Böse Zungen behaupten, dass der
türkische Präsident Erdogan gegenüber seinem ehemaligen
Mitstreiter Fethullah Gülen, welcher seit 1999 in den U.S.A. lebt
und dem die Mediengruppe Zaman inklusive der Nachrichtenagentur Cihan
gehört, ein bisserl nachtragend ist. Die Gülen-Bewegung wird von
Erdogan nämlich als Terrorgruppe wahrgenommen und daher ein klein
wenig verfolgt... In den ersten Regierungsjahren waren die Gülen
Anhänger sehr wichtig für die AKP. Erdogan bekam von Gülens
Netzwerk ausgezeichnet gebildetes und loyales Personal.
Seit 2012 berichtete die
Gülen-Mediengruppe zunehmend kritisch über die AKP. Das führte
sogar so weit, dass es bei vier Ministern und deren Söhne zu
Korruptionsermittlungen kam. Das Abhören kompromittierender
Telefonate Erdogans und seiner Kinder Sümeyye und Bilal trugen halt
auch nicht gerade zur Aussöhnung bei.
Samstag Früh gab es vor dem
Arbeitsbeginn in der Redaktion, etwas längere Wartezeiten der
Mitarbeiter. Die Polizei prüfte nämlich mit äußerster Sorgfalt
die Identität der Mitarbeiter. Am Nachmittag folgte die nächste
Machtdemonstration der türkischen Polizei. Plastikgeschosse,
Tränengas und Wasserwerfer wurden auf ihre Funktionstüchtigkeit
überprüft und an etwa 2.000 Demonstranten ausgetestet.
Man darf gespannt sein, ob beim
EU-Türkei-Gipfel in Brüssel auch das Thema Pressefreiheit
angesprochen wird. Es wäre katastrophal, wenn die EU zu der
Erstürmung der Redaktion, aus Sorge die Unterstützung Erdogans in
Flüchtlingsfragen zu verlieren, kein Wort verliert...
Die
Medienfreiheit ist in der Türkei generell im Sinkflug. Beispiele
gefällig? Sei dem 27. November 2015 sitzen der Chefredakteur Can
Dündar der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ und der Leiter des
Büros in Ankara Erdem Gül im Gefängnis. Sie haben es gewagt einen
Artikel zu veröffentlichen, dem zufolge der
Geheimdienst Waffenlieferungen für islamistische Extremisten nach
Syrien geschickt hat. Dündar und Gül verfügen über Bilder auf
denen ein Lastwagenkonvoi zu sehen ist, welcher (angeblich) den
Gegnern des syrischen Präsidenten Assad Waffen und Munition liefert.
Dündar
und Gül sitzen übrigens im Gefängnis von Silivri, in Einzelhaft.
Dort sind noch weitere 30 Journalisten „beherbergt“. In
Einzelhaft...
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