Für das nötige Salz in der Suppe
sorgen die Ermittlungen gegen den Senatspräsidenten Eunício
Oliveira, den früheren Senatspräsidenten und PMDB-Parteichef Renan
Calheiros sowie gegen die Senatoren José Serra, Aécio Neves, Edison
Lobão und Romero Jucá. Diese Herrschaften eint, dass sie einen
großen Anteil an der Amtsenthebung der Präsidentin Dilma Rousseff
hatten.
Der Geschäftsmann Marcelo Odebracht
ist der Grund, warum derzeit so viele brasilianische Politiker ins
Schwitzen geraten sind. Zwischen 2008 und 2015 war er der Chef des
größten
Baukonzerns Brasiliens – der
Odebracht-Gruppe.
Zuerst überreichten Mitarbeiter der Odebracht-Gruppe den Entscheidungsträgern eine
Unmenge an Geldbündel und danach erhielt der Konzern, lukrative
Aufträge im Bausektor und wenn die ursprünglich veranschlagten
Summen für das hiesige Projekt aus dem Ruder gelaufen sind, dann
drückten die Politiker ihre Äuglein fest zu. Damit die Politiker
auch etwas davon haben, gab es von der Odebracht-Gruppe wahlweise 3 %
der Auftragssumme auf das persönliche Konto des Politikers, für
Wahlwerbung oder die Parteikassa. Laut dem US-Justizministerium sind
auf diese Art und Weise etwa eine Milliarde US-Dollar an
Bestechungsgelder geflossen.
Der Baukonzern Odebracht soll für
diese Geschäftspraktiken sogar eine eigene Unternehmensabteilung ins
Leben gerufen haben. Na bitte, da sind also zusätzliche
Arbeitsplätze geschaffen worden. Zu den „besten“ Auftragsgebern
des Odebracht-Konzern zählten die ehemaligen Regierungen unter Lula
und Rousseff. Sie vermittelten dem Odebracht-Konzern unzählige vom
Staat finanzierte Infrastrukturprojekte.
Generalbundesanwalt Rodrigo Janot
verfügt bereits über mehr als 800 Kronzeugen-aussagen von 77
Ex-Funktionären des Baukonzerns Odebracht. Warum gibt es eigentlich
so viele Kronzeugenaussagen? Die gibt es deshalb, weil die Kronzeugen
zwar Strafen in Millionenhöhe bezahlen müssen, sie aber trotzdem
die Erlaubnis bekommen ihren Geschäften weiter zu betreiben, wenn
sie dafür von Beginn an die Ermittlungen unterstützen. Die
Enthüllungen von Marcelo Odebracht haben seine vom Gericht
verhängte 19-jährige Haftstrafe immerhin auf zehn Jahre reduziert.
Die Regierungs- und Oppositionsparteien
haben zwischenzeitlich einen Gesetzesantrag zur Parteienfinanzierung
im Kongress eingebracht. Dieser sieht vor, dass Wahlkampfspenden auch
aus steuerlich nicht deklarierten Geldern, also dem Schwarzgeld eines
Unternehmens, stammen dürfen. Es geht angeblich darum zwischen
Bestechung und Wahlkampf-unterstützung zu unterscheiden... aber
sicher doch... Die Wahlkampfunterstützung aus der Schwarzgeldkasse
sei lediglich ein Fall von Steuerhinterziehung und keinesfalls eine
Form der Korruption. Die Wirtschaftstreibenden sollen somit vor einer Strafverfolgung
geschützt werden.
Wer von euch vertritt nicht die
Ansicht, dass es sich dabei um eine Amnestie für Bestechung handelt?
Lieber Überflieger,
AntwortenLöschentiefer fliegen und genauer hinsehen: Nicht Odebracht sondern Odebrecht heißt der fragliche Konzern.
Grüße aus São Paulo
Wolf Gauer
Journalist
Danke für den Hinweis! Imerhin habe ich den falschen Buchstaben vom Namen des Unternehmers bis zum Konzernnamen konsequent durchgezogen ;-)
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