Montag, 27. April 2020

Tschernobyl – der Waldbrand

Innerhalb der 30 Kilometer Sperrzone von Tschernobyl, ist es am 4. April 2020 zu Waldbränden gekommen, welche bis zum heutigen Tag andauern. Nach wenigen Tagen brannten bereits 20.000 Hektar Wald und während es am 14. April hieß, dass die Brände unter Kontrolle und lediglich noch einige Glutnester zu bekämpfen seien, sind diese durch starke Winde, welche in der durch die Klimakrise trockenen Zone herrschten, wieder neu entflammt.

 
Die offiziellen Behörden sprechen davon, dass nur drei Hektar Wald brennen. Es ist schwer vorstellbar, dass dies der Wahrheit entspricht, wenn man sich Interviews von Yaroslav Yemelinenko, dem Chef der Assoziation und Veranstalter von Reisen nach Tschernobyl, anhört. Gegenüber der TAZ erklärte er, dass derzeit mehrere tausend Hektar Wald brennen und mehr als 1.000 Feuerwehrleute, etwa 300 Fahrzeuge und drei Hubschrauber im Einsatz sind. Bisher wurden mehrere hunderte Kilometer lange Feuerschneisen in die Vegetation geschlagen, um die gewaltigen Brände zu stoppen.

Am Telefon erzählte Yemelinenko: „Das Feuer kam direkt zum Zaun des Atomkraftwerks, Gras und Büsche brannten, das ganze AKW war von Rauch umhüllt. Das Feuer sei auch in die Nähe der Behälter gekommen, in denen radioaktive Abfälle aufbewahrt werden. Diese Objekte sind allesamt geschützt und deshalb müsse man sich diesbezüglich keine Sorgen machen.“ Er fragte sich allerdings: „Wie kann es sein, dass der Brand überhaupt so nahe an sie herankommen konnte - und das zehn Tage, nachdem er begonnen hatte?“

In Tschernobyl gibt es seit einigen Jahren, einigen steigenden Katastrophentourismus. Immer mehr Menschen kommen, um sich folgende Attraktionen anzusehen: Die unbewohnte Stadt Pripjat, welche von den aktuellen Bränden verschont bliebe, selbstverständlich das Atomkraftwerk und das militärische Objekt „Tschernobyl-2“ - hier handelt es sich um eine Radaranlage, mit deren Hilfe die ehemalige Sowjetunion die Raketenstarts der USA erfassen wollte. Die Stadt Tschernobyl ist übrigens nicht nur erhalten, sondern auch die einzige Stadt innerhalb der 30 Kilometer-Zone, welche bewohnt ist...

Wie viele Touristen sehen sich dieses Katastrophenszenario jedes Jahr an?

2018 waren es 74.000 und im vergangenen Jahr sogar 125.000. Für 2020 rechnete man mit einer weiteren starken Zuwachsrate auf insgesamt 250.000 Personen.

Die Gebiete rund um den ehemaligen Reaktor sind, aufgrund der enormen Strahlungswerte, noch für zehntausende Jahre unbewohnbar. Besonders auffällig ist der sogenannte „Rote Wald“. Er hat seinem Namen davon, dass er durch die vom explodierten Reaktor herausgeschleuderten, radioaktiven Stoffe so extrem verstrahlt wurde, dass er abgestorben ist und seither rot erscheint. Der Wald befindet sich nur 1,5 Kilometer vom zerstörten Reaktor entfernt.

Bei der Explosion des Reaktors wurde einst radioaktives Material freigesetzt, welches etwa 200 Mal höher war, als jene der Atombomben von Hiroshima und Nagasaki.


1 Kommentar:

  1. Danke für den ausführlichen Informationen, interessanten Bericht!
    Tschernobyl kommt, auch nicht zu ruhe!
    Die Flammen die sich durch den trocken Boden ausbreiten, sind bestimmt nicht leicht unter Kontrolle zu bringen!

    Auch das man sich das Katastrophen Gebiet alls Tourist ansieht ist für mich unvorstellbar!
    Ich habe in den Nachrichten schon immer wieder davon gehört,aber die Masse der Menschen ist eine Katastrophe!
    Es wird hoffentlich nicht noch eine Katastrophe, über unser Land schweben!

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