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Dienstag, 14. Mai 2019

Die neue Seidenstraße

Die Handelskorridore zwischen China und Europa, sowie ganz nebenbei auch noch zu Afrika, sind ein gewichtiger Grund, dass China im 21. Jahrhundert zur Weltherrschaft ansetzt und wohl auch erobern wird. Es werden Infrastrukturen und Netzwerke geschaffen, für welche es keinen adäquaten Ausdruck gibt. Der Wirtschaftsraum wird 60 % der Weltbevölkerung und 35 % der Weltwirtschaft umschliessen.

Bereits seit 1973 rollen die Waren über die transsibirische Strecke von China nach Europa. Heutzutage existieren zwei Routen, welche aus dem Norden Chinas, über die Mongolei, Kasachstan und Russland kommen. Angesteuert werden dabei der Duisburger Binnenhafen und/oder Hamburg. Nicht nur aus dem Norden gibt es Routen nach Europa, sondern beispielsweise auch aus der 30 Millionen Metropole Chongquing, werden die Waren, über diese nördlichen Routen zu uns gebracht.

Im Jahre 2017 bewegten 2.400 Züge zwischen China und Mitteleuropa ca. 145.000 Standard-Container. Der internationale Eisenbahnerverband (UIC) erwartet in den nächsten zehn Jahren eine Steigerung auf bis zu 670.000 Standard-Container. Steve Saxon, seines Zeichens der Logistikexperte von McKinsey hat es auf den Punkt gebracht: „Im Vergleich zur Seefracht werden die nach Europa transportierten Güter immer gering bleiben."

Der Grund dafür liegt bei den Kosten. Eine Standard-Container kostet, per Eisenbahn von Shanghai nach Duisburg transportiert zwischen 4.000 und 6.000 €. Ein ähnlicher Container, welcher von Shanghai nach Hamburg transportiert wird kosten etwa 1.500 €. Das ist ein gewaltiger Preis-unterschied und deshalb kann die Eisenbahn gegen die Seefracht nicht wettbewerbsfähig sein. 

Der einzige Vorteil der Eisenbahn ist es, dass die Ware doppelt so schnell befördert werden kann. Dazu muss festgehalten werden, dass die inter-nationalen Schienenver-bindungen, bis zum Jahre 2021, von China subventioniert werden. Es ist davon auszugehen, dass sich die Wettbewerbsfähigkeit der Eisenbahn noch mehr zurückgeht, wenn die chinesischen Zuschüsse wegfallen.

Wer die Beförderung seiner Fracht, schnell und flexibel braucht, wird ein Frachtflugzeug verwenden – selbst dann,wenn es um bis zu 80 % teurer ist als die Eisenbahn.

In China plant man bereits eine neue, zusätzliche, südlichere Eisenbahnstrecke. Diese soll über die zentralasiatischen Staaten, den Iran und die Türkei, nach Europa kommen. Und was ist mit Russland? Russland würde dabei nicht angesteuert. Eine Eisenbahn-linie zwischen China und dem Iran, existiert übrigens bereits sei dem vergangenen Jahr. Wenn diese Eisenbahnstrecke erst einmal fertiggestellt ist, gilt es bereits im Vorfeld viele Fragen abzuklären.

Wie kann auf einer derartig langen Strecke die Pünktlichkeit und die Sicherheit garantiert werden?

Wie sieht es aus mit den Verzögerungen durch die Zollabwicklung?

Was passiert im Falle eines Embargos gegen den Iran? Wie schaut es dann mit der Durchfahrt aus?

Wie viele Menschen werden enorme Ängste ausstehen, weil sie befürchten, dass die riesigen Container dazu missbraucht werden, um Migranten einzuschleusen?

In der chinesischen Strategie für zukünftige Projekte existiert auch der Bau eine 3.900 Kilometer langen Strecke von Kumning (China) nach Singapur bzw. Kalkutta. Vom äußersten Westen aus, soll eine Verbindung durch Pakistan zum Hafen von Gwadar (beim Persischen Golf) errichtet werden. Das Projekte würde etwa 62 Mrd. US-Dollar kosten. Mehr als 50 % des weltweiten Handels erfolgen auf der maritimen Silk Road zwischen China/Ostasien und Europa.

Die größten Containerhäfen der Welt Shanghai, Singapur, Shenzen, Ningbo-Zhoushan, Busan und Hongkong liegen auf dieser Route. Entlang der bereits etablierten Schifffahrtswege will/wird China nun unter anderem die Häfen ausbauen. Zu diesem Zweck hat sich China an 80 Hafengesellschaften beteiligt. Dazu gehören jene von Piräus, Genua und Triest.

Wir sollten uns nicht darüber beschweren, dass China seine wirtschaftlichen Interessen mit Direktinvestitionen und Finanzierungen begleitet bzw. absichert. Es wäre viel eher an der Zeit, dass sich auch Europa Gedanken über den Ausbau der Infrastruktur für Verkehr macht.




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