Dienstag, 8. Dezember 2020

Der Kampf um die Westsahara

Marokkanische Soldaten sind am 13. November in die Pufferzone der Vereinten Nationen, in der Nähe von Guerguerat eingedrungen, welche das von Rabat aus kontrollierte Gebiet der Westsahara, von der sogenannten „befreiten Zone“ trennt. Diese Zone wird von der Polisario-Front kontrolliert und verstößt gegen den Waffenstillstand, welcher 1991 ausgesprochen wurde. Nachdem die marokkanischen Soldaten in diese Pufferzone eingedrungen sind, hat die Polisario-Front den „Kriegszustand“ ausgerufen und gleichzeitig davor gewarnt, dass es wohl tausende Freiwillige geben würde, welche zum Kampf in der Demokratischen Arabischen Republik Sahara (DARS) bereit sind. Die UNO forderte, nachdem es die ersten Schießereien gegeben hat, sowohl Rabat als auch die Polisario-Front, zur Einhaltung des Waffenstillstands auf.

Seit 1975 ist die Westsahara zu zwei Dritteln von Marokko besetzt. Die Westsahara wird oftmals als letzte Kolonie Afrikas bezeichnet. Marokko betrachtet einen Großteil der ehemals spanischen Kolonie als sein Territorium. Zufälligerweise gehört dazu auch der Nordwesten des Landes, welcher reich an Phosphaten ist.

1991 stimmte Marokko, im Rahmen eines Friedensabkommens, der Durchführung eines Unabhängigkeitsreferendums zu. Dieses hat bis zum heutigen Tag nicht stattgefunden. Obwohl seit den 1970ern, zehntausende Marokkaner*innen in die Westsahara ausgewandert sind, würde Rabat diese Volksabstimmung verlieren.

Zu den arabischen Verbündeten, welche die Besetzung der Westsahara gutieren, gehören Saudi-Arabien und Jordanien.

Immer noch wird, nachdem Marokko im Jahr 1956 die Unabhängigkeit erlangte davon erzählt, dass Frankreich und Spanien das Land einst um Gebiete beraubte, welche ein Großmarokko ermöglicht hätten. Zu diesen gehören die Westsahara, Algerien, Mali und Teile von Mauretanien. Dabei handelt es sich um ehemals französische Kolonien.

1963 überfiel Marokko, nach einem Grenzstreit Algerien und erlitt dabei eine unerwartete Niederlage.

1975 marschierte Marokko in die Westsahara ein. Damals sah sich Rabat mit einer politischen Linken konfrontiert, welche durch die Erfolge von Houari Boumediene in Algerien, Muammar al-Gaddafi in Libyen und Gamal Abdel Nasser in Ägypten, beflügelt wurde. Obwohl Nasser bereits 1970 starb, inspirierte seine Idee nach einem panafrikanischen Sozialismus, anti-monarchistische Bewegungen nicht nur in Afrika, sondern auch weltweit.

1975 kündigte Spanien an, ein Referendum über die Unabhängigkeit der Westsahara (einst als spanische Sahara bezeichnet) abzuhalten. In diesem Moment handelte der marokkanische König Hassan II. Durch seine quasi „Rückeroberung“ der Westsahara, wehrte er nicht nur die innenpolitische Opposition ab, sondern gewann zusätzlich an Macht. Bis zum heutigen Tag, ist die Rückeroberung der Westsahara, ein Eckpfeiler der Legitimität Rabats.

Abschließend noch ein paar Worte zu den Bodenschätzen der Westsahara. Die Phosphatvorkommen in der Westsahara sind nicht unbedeutend. Sie entsprechen 72 % der weltweit bekannten Reserven.

Wie sieht es 2020 mit dem rechtlichen Status der Westsahara aus?

Die Demokratische Arabische Republik Sahara (DARS) wird von 50 Staaten anerkannt und dazu zählt auch die Afrikanische Union (AU). Seit 1984 gehört auch DARS der AU an und dieser Umstand ist es, welcher noch im selben Jahr Marokko dazu bewog, aus der AU auszutreten. 2017 kehrte Marokko allerdings wieder zur AU zurück.

Der seit 29 Jahren herrschende Waffenstillstand zwischen Marokko und DARS ist seit wenigen Wochen ernsthaft in Gefahr. Vor allem die jüngeren Menschen der DARS wollen sich dem Machtstreben Marokkos nicht mehr unterworfen und sind zum Kampf bereit.

Keine guten Aussichten auf ein friedliches Ende des jahrzehntelangen Konflikts.



1 Kommentar:

  1. Servus🦋du überflieger,
    dieser Geschichtsträchtige Artikel ist sehr lehrreich, informativ und zeigt wie Menschen die Bodenschätze unseres Planeten skrupellos ausbeuten um Gewinne zu erzielen.

    Ich würde mir wünschen dass sich die Situation beruhigt und nicht eskaliert, und zu weitreichenden Konflikten zwischen den Völkern führt.
    Hoffen wir auf einen Friedlichen Ausgang dieses Konfliktes!

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