Seit
einem Monat läuft der kolumbianische Wahlkampf, in welchem die neuen
Gouverneure, Ratsmitglieder und Bürgermeister des Landes gewählt
werden und genau so lange wird der politische Alltag von Gewalt
beherrscht. Die
Wahlbeobachtungsmission (MOE) hat bis zum heutigen Tag bereits sechs
ermordete Kandidaten zu verzeichnen. Zu den Opfern zählen zwei
Kandidaten für ein Bürgermeisteramt und vier Kandidaten für eine
Ratsmitgliedschaft.
Zu
den Opfern gehören die am 2. September in Suárez (Cauca) ermordete
Karina Garcia Sierra, ihre Mutter und drei Personen aus dem
Wahlkampfteam. Sie befanden sich auf Wahlkampftour für die Partido
Liberal (Liberale Partei) und wurden Opfer von Farc-Dissidenten. Für
die Ergreifung der mutmaßlichen Täter „Mayinbu“ und „Marlon“
wurde eine Prämie von 40.000 Euro in Aussicht gestellt.
Der
kolumbianische Verteidigungsminister Guillermo Botero sprach sich
danach für eine verstärkte polizeiliche und militärische Präsenz
im Norden Caucas aus. Im Gegensatz zur Vorverurteilung durch den
kolumbianischen Außen-minister hat die Guerilla die Verantwortung
für die politisch motivierten Morde scharf zurückgewiesen und sich
auf das Entschiedenste von diesen Bluttaten distanziert.
In
Toledo (Antioquia) wurde nur wenige Tage nach der Schreckenstat von
Suárez, Orly Garcia mit einer Schusswaffe angegriffen, deren
Verletzungen er nur wenig später erlag. Er warb seinerseits um
Stimmen für die Partei Centro Democrático (rechtskonservative
Partei der demokratischen Mitte) – das wäre auch ein netter Name
für die neue ÖVP...
Als Hauptakteure für die politischen
Morde, Drohungen und Entführungen gelten illegale bewaffnete
Gruppen, welche um die Kontrolle des Territoriums für den
Drogenhandel und illegalen Bergbau kämpfen. Bekräftigt wird diese
These durch den vor wenigen Tagen veröffentlichten Bericht der
Fundación Paz y Reconciliación, Pares (die Stiftung für Frieden
und Versöhnung).
Sie analysiert die Sicherheitslage
Kolumbiens seit der Unterzeichnung des Friedensabkommens von 2016 und
kommt zur Erkenntnis, dass sich die Sicherheitslage seit damals
massiv verschlechtert hat. Untersucht wurden seit 2016 exakt 281
Gemeinden und es wurde festgestellt, dass seither mindestens 123 von
ihnen, durch den Abzug der Farc-Guerilla, von illegalen, bewaffneten
Gruppen und kriminellen Organisationen „übernommen“ wurden.
Noch viel erschreckender ist die Anzahl
der politischen Gewalttaten, welche seit der Festlegung der
Wahltermine, dies geschah am 27. Oktober 2018, bis zum 27. August
2019 in Kolumbien passiert sind. 364 politische, sozial und kommunale
Anführer wurden Opfer bewaffneter Angriffe.
Diese Zahlen sind einfach beklemmend...
und was hört und liest man davon in unseren Medien?
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