Montag, 14. September 2020

Das Leid von Nina Rindt und vielen anderen Rennfahrer-Frauen

5. September 1970 - Training in Monza. Ein Fahrer nach dem anderen fährt langsam an die Box - aber Jochen ist nicht dabei. Nina Rindt sitzt immer noch auf ihrem Barhocker in der Box und wartet, mit der Stoppuhr in der Hand auf ihren Jochen. Doch dieser wird nie mehr wieder kommen. Jackie Stewart überbringt ihr die traurige Botschaft. Sie verlässt fluchtartig das Fahrerlager... In der Zeit zwischen 1967 un 1974, sterben besonders viele Formel 1 und Formel 2 Fahrer - auch in Le Mans. Auszugsweise - vermutlich nicht vollständig jene Namen, welche in einem Grand Prix, bei Testfahrten oder im Training verunglückten: Lorenzo Bandini, Jim Clark, Giacomo Russo, Mike Spence, Ian Raby, Lucien Bianchi, Bruce McLaren, Pedro Rodriguez, Joakim Bonnier, Jochen Rindt, Jo Schlesser, Gerhard Mitter, Piers Courage, Roger Williamson,Jo Siffert, Francois Cevert, Peter Reevson, Helmut Koinigg...

Die Rennfahrer-Frauen sind eine verschworene Gemeinschaft, weil sie oftmals dasselbe Leid plagt. Sie müssen immer wieder auf Begräbnisse gehen und sich in diesen bitteren Stunden des Motorsports gegenseitig Mut und Trost zusprechen. Die Damen erzählen, dass sie zu keinem Rennen fahren, ohne dabei ein schwarzes Kleid mitzunehmen, welches sie möglicherweise, bei der nächsten Bestattung anziehen müssen. Mit seiner Frau Nina hatte Jochen Rindt eine Wette laufen, wenn er seine Rennfahrer-Karriere fortsetzt (nachdem er Weltmeister sein würde) bekäme Sie von ihm 10.000 Pfund. Er wolle angeblich nur Weltmeister werden und danach seine Karriere beenden - dann hätte er sein Ziel erreicht. Diese Wette erfährt man von den ehemaligen Weggefährten Jochens. Helmut Marko bestätigt beispielsweise den Inhalt dieser Wette, aber nicht den Betrag, weil er den nicht kannte.

Das Verhältnis von Jochen Rindt zu Teamchef Colin Chapman war bereits hoffnungslos zerrüttet. Rindt wollte gemeinsam mit Bernie Ecclestone das eigene Formel 2 Team weiter aufbauen. Rindt war dort Teampartner von Emerson Fittipaldi und wollte, dass nach seinem Rücktritt, Helmut Marko sein Cockpit übernimmt. Anschließend wollte Rindt gemeinsam mit Ecclestone, die Vermarktung der Formel 1 übernehmen...

Was nach dem Unfalltod von Rindt in Monza unterging war die Tatsache, dass sein Teamkollege bei Lotus, John Miles, sich mit sofortiger Wirkung aus der Formel 1 zurückzog und seine Karriere beendete.

Die Frauen der Rennfahrer gingen höchst unterschiedlich mit ihrem Leid um. Barbro Peterson - ihr Mann Ronnie Peterson starb bei einer Startkollision im Grand Prix von Monza (1978), verfiel in tiefe Depression und beging neun Jahre später Suizid. Die Witwe von Mark Donohue (starb 1975 beim Warm-up in Österreich), verklagte die Reifenfirma und führte zehn Jahre Prozess, Joan Villeneuve - ihr Mann Gilles starb 1982 beim Qualifying in Monza - war fast immer dabei, wenn er Rennen fuhr. Damals konnte sie, wegen der Erstkommunion ihrer Tochter, nicht dabei sein. Sie hatte mit Gilles zwei Kinder und wurde von Ferrari (insbesondere Enzo Ferrari) liebevoll unterstützt. Joan konnte nicht anders, als ihrem Sohn Jacques es zu erlauben Rennfahrer zu werden. Er wurde später Formel 1 Weltmeister.

Bis in den Anfang der 1980er Jahre, mussten die Rennfahrer-Frauen stets bangen, dass ihr Mann wieder lebend aus dem Auto steigt und ihre schwarze Garderobe mitnehmen...


1 Kommentar:

  1. 🦋 Danke für die kurze zusammen gefasste Biographie der Nina Roindt und den Tragischen Ereignissee im Rennsport. Jedes Tragische Unglück ist eines zu viel in einem Formel1 Wagen und daß gilt bis heute.

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