Montag, 10. Februar 2020

Wo Paramilitärs für Konzerne morden

In Kolumbien schrecken Konzerne nicht davor zurück Paramilitärs einzusetzen, um ihre wirtschaftlichen Interessen durchzusetzen und Menschenrechts- und Umweltaktivisten zu eliminieren. Die Datenbank der Forschungsgruppe „Staat, Konflikte und Frieden“ der Fakultät für Politwissenschaft und Internationale Beziehungen an der Universität Javeriana in Bogotá beweist, dass diese grauenhafte Verbindung eine lange „Tradition“ hat. In der Datenbank werden sämtliche Unternehmen aufgelistet welche, „mutmaßlich“ mit paramilitärischen Gruppen zusammengearbeitet haben. Die unzähligen Vorwürfe dazu wurden zumeist im Rahmen von Gerichtsprozessen geäußert und stammen von den ehemaligen Paramilitärs selbst.

Beispiele zur Zusammenarbeit lieferten der ehemalige paramilitärische Kommandeur Jorge Iván Laverde Zapata, welcher behauptete, dass Postobón im Departemento Norte de Santander, den Paramilitärs Geldbeträge zukommen habe lassen. Als Gegenleistung erwartete man sich dafür, dass die Milizen für deren Sicherheit sorgen. 

Der Paramilitär-Chef Salvatore Mancuso hat ausgesagt, dass das Energieunternehmen Ecopetrol zwischen 2 und 5% des Auftragsvolumens, an die Paramilitärs bezahlte. Die Zahlungen wurden in bar oder in Monatsraten geleistet. Ecopetrol hat auch freiwillige Geldzahlungen an den mittlerweile aufgelösten paramilitärischen Dachverband namens Vereinigte Selbstverteidigungskräfte Kolumbiens getätigt, damit für ihre Sicherheit gesorgt wird. Fakt ist, dass es in jenem Gebiet, wo der Energiekonzern tätig war, zu mehreren Morden, im Rahmen von „sozialen Säuberungen“ gekommen ist. Mancuso sagte aus, dass Ecopetrol sogar Teil der paramilitärischen Organisation namens „Bloque Catatumbo“ gewesen ist. Beim „Bloque Catatumbo“ hat sich übrigens auch die Nationale Föderation der Viehzüchter mit dem Namen „Fedegan“, aktiv in die Struktur eingebracht. Fedegan war sogar so stark involviert, dass es am Ende sogar die Befehls- und Kontrollgewalt inne hatte.

Fernsehsender wie z.B. RCN Televisión und andere Medien wie z.B. Caracol, sind den paramilitärischen Aktionen unkritisch gegenüber gestanden. Der Sender hat sogar Interviews veröffentlicht, in welchen der ranghohe Paramilitär namens Carlos Castano als „Führer im Kampf gegen den Umsturz“ bezeichnet wurde...

Ein ehemaliger Paramilitär namens Jesús Roldán Pérez hat vor Gericht ausgesagt, dass am 5. November 2001, paramilitärische Gruppen im Departamento Magdalena, per Schiff mit 3.400 AK 47-Gewehren und sieben Millionen Gewehrpatronen versorgt wurden. Diese „Gaben“ erhielt man aus dem Laderaum des Unternehmens Chiquita Brands. Die Waffen wurden als Gummibälle deklariert. Der Bananenexporteur und seine Tochtergesellschaft namens Banadex sponserten im Zeitraum von 1997 bis 2007, die paramilitärischen Einheiten mit drei US-Cent pro Kiste exportierter Bananen. Dies gestand der Paramilitär José Gregorio Mangonez Lugo. Der Sinn des Unternehmens sei es gewesen finanzielle Anreize, zur gewaltsamen Unterdrückung von gewerkschaftlich organisierten Arbeitern zu schaffen.

In der Studie der Universität Javeriana wird das US-Getränkeunternehmen Coca Cola nicht erwähnt, obwohl es in den USA, nach einer Anzeige der kolumbianischen Gewerkschaft mit dem Namen Sinaltrainal vor Gericht gestanden ist. Die Verantwortlichen des Konzerns hätten in ihren Abfüllbetrieben, in den Jahren 1990 bis 2002, neun Gewerkschafter ermorden lassen. Dies berichtet die Seite colombianinforma.info. Zu den Ermordeten gehörte Isidro Seguno Gil. Er war der Vorsitzende der Gewerkschaft Sinaltrainal, welcher mit dem Coca-Cola Unternehmen in Carepa über einen Forderungskatalog verhandelte. Am 5. Dezember 1996 traf eine Gruppe von Paramilitärs bei der Gewerkschaft des Abfüllbetriebs ein und ermordete ihn. Nur wenig später wurde der Sitz der örtlichen Gewerkschaft niedergebrannt und sämtliche im Abfüllwerk tätigen Gewerkschaftler unter Todesdrohungen, zum Austritt aus ihrer Organisation gezwungen. Dies geschah mit dem Wissen des Werkleiters Ariosto Milan Mosquera.

Die Beschäftigten der Abfüllanlagen, welche sich für ihre Rechte einsetzen, werden bis zum heutigen Tag mit Drohungen terrorisiert. Unter Morddrohungen werden Gewerkschaftsaktivist*nnen gezwungen, ihren Austritt zu unterschreiben oder aufgrund von Anklagen unter dem Vorwurf des Terrorismus verhaftet. 2003 hat das mit dem Fall betraute US-Gericht, die Klage gegen den Coca-Cola-Konzern abgewiesen. Der Mord sei außerhalb der USA passiert und somit zu weit weg vom Hauptsitz des Unternehmens in Atlanta geschehen...












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