Mittwoch, 11. November 2020

Blogger Raif Badawi – der vergessene Häftling aus Saudi-Arabien

Raif Badawi hat für politische Themen, welche er geschrieben und veröffentlicht hat und die in Europa zum politischen Diskurs gehören, in seiner Heimat Saudi-Arabien eine lange Haftstrafe plus Stockschläge verpasst bekommen. Das Urteil in der letzten Instanz, ist nun bereits fünf Jahre her und seither ist es ruhig geworden, um Raif Badawi – zu ruhig wie seine Frau Ensaf Haidar meint und welche wie eine Löwin, für ihn kämpft.

Zum Fall Badawi gibt es ein Amateurvideo, welches ein Mensch, unter höchster Lebensgefahr aufgenommen hat. Es dauert eine halbe Minute und zeigt die unfassbare Brutalität im saudischen Strafvollzug. Für uns Westeuropäer mutet dieses Video an, als ob es aus dem Mittelalter stammen würde. Man sieht darauf wie ein Offizier dem Blogger Raif Badawi, öffentlich vor einer Moschee in der Stadt Dschidda, zahlreiche Stockhiebe verabreicht. Er schlägt immer wieder auf seinen Rücken und seine Beine ein. Als „das Spektakel“ für die Schaulustigen vorüber ist sagen diese „Gott ist groß“.

Am 7. Juni 2015 hat also die letzte Instanz der saudischen Justiz, den Blogger Raif Badawi zu zehn Jahren Haft verdonnert. Zusätzlich wurden ihm ein Reiseverbot, eine Geldstrafe im Wert von ca. 240.000 Euro und 1.000 ! Stockschläge verordnet.

Kommen wir zum Anklagepunkt, welcher dem Blogger zum Verhängnis wurde. Raif Badawi hat mit seinen Blogeinträgen den Islam beleidigt, weil er darin die Trennung von Staat und Kirche vorschlug. Zusätzlich hat er sich auch noch für die Gleichbehandlung aller Menschen unabhängig von ihrer Religionszugehörigkeit und deren Weltanschauung eingesetzt...

Im September 2019 hat Raif Badawi einen Hungerstreik begonnen, um auf seine katastrophalen Gefängnisbedingungen aufmerksam zu machen. Diesen hat er gemeinsam mit seinem ebenfalls verhafteten Anwalt, dem Menschenrechtsaktivisten Waleed Abulkhair gestartet und mittlerweile längst beendet. Sein Anwalt wurde übrigens im Juni 2014 sogar zu 15 Jahren Haft verurteilt. Die Urteils-Begründung: Er hat gegen das Regime und dessen offizielle Repräsentanten gearbeitet...

Es ist lieb und nett, dass die Frauen in Saudi-Arabien mittlerweile mit dem Auto fahren dürfen, aber seit Mohammed bin Salman an der Macht ist, hat sich vieles zum Schlechten verändert. Die Folter und Misshandlung von Gefangenen ist eine gängige Praxis, welche auch bei weiblichen politischen Gefangenen und Menschenrechtsaktivistinnen angewandt wird. Gefoltert wird mittels Elektroschocks und Schlägen. Eine perverse Form der Folter ist es, dass die Frauen gewaltsam umarmt und gezwungen werden, ihre Peiniger zu küssen.

In Saudi-Arabien ist es mittlerweile normal geworden, dass es willkürliche Verhaftungen ohne Anklage oder einem Gerichtsverfahren gibt.

Im Mai twitterte seine Frau, Ensaf Haidar, dass sie von jenem Tag träumt, an welchem ihr Mann freigelassen wird.

Für eine Neuverhandlung gibt es aber keinerlei Anzeichen, so Regina Spötl von Amnesty International. Sie gilt als die Expertin für Saudi-Arabien. Positiv könne sie immerhin erwähnen, dass die Prügelstrafe im April dieses Jahres abgeschafft wurde. Die saudischen Richter dürften diese nun nicht mehr verhängen. Somit braucht Raif Badawi, keine Angst mehr vor weiteren Stockschlägen haben.

Ich wäre mir da allerdings nicht so sicher...

„Free Raif“, schreibt seine Frau Ensaf Haidar immer wieder auf Twitter und berichtet, dass ihr Mann nun 36 Jahre alt ist. Geheiratet hat das Paar im Jahr 2002 und nach der Inhaftierung ihres Mannes, ist sie mit den drei gemeinsamen Kindern aus Saudi-Arabien geflohen. Sie ist sehr glücklich darüber, dass ihre Familie im Jahre 2013, von Kanada Asyl gewährt bekommen hat.

Nachdem ich heute, nach einigen Jahren wieder, über Raif Badawi berichte, will ich darauf hinweisen, dass es in Saudi-Arabien, nach Schätzung von Amnesty International, mehr als 3.000 politische Gefangene gibt.

Wir brauchen uns nur an die bestialische Ermordung von Jamal Khashoggi im Jahre 2018, im saudischen Konsulat von Istanbul erinnern, dann wissen wir wie gefährlich es ist, in Saudi-Arabien, seine ehrliche Meinung kundzutun. Es gibt allerdings nicht nur die 3.000 politischen Gefangenen, sondern auch Anwälte, Menschenrechtler und Frauenrechtlerinnen, welche in Saudi-Arabien verfolgt und verhaftet werden.

In den Gefängnissen lauern auf die Inhaftierten, Folter, Amputationen von Händen oder/und Füßen (als Strafe für Mord) sowie Hinrichtungen. Amnesty International berichtet, dass in Saudi-Arabien, im Jahre 2019, 184 Menschen hingerichtet wurden – das geschieht dort durch köpfen...

In Wien findet übrigens jeden Freitag von 10:00 – 10:30h , mittlerweile schon mehr als 300 Mal, vor der Botschaft von Saudi-Arabien, eine Mahnwache für den Blogger Raif Badawi statt.

KAICIID Dialogue Centre, Schottenring 21, 1010 Wien

Solltet ihr zufälligerweise auf Twitter unterwegs sein, dann wäre es toll wenn ihr den hashtag #FreeRaif verwendet, um in einem Tweet seine Freilassung zu fordern. DANKE

Es wäre auch toll, wenn ihr seiner Frau Ensaf Haidar folgt und sie bei ihren Bemühungen zur Freilassung ihres Mannes unterstützt. DANKE


2 Kommentare:

  1. 🦋In Saudi-Arabien herrschen im Strafvollzug nach wie vor Barbarischen Zustände wie im Mittelalter! Das ist erschütternd und unfassbar in unserer Zivilisierten Welt! Raif Badawi und seiner Frau gebe ich, Mut, Stärke und durchhalte Vermögen mit auf ihren Schweren Kampf in die Freiheit.

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  2. Nicht vergessen! Jeden Freitag um 10:00h, findet vor der saudischen Botschaft in Wien, eine Mahnwache statt!

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