Mittwoch, 15. Dezember 2021

Goldabbau verursacht Menschenrechtsverletzungen und Umweltschäden

Jedes Jahr werden ungefähr 3.300 Tonnen Gold abgebaut. 2020 wurden in China ca. 380 Tonnen, in Australien 320 Tonnen, Russland 300 Tonnen, USA 190 Tonnen, Kanada 170 Tonnen, Ghana 140 Tonnen… abgebaut. Für die Herstellung von Schmuck und Uhren werden unglaubliche 49 % des abgebauten Goldes verwendet. 29 % des geschürften Goldes dient der Anlage, 15 % werden weltweit von den Zentralbanken erworben und 7 % werden für technische Zwecke genutzt. In der Schweiz werden 50 – 70 % des Goldes veredelt.

Gold wird in 90 oder mehr Ländern abgebaut. Vier der sieben größten Produzenten sind in der Schweiz beheimatet. Obwohl die Schweiz über keinerlei Goldabbau verfügt, ist sie weltweit der größte Exporteur und zugleich auch der zweitgrößte Importeur von Gold. Unraffiniert kommt das Gold aus Ländern wie z. B. Burkina Faso, Ghana und Mali in die Schweiz.

Das Gold verlässt die Schweiz wieder, nachdem es dort in wunderbarer „Reinheit“ erstrahlt. Das Geschäftsvolumen von Gold, beträgt für die Schweiz, jährlich zwischen 66 und 86 Milliarden Euro. Bemerkenswert ist, dass der Goldverkehr der Schweiz, im Jahr 2017, 24 % der Exporte und 31 % der Importe ausmachte.

Die Schweiz hebt übrigens weder bei importierten Goldmünzen, noch bei der Goldanlage eine Steuer ein. Wer schlau ist, kann Legierungen mit anderen Metallen als Gold deklarieren und ist damit ebenso steuerfrei. Das beste Beispiel dafür ist Silber. Es enthält 2 % des Edelmetalls und darf trotzdem zollfrei eingeführt werden.

Der Bericht vom WWF Schweiz mit dem Namen „The Impact of Gold“ beweist, dass der Weg des Goldes, von den Minen bis zu den jeweiligen Ländern nicht nur problematisch, sondern auch undurchsichtig und zumeist nicht nachvollziehbar sind, weil Zwischenhändler*innen das Material aus den verschiedensten Quellen vermischen. Laut dem Bericht kann man keinesfalls davon ausgehen, dass das Gold unter guten sozialen und ökologischen Bedingungen geschürft wurde. In Wahrheit seien die Auswirkungen für die lokale Bevölkerung und die Umwelt katastrophal.

Was braucht man, um neue Gold-Minen zu eröffnen?

Logischerweise braucht man eine entsprechende Infrastruktur. Das erfordert die Erschaffung großer Flächen, welches meistens dazu führt, dass bei der Entdeckung neuer Goldvorkommen, riesige Waldflächen gerodet werden müssen. Muss ich dazu eigentlich noch erwähnen, dass diese Rodung oft illegal abläuft?

Wenn wir dabei nur an Brasilien denken, dann werden für den dortigen Goldabbau, jedes Jahr Waldflächen, in der Größenordnung von 14.000 Fußballfeldern gerodet. So viele Fußballvereine gibt es beispielsweise in ganz Österreich gar nicht.

Für die Goldgewinnung müssen übrigens extrem giftige chemische Produkte wie z. B. Quecksilber und Zyanid eingesetzt werden. Das schadet der Biodiversität und die Stoffe verbreiten sich zudem am Boden, in der Luft und im Wasser. Nachdem es sich also auch im Wasser verbreitet, führt dieses wiederum im direkten Weg dazu, dass es im Trinkwasser der lokalen Bevölkerung landet und deren Gesundheit gefährdet.

Die gesundheitlichen Auswirkungen

Alle diese zur Goldgewinnung eingesetzten Gifte können zu Schäden am Erbgut, Erblindungen, Hirnschäden und Tumoren führen. Auf das Klima gibt es durch den hohen Energieverbrauch ebenso starke Auswirkungen. Die Produktion von einem Kilo Gold, hat CO2-Emissionen von ca. zwölf Tonnen zur Folge.

Die katastrophalen Arbeitsbedingungen

An der Tagesordnung stehen laut dem WWF Schweiz die Kinderarbeit, Menschenhandel, Sklaverei und die Zwangsprostitution. Es ist völlig „normal“, dass indigene Völker von ihren Territorien verdrängt werden, damit man diese Gebiete, zur Errichtung von Goldminen umwandeln kann.

Das Beispiel Peru

In Peru wurden bis 2019, ca. 60 Tonnen Gold, illegal produziert. Der Großteil davon ging an Schweizer Raffinerien. Wenn man sich die Region Madre de Dios, sie befindet sich im Südosten des Landes im Amazonas, betrachtet, so ist diese historisch betrachtet, eines der Zentren des peruanischen Goldabbaus. Die spanische Agentur EFE hat dazu eine Reportage erstellt und gezeigt, wie trostlos die Gegend nun ist. Dort, wo früher der Regenwald war, gibt es nun Baumstümpfe, kargen Sand und Schlammkrater zu sehen. Das alles ist mit Geröll und Quecksilber bedeckt. Dieses Gebiet hat sich in eine gesetzlose Hölle im einstmals peruanischen Dschungel verwandelt. Das Epizentrum des illegalen Bergbau in dieser Region ist die Pampa. Dieses Gebiet befindet sich eigentlich innerhalb des Schutzgebietes des Tambopata-Nationalreservats. Der illegale Gold-Handel ist dort einträglicher als der Handel mit Kokain. In den letzten Jahrzehnten wurden in diesem Gebiet 25.000 Hektar Regenwald vernichtet.

Der Raubbau an der Natur hat kein Ende und so gibt es weiterhin die Begleiterscheinungen dieses Treibens, welche die lauten: Auftragsmorde, Menschenhandel, sexuelle Ausbeutung und Sklavenarbeit. In dieser Stadt ohne Namen, leben ca. 40.000 Menschen. Es gibt dort keine soziale Infrastruktur. Was es dort allerdings in rauhen Mengen gibt, zeigt die vor Ort gedrehte Reportage. Es gibt zahlreiche Bars, Hotels, Restaurants und Prostitution. Die Prostitution findet im Stil jener Saloons statt, welche in den alten Cowboy-Filmen zu sehen sind.

70 % des in Peru abgebauten Goldes, kommt aus Madre de Dios. Peru ist der größte Goldlieferant Lateinamerikas. Der Goldabbau macht 70 % der Gesamtökonomie des Landes aus, wovon lediglich 10 % legal sind. Zu Beginn des Jahres 2019, hat die peruanische Region mit der Bekämpfung der illegalen Aktivitäten in der Region der Pampa begonnen. Die Operation trägt den Namen „Operación Mercurio“.

Laut der peruanischen Nachrichtenseite „Actualidad Ambiental“ ist seither, der illegale Bergbau in diesem Gebiet, um 98 % zurückgegangen. Hurra! Allerdings ist ein Großteil davon in die umliegenden Regionen abgewandert. Seit 2019 hat es in der Pampa mehr als 700 Polizeieinsätze gegeben und es wurden 25.000 illegale Minenarbeiter*innen ausgewiesen. Im Bericht der Initiative „Monitoreo de Deforestación“ wurde auch aufgezeigt, dass in diesem Gebiet, trotz des rigorosen Vorgehens der peruanischen Regierung, weitere 1.100 Hektar Regenwald abgeholzt wurden. Die neu entdeckten Stellen für den Goldabbau befinden sich nunmehr in Apaylon, Camanti, Chaspa und Pariamanu.

Die Reaktion der Schweiz

2015 hat der nationale Umweltsenator der Schweiz, Luc Recordon, eine Anfrage zu den Auswirkungen des Gold-Abbaus, im Bezug auf eventuelle Menschenrechtsverletzungen gestellt, dessen Ergebnis dem Schweizer Parlament, Ende 2019 vorgelegt wurde. Der Bericht trägt den Titel „Handel mit Gold, das unter Verletzung der Menschenrechte gewonnen wurde“. Die Schweizer Regierung hat also eine unabhängige Gruppe mit der Analyse über den Goldsektor in der Schweiz, seine Hauptakteur*innen und mögliche Risiken und Herausforderungen beauftragt. Zu diesem Prozess gehörte auch, dass man Repräsentant*innen aus dem privaten Sektor und NGOs, welche in den folgenden Bereichen tätig sind: Entwicklungshilfe, Menschenrechte und Umwelt, eingebunden hat.

Im Bericht heißt es, dass eingeräumt werden muss, dass die Aktivitäten der Firmen im Goldbergbau die Misshandlung von Arbeitnehmer*innen, Verstöße gegen das Arbeitsrecht, vor allem im Hinblick auf sichere und gesunde Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung haben.

Zudem werden Verstöße gegen die traditionellen Lebensweisen, die Selbstbestimmung und das Land der indigenen Völker anerkannt. Hinzu kommen Auswirkungen auf die lokale Bevölkerung wie Zwangsumsiedlungen, die Verletzung der Eigentumsrechte, des Versammlungsrechts und des Rechts auf freie Meinungsäußerung. Weiters steht im Bericht, dass es mögliche Schäden für die Umwelt, sowie gegen die Rechtsstaatlichkeit durch die Gold-Unternehmen gibt.

Die Empfehlung des Berichts

Es wird eine größere Transparenz in sämtlichen Aktivitäten, welche mit der Goldeinfuhr in die Schweiz verbunden sind empfohlen und dazu geraten, einschlägige Industrie- und Handelsverbände wie die Schweizerische Vereinigung Edelmetall-fabrikanten und -händler und die Swiss Better Gold Association dazu zu drängen, ihre Arbeitsweise zu verbessern und in Kontakt mit NGOs zu treten. Der WWF forderte zusätzliche Gesetze, welche Firmen, die ihren Geschäftssitz in der Schweiz haben, dazu verpflichten nur jenes Gold zu erwerben und verarbeiten, welches die sozialen und ökologischen Mindeststandards erfüllt und zudem auch ihre Arbeitsweise transparent macht. Es wird auf das Kaufverhalten der Verbraucher*innen appelliert. Eine verantwortungsbewusste und transparente Gold-Gewinnung, sowie eine Minimierung der Umweltvernichtung können man fördern, indem man nur Produkte erwirbt, welche Gütesiegel wie z. B. Fair Trade und Fair Mined tragen.

Es liegt also auch in diesem Bereich am Konsumenten, ob sich etwas ändert oder eben nicht.


1 Kommentar:

  1. 🦋Und so wird weiterhin unser Planet zerstört, und die Welt dreht sich weiter bis ihr wirklich eines Tages die Luft ausgeht!
    Und Planet Erde wird eines schönen Tages im Universum unbewohnbar, seine Kreis zu ziehen.
    Das sind ja gute Aussichten, die ich so nicht erleben möchte. Hoffentlich zieht die Menschheit, schnellst möglich die Reis Leine um dies zu verhindern.🦋

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