Sonntag, 19. Juli 2020

Wie viele Menschen verträgt die Erde?

Auf unserem Planeten leben derzeit 7,8 Milliarden Menschen und die Zahl wächst täglich an. Wie viele Menschen können eigentlich auf der Erde leben ohne dabei die Ressourcen zu gefährden. Wenn die Weltbevölkerung in jenem Ausmaß, wie in den letzten drei Jahrhunderten zunimmt, dann werden im Jahre 2300, etwa 70 Milliarden Menschen unseren Heimatplaneten bewohnen. Die Denkfabrik „Global Footprint Network“ hat errechnet, dass 2019 die natürlichen Ressoucen am 29. Juli verbraucht wurden und in diesem Jahr (aufgrund der Corona-Pandemie) vermutlich erst am 22. August. Das würde bedeuten, dass die maximale Anzahl an Menschen, welche auf der Erde, rein theoretisch betrachtet, unbegrenzt hier leben können, ohne dieser nachhaltig zu schaden, bereits längst überschritten ist.

Wie viele Menschen kann die Erde also wirklich vertragen?

Die Schätzungen dazu gehen weit auseinander. Die Vereinten Nationen haben zu diesem Thema 65 Studien ausgewertet. Die Ergebnisse reichen von knapp weniger als zwei Milliarden Menschen bis weit höher. Die meisten Studien kamen auf ein Ergebnis, welches zwischen 4 und 16 Milliarden Menschen lag.

Der italienische Systemanalytiker Cesare Marchetti ging 1979 in seinem Werk „1012: A Check on the Earth-Carrying Capacity for Man“ davon aus, dass man die zur Verfügung stehenden Ressourcen viel effizienter nutzen und eine Billion Menschen in „Kathedralen-Städten“ wohnen könnten, welche lediglich ein Zehntel der Erdoberfläche bedecken.

Die Anzahl von einer Billion Menschen mag zwar heutzutage sehr utopisch klingen, es ist allerdings kein Fehler, wenn man durchaus auch optimistische Schätzungen zulässt. Warnungen vor einer drohenden Bevölkerungsexplosion, welche zum Zusammenbruch führen würden, gab es immer wieder. Eines der bekanntesten Beispiele war der Club of Rome, welcher in den 1970er-Jahren verkündete, dass aufgrund der vorhandenen Ressourcen und des immensen Bevölkerungswachstums, ein Kollaps unmittelbar bevorsteht.

Der Kollaps bleibt auch deshalb aus, weil der technologische Fortschritt stark voranschreitet und es dadurch möglich ist, immer mehr Menschen zu versorgen. Denken wir dabei nur an die Fortschritte in der Landwirtschaft. Die Grenze der Tragfähigkeit der Erde wird somit immer wieder verschoben. In den 1960er-Jahren wurde vermehrt auf Weizen, Mais und Reis umgestellt und dadurch konnte mit derselben landwirtschaftlichen Fläche ein weit höherer Ertrag erzielt und somit mehr Menschen ernährt werden.

Eine Erde ist zu wenig

Nachdem der technologische Fortschritt aber nichts mit einer Nachhaltigkeit zu tun hat, hat die einstige „Grüne Revolution“ der Landwirtschaft, nicht nur Vorteile gebracht. Durch den weit höheren Wasserverbrauch ist der Grundwasserspiegel, in vielen Gebieten, drastisch gesunken. Der vermehrte Einsatz von Düngemittel und Pestiziden trägt auch nicht gerade zur Nachhaltigkeit bei. Wenn wir die derzeitige Weltbevölkerung nachhaltig versorgen wollen, bräuchten wir laut dem Global Footprint Network 1,6 Erden. Wenn allerdings alle Menschen auf der Welt so leben wie in Österreich oder Deutschland, dann wären es sogar 3 Erden.

Das Bevölkerungswachstum in Afrika südlich der Sahara und in Teilen Westasiens wird noch deutlich ansteigen. In den nächsten Jahrzehnten wird sich dieses allerdings verlangsamen. Bis zum Jahr 2100, werden laut Berechnung der Vereinten Nationen, etwa 11 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Ein Worst-Case-Szenario der UN geht von bis 17,6 Milliarden Menschen aus.

Wie stark die Weltbevölkerung wächst hängt vor allem von den Entwicklungsfortschritten folgender Länder ab: Äthiopien, Indien, Nigeria, Pakistan und Tansania. Es sieht derzeit so aus, als ob es langfristig zu sinkenden Geburtenraten kommt. Es handelt sich dabei um einen demografischen Vorgang, welchen Europa, Nordamerika und Ostasien bereits hinter sich gelassen haben. Nirgends auf der Welt sind die Geburtenraten so niedrig wie dort. Teilweise kommt es sogar zu einem Bevölkerungsrückgang. Das beste Beispiel dafür ist Japan.

Das Dilemma sieht folgendermaßen aus

Gibt es in einem schwach entwickelten Land Fortschritte, dann erfolgt gleichzeitig ein höherer Ressourcenverbrauch und dieser reduziert wiederum die Tragfähigkeit der Erde. Ein Ausweg könnte sein, dass jene Menschen, welche in den Industriestaaten leben, ihr Konsumverhalten ändern, um den weltweiten Ressourcenverbrauch zu senken. Das Ziel wäre eine weltweite Angleichung des Lebensstandards auf einem Niveau, welches unter jenem der heutigen Industriestaaten und über jenen der Entwicklungsländer liegt. Die schwach entwickelten Länder müssen bei ihrem Entwicklungssprung darauf achten, dass sie die Fehler der Industrienationen vermeiden, um auf diese Art und Weise billigere, nachhaltigere und schnellere Entwicklungssprünge zu machen.

Was passiert, wenn wir zunehmend auf die Digitalisierung und den Einsatz von Robotern setzen?

In diesem Fall könnte es passieren, dass uns so viel Arbeit abgenommen wird, dass die Menschen wieder mehr Lust bekommen Kinder zu kriegen und darin vermehrt einen neuen Lebenssinn erkennen. Die Folge wäre, dass die Geburtenraten deutlich steigen. Dies wäre ein Faktor, welcher in den derzeitigen Berechnungen zur zukünftigen Erdpopulation, noch kaum berücksichtigt wurde.



1 Kommentar:

  1. Die Antwort ist einfach und gleichzeitig kompliziert. Es geht darum, keinen Müll zu erzeugen. Alles, was produziert wird, muss komplett an die Natur zurückgegeben werden. Nützlich sein, statt verbrauchen. Dann kann man noch einmal über die Kapazitäten des Planeten nachdenken.

    So wie es jetzt läuft, gesellschaftlich - wirtschaftlich - wissenschaftlich-technisch, wird es nicht für viele Menschen reichen.

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