
entgegen und freuen wir uns doch darüber, dass man sich so gut um
uns kümmert...
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