Mittwoch, 8. Juli 2020
Dank dem Corona-Virus ist die Demokratie in der Mongolei in Gefahr
Die Mongolei hat in der Vergangenheit
wiederholt unter Beweis gestellt, dass sie im Umgang mit der
Demokratie sehr fortschrittlich ist. Am 24. Juni 2020 fanden die
jüngsten Parlamentswahlen statt und es bewarben sich für 76
Mandate, 606 Kandidat*innen. Die regierende sozialdemokratische
Mongolische Volkspartei (MVP) mit der Spitzenkandidatin,
Premierminister Ukhnaagiin Khurelsukh erreichte dabei 62 Mandate.
Schwer abgeschlagen folgte auf Platz 2 die wirtschaftsliberale
Demokratische Partei (DP) mit lediglich 11 Mandaten. Die restlichen
drei Mandate gehen an Kleinparteien und Unabhängige.
Die Coronavirus-Pandemie war das
bestimmende Wahlkampfthema und die Regierung konnte mit Stolz darauf
verweisen, dass es innerhalb der Mongolei keine lokalen Übertragungen
gab. Bereits Ende Jänner reagierte man auf den Virus und ergriff die
ersten Schutzmaßnahmen. Es gab insgesamt nur ca. 200 Infizierte und
diese haben sich allesamt im Ausland angesteckt.
Der Preis, welchen die Mongolei für
die Coronavirus-Pandemie bezahlen muss, wird in Zukunft enorm sein,
obwohl man diese selbst so gut im Griff hat. Die Mongolei verfügt
zwar über zahlreiche Bodenschätze ist aber wirtschaftlich von den
Exporten unverarbeiteter Rohstoffe wie z.B. Kupfer und Steinkohle
abhängig. Leider verfügt die Mongolei über keinen Zugang zum Meer
und deshalb gehen fast alle Exporte nach China. Wenn die chinesische
Wirtschaft allerdings ein bisserl verschnupft ist, dann liegt die
Mongolei mit einer schweren Grippe im Bett. Diese negative Erfahrung
machte die Mongolei bereits im Jahre 2017. Nach einem unglaublichen
Wirtschaftsboom folgte ein noch größerer Wirtschaftseinbruch,
welcher erst im letzten Augenblick, dank eines Rettungsprogramms des
IWFs, die Mongolei vor dem Staatsbankrott rettete. Nun folgt die
grausame Wiederholung.
Der Mongolei droht eine Pleitewelle
enormen Ausmaßes, weil sämtliche finanzielle Rücklagen fehlen. Die
Handlungsfähigkeit des Staates ist in Gefahr, weil die
Arbeitslosenzahlen steigen und die Steuereinnahmen ins Bodenlose
sinken. Dazu kommt noch eine stark steigende Inflationsrate und der
Verfall des Mongolischen Tugriks. Aus diesem Teufelskreis wird sich
die Mongolei wohl nur mit der Hilfe des Auslands retten können. Es
ist davon auszugehen, dass der chinesische Einfluss noch größer
wird. Die Bevölkerung wird sich darüber zwar nicht freuen, es
allerdings als nötig Übel ansehen, dass China noch mehr Macht und
Einfluss bekommt. Selbstverständlich könnte man sich nach Russland
oder den USA zuwenden aber die Folgen wären dieselben.
Es ist schade wenn man bedenkt, dass
sich die Mongolei seit 1990 ihre Unabhängigkeit bewahren konnte und
in der Region ein wichtiger Faktor für Stabilität war. Die Mongolei
galt in all den Jahren als verlässlicher Partner und Makler für
Frieden und Sicherheit in Nordasien. Wenn sich die Mongolei nunmehr
allerdings auf eine Seite schlagen muss, ganz gleich ob es China,
Russland oder USA ist, wird sie zum Spielball dieser Nation.
Wie wäre es, wenn Europa die Mongolei
unterstützt? Immer wieder hat sich die Mongolei darum bemüht, dass
es gute Beziehungen zum Westen bekommt und kam dennoch nie darüber
hinaus, dass man Absichtserklärungen bekam. Ohne die Unterstützung
von befreundeten Demokratien, wird der demokratische Sonderweg der
Mongolei in Nordasien wohl bald vorbei sein.
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