Montag, 23. August 2021

Vergessen wir nicht auf Äthiopien

In Äthiopien gibt es heftige Kämpfe zwischen der Armee und den Rebellen. Laut einem Bericht von Amnesty International kommt es zu außergerichtlichen Tötungen, Verstümmelungen, Versklavungen und unzähligen Vergewaltigungen, für welche hauptsächlich die Soldaten aus dem benachbarten Eritrea und die Sicherheitskräfte und Milizen aus Amhara verantwortlich sind.

Begonnen hat alles damit, als Ministerpräsident Abiy Ahmed, im November 2020 das Militär losschickte, um die Regierung in Tigray abzusetzen. Nachdem diese Region nach außen hermetisch abgeriegelt wurde, dringt von diesem Konflikt, nur sehr wenig an die Internationale Öffentlichkeit. In diesem Konflikt werden Vergewaltigungen als Kriegswaffe eingesetzt.

Im Gespräch mit Radio Vatikan berichtet Amnesty International Sprecher Riccardo Noury: „Wir haben eine Menge an Beweisen, welche das Ausmaß und die Breite dieses Phänomens belegen. Es handelt sich um echte Kriegsverbrechen, bei denen Hunderte von Frauen und Mädchen, auch schwangere, vergewaltigt werden. Dies alles geschieht, um eine ethnische Gruppe zu verfolgen und um die Frauen und Mädchen zu erniedrigen und sie damit ihrer Menschlichkeit zu berauben.

Nach den Angaben von Amnesty International, werden die Frauen und Mädchen systematisch von Militärs und paramilitärischen Spezialeinheiten in Gruppen vergewaltigt, gefoltert und als Sexsklavinnen missbraucht. Zwischen dem Februar und April 2021 sind 1.288 Fälle registriert worden. Es sind allerdings nur wenige Opfer, welche überhaupt die Möglichkeit haben, die Gewalt, welche sie erfahren haben anzuzeigen oder/und sich ärztlich behandeln zu lassen.

In Gesprächen mit Menschenrechtsorganisationen, haben 63 Überlebende über die an ihnen begangene Vergewaltigung und die sexuelle Gewalt gesprochen. Sie schilderten, wie äthiopische und eritreische Soldaten, sowie die Mitglieder von verbündeten Milizen mit einem unglaublichem Ausmaß an Brutalität, die Frauen teils vor ihren Angehörigen, auch vor den Augen ihrer Kinder, vergewaltigten, oder/und sie wochenlang unter sklavenähnlichen Umständen gefangen hielten, ebenfalls vergewaltigten und teilweise auch ihre Genitalien verstümmelten.

Zahlreiche Frauen und Mädchen leiden unter den schwerwiegenden Folgen der sexuellen Gewalt. Dazu zählen gesundheitliche Komplikationen aufgrund der erlittenen Gewalt. Dazu zählen anhaltende Blutungen, Schmerzen, Inkontinenz, Depressionen, Schlaflosigkeit, Angstzustände und weitere Formen von emotionaler Belastungen. Die emotionalen Belastungen betreffen nicht nur jene Frauen und Mädchen, welche die sexuelle Gewalt erlitten, sondern auch zahlreiche Familienmitglieder, welche Zeugen der Misshandlungen waren. Einige der vergewaltigten Frauen und Mädchen infizierten sich aufgrund der Vergewaltigungen mit HIV und anderen Geschlechtskrankheiten.

Aufgrund der Befragung durch Amnesty International ist klar geworden, dass zahlreiche Frauen und Mädchen, welche Opfer der sexuellen Gewalt wurden, keine Gesundheitseinrichtungen aufsuchten, weil sie große Angst vor einer Stigmatisierung haben. Die Dunkelziffer der Opfer von sexueller Gewalt ist deshalb wohl weit höher, als die registrierten Fälle.

Die UNICEF berichtet wiederum, dass bei Angriffen von Bewaffneten auf Flüchtlinge, in der Region Afar, mehr als 200 Menschen getötet wurden. Unter den Opfern befinden sich mehr als 100 Kinder. Durch die heftigen Auseinandersetzungen in Tigray, Afar und Amhara, sind in dieser Region, mittlerweile mehr als vier Millionen Menschen vom Hunger bedroht und mehr als zwei Millionen Menschen befinden sich auf der Flucht. 

Zahlreiche Menschenrechtsorganisationen befürchten im Norden Äthiopiens eine humanitäre Katastrophe. Von einem von Abiy Ahmed im Herbst vergangenen Jahres prophezeiten Sieg der äthiopischen Armee in Tigray, ist man meilenweit entfernt. Der Konflikt droht sich gar auszuweiten. Der Ministerpräsident rief indes alle äthiopischen Bürger*innen dazu auf, zu den Waffen zu greifen und die Armee, in ihrem Kampf, tatkräftig zu unterstützen – den Segen des Westens hat man dafür...

Die „Eroberung“ Afghanistans durch die Taliban, lenkt nun auch die letzten Blicke, weg von den Geschehnissen in Äthiopien. Nunja das stimmt nicht ganz. Die EU ist wieder einmal in großer Sorge... über die vielen Flüchtlinge, welche aufgrund der Ereignisse „produziert“ werden... Nachdem die Tigray-Region unzugänglich ist und nicht einmal Helfer hinein können,erhalten auch die Medien keine Chance, sich ein Bild von der Lage zu machen oder/und diese gar zu verbreiten. Die Voraussetzungen, um den Konflikt zu vergessen, sind also ausgezeichnet...

Zur Erinnerung

Vor einem Jahr hat Abiy Ahmed von einem ethnischen Föderalismus gesprochen. Diese Vision trug ihm den Friedensnobelpreis ein. Trau keinem, welcher den Friedensnobelpreis besitzt...

Wie kann jetzt ein Frieden erreicht werden?

Ganz gewiss nicht durch Straffreiheit. Die Verantwortlichen aller Parteien müssen durchsetzen, dass die Verantwortlichen der Kriegsverbrechen bzw. wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, vor Gericht kommen.




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