Dienstag, 20. September 2022

Die erste erfolgreiche Amputation datiert zurück in die Steinzeit

Es war einmal vor 31.000 Jahren, da wurde auf der Insel Borneo, einem Kind ein Fuß amputiert. Wer von uns kann sich allerdings vorstellen, dass vor 31.000 Jahren, in der Steinzeit also, nicht irgendeine Operation, sondern eine Amputation stattgefunden hat, welche auch noch geglückt ist?
Tim Ryan Maloney von der Griffith University in Australien und seine Kolleg*innen haben diesen Fund in Ost-Kalimantan auf Borneo, einer Karstregion gemacht. Hier wurden bereits 40.000 Jahre alte Felsmalereien und andere Spuren früher menschlicher Präsenz gefunden. Die große, aus drei Kammern bestehende Liang-Tebo-Höhle ist in ihrem oberen Teil mit prähistorischer Felskunst dekoriert. In der größten Kammer ist man auf ein Grab mit einem gut erhaltenen Skelett gestoßen. Der Tote war ein junger, männlicher Erwachsener, im Alter von 19 bis 20 Jahren. Er wurde zusammen mit Feuersteinklingen und einem Klumpen roten Ocker bestattet. Aus der Datierung von Kohleresten aus dem Grab und einer Knochenprobe schließen Maloney und seine Kollegen, dass das Grab ca. 31.000 Jahre alt ist.

Die Besonderheit daran war, dass dem Toten, der linke Fuß fehlte. Das linke Schienbein und auch das Wadenbein des Verstorbenen endeten in Knochenstümpfen. Alles deutet darauf hin, dass der junge Mann, den Verlust von seinem Fuß und dem halben Unterschenkel überlebt hat. Die Knochenlamellen waren wieder komplett verschlossen. Der junge Bursche hat diese Verletzung ca. sechs bis neun Jahre überlebt. Die Enden wurden gerade und sauber abgetrennt. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass es sich um eine absichtliche, chirurgische Amputation handelte und der älteste Beweis für eine Amputation und zugleich auch gelungene Amputation. Bisher war ein chirurgisch entfernter Unterarm, welcher vor 7.000 Jahren stattfand und nur teilweise verheilte, bekannt.

Fakt ist, dass der Mediziner, ein enormes Wissen über die Gliedmaßen-Anatomie, die Muskel- und Gefäßsysteme gehabt hat und auch in der Lage war, einen tödlichen Blutverlust oder eine Infektion zu vermeiden. Von „
primitiv“ kann also keine Rede sein.

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