Donnerstag, 18. November 2021

Wie soll die NASA bei der Entdeckung außerirdischen Lebens vorgehen?

Selbstverständlich gäbe es ein gewaltiges mediales Echo, wenn es gelingen würde eine außerirdische Lebensform zu entdecken. Die Wissenschaftler*innen der NASA wollen jetzt allerdings wissen, wie sie bei der Bekanntgabe vorgehen sollen und schlagen auch eine Bewertungsskala zur „Beweislast“ vor.

Im Fachjournal „Nature“ schlägt das Team des NASA-Chefwissenschaftlers Jim Green vor, dass es Maßstäbe, sowie eine Skala, für die Bewertung und die Kombination von unterschiedlichen Beweissträngen geben sollte. Es wäre auch hilfreich, sich die jahrzehntelangen Erfahrungen der Astrobiologie zunutze zu machen. Zuerst sollte überhaupt einmal darüber gesprochen werden, wo wir uns derzeit, bei unserem Verständnis und dem Wissen über die Suche nach außerirdischem Leben, überhaupt befinden.

Die Wissenschaftler*innen würden die Schaffung einer siebenstelligen Skala begrüßen, welche als Leitfaden gelten sollte, damit man mit der Erklärung über die Entdeckung von außerirdischem Leben, verantwortungsbewusst umgehen kann. Für die Journalist*innen hätte das den Vorteil, dass sie die Menschen darüber informieren können, ob es sich jetzt tatsächlich um einen Durchbruch handelt, oder lediglich ein weiterer Schritt zur Entdeckung von außerirdischem Leben ist.

Wie ist es denn bisher? Bis jetzt hat die Öffentlichkeit nur folgende Möglichkeiten. Es wurde außerirdisches Leben gefunden, oder eben nicht. Durch die siebenstufige Skala kann man neue Entdeckungen den Menschen besser mitteilen und sie auch mehr begeistern.

Es ist toll, dass ein Rover oder ein Orbiter Beweise für einstiges Wasser auf dem Mars findet. Ja, es bedeutet, dass es dort einmal ein Klima gab, welches jenem auf der Erde ähnlich war. Ja, es bedeutet auch, dass es dort früher einmal, Leben gegeben haben könnte. Nein, es bedeutet nicht, dass es dort einmal tatsächlich Leben gab oder sogar heute noch gibt. Felsplaneten, welche Sterne in einer lebensfreundlichen Zone umkreisen sind großartig, aber ebenso noch lange kein Beweis dafür, dass es dort außerirdisches Leben gibt.

Wie könnte eine derartige Skala für den Mars aussehen?

Die Wissenschaftler*innen könnten auf der Stufe 1, über die Entdeckung von Biosignaturen berichten. Das wäre z.B. der Fall, wenn man auf dem Mars Moleküle entdecken würde, welche ein wichtiger Hinweis auf bekanntes Leben wären.

Bei der Stufe 2 würden uns die Wissenschafter*innen nach eingehender Prüfung versichern, dass dieser Nachweis nicht durch eine irdische Kontamination, oder den von uns Erdlingen verwendeten Instrumenten, verursacht wurde.

Auf der Stufe 3 würden uns die Wissenschaftler*innen zeigen, dass das biologische Signal in einer analogen, irdischen Umgebung zu finden ist. Das wäre z.B. ein urzeitliches Flussbett, welches dem Mars-Krater Jezero entspricht. Gleichzeitig müssten uns die Wissenschaftler*innen erklären, warum nicht-biologische Prozesse als Erklärung ausgeschlossen werden können.

Beim Mars wäre es so, dass man die Proben zur Erde bringt, um unzählige Fragen damit beantworten zu können. Diese Proben könnten/sollten von zahlreichen unabhängigen Forscherteams untersucht werden. Man könnte damit eine Beweiskraft bis zur Stufe 6 erreichen. Für die endgültige Bestätigung, dass es Leben auf dem Mars gibt/gab, bräuchte man jedoch (mutmaßlich) eine bemannte Mars-Mission.

Wie sieht eine Beweislast von Fernanalysen aus? Wie sollte man also vorgehen, wenn man Fernanalysen von einem (derzeit noch) unerreichbaren Planeten erstellt?

Da wäre wohl die Analyse der Atmosphäre sehr wichtig, um damit auf einen erdähnlichen Planeten zu schließen. Dazu wäre der Sauerstoff-Nachweis in der Atmosphäre eines derartigen Exoplaneten notwendig. Ja es ist richtig, dass wir hier auf der Erde, den Sauerstoff mit Leben verbinden, weil dieser von Pflanzen erzeugt wird und wir diesen auch atmen. Es gibt allerdings auch geologische Prozesse, welcher zur Sauerstoff-Erzeugung führen. Der Sauerstoff alleine ist somit kein Beweis für das Vorhandensein von Leben.

Die Wissenschaftler*innen müssten also überprüfen, ob das Sauerstoffsignal nicht von einem von der Erde reflektiertem Licht kontaminiert ist und ob es nicht geologische Ursachen innerhalb der Atmosphärenchemie gibt, welches das Sauerstoffsignal erzeugen. Ein weiterer Beweis für eine lebensfreundliche Umwelt wäre ein vorhandener Ozean. Aus unserer Sicht der Dinge, würde er die Wahrscheinlichkeit, dass es auf diesem Planeten gibt, untermauern.

Würde man in der Atmosphäre eines fernen Planeten, einem Exoplaneten, Sauerstoff und Methan vorfinden, würde man wohl Stufe 4 der neu geschaffenen Skala erreichen. Damit die nächste Stufe erreicht werden kann, müsste man auf diesem Planeten, die Existenz von Algen oder gar Wäldern nachweisen. Das gelingt allerdings nur dann, wenn wir es schaffen weit leistungsstärkere Teleskope, als jene, welche derzeit eingesetzt werden, zu bauen. Mit diesen müsste man zudem auch den entsprechenden Planeten, langfristig beobachten.

Eine der wertvollsten Missionen der nahen Zukunft, wird „Europa Clipper“ sein. Es handelt sich dabei um einen Orbiter, welcher zum Ende dieses Jahrzehnts die Eismonde Jupiters erforschen wird. Seine Aufgabe wird es sein, wichtige Informationen über die dortigen Umweltbedingungen zu liefern. Eines Tages wird man – möglicherweise - auf einen dieser Monde, Leben nachweisen können. Je mehr wir messen, desto mehr Erfahrungen sammeln und lernen wir über biologische und nicht-biologische Planetenprozesse.

Was brauchen wir also, um Leben außerhalb unseres Planeten zu entdecken?

Eine sehr breit aufgestellte Beteiligung der Wissenschaftsgemeinde. Es braucht zahlreiche Beobachtungen und unzählige Experimente.

Die Frage, ob unser Planet, mit seiner Vielzahl von Lebensformen, der einzige ist, welcher über Leben verfügt, können wir nur dann beantworten, wenn wir unsere diesbezüglichen Kraftanstrengungen bündeln.


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