Sonntag, 3. Oktober 2021

"Chile den Chilenen, Grenze dicht, Venezolaner raus"

Seit Anfang 2015 sind bis Ende 2020, laut Angaben der UNO-Flüchtlingshilfe, ca. 5,4 Millionen Venezolaner aus ihrem Land geflüchtet. Es wird davon ausgegangen, dass es bis Ende September 2021 bereits ca. sieben Millionen waren und bis zum Ende des Jahres, sind sogar acht Millionen venezolanische Flüchtlinge möglich. Die Mehrzahl der Migranten wird/wurde von folgenden Ländern aufgenommen: Kolumbien etwa 30 %, Peru ca. 20 % und Chile und Ecuador, jeweils etwa 10 %. Jene Migration, welche aus Syrien und dem Irak einst Europa betroffen hat, führt nunmehr durch die venezolanischen Migranten, in Südamerika zu Spannungen und politischen Konflikten.

Die Eskalation in Chile

Der Norden Chiles wird bereits seit einigen Jahren, von einer unkontrollierten und undokumentierten Einwanderung überrollt. Schlepperbanden bringen unzählige Venezolaner über die ungesicherte bolivianische Grenze nach Chile. Besonders betroffen sind davon kleine Grenzstädte, welche lediglich ein paar tausend Einwohner haben und in 3.000 Meter Höhe gelegen sind. Mit Bussen werden die Migranten in die Provinzhauptstadt Iquique gebracht und dort mit Papieren versorgt, welche ihnen die Weiterfahrt in die großen Städte, im Süden von Chile ermöglichen.

Nachdem die chilenische Polizei eine kleine Zeltstadt, welche von Migranten bewohnt wurde, im Zentrum Iquiques geräumt wurde, fühlten sich Teile der chilenischen Bevölkerung dazu bemächtigt einen gewaltbereiten Demonstrationszug zu bilden, an welchem tausende Menschen teilnahmen. Dabei ist es zu schweren Ausschreitungen gekommen.

Es kam zu Brandanschlägen auf die letzten verbliebenen Habseligkeiten der von der Polizei vertriebenen venezolanischen Migranten.

Nachdem die Proteste auch von zahlreichen Medien begleitet wurden und bei den Live-Interviews immer wieder das Versagen der chilenischen Regierung angeprangert wurde, sowie regelmäßig Plakate und Spruchbänder mit folgendem Text ins Bild kamen: „Chile den Chilenen, Grenze dicht, Venezolaner raus", fand man relativ schnell heraus, dass jener Mann, welcher die Stimmung mit seinem Megafon anheizte, kein Unbekannter war. Sein Name ist Sebastián Vega. Schlimm genug, dass bei diesen Protesten Zelte und die Habseligkeiten der venezolanischen Flüchtlinge verbrannt wurde. Erschütternd ist vor allem die Tatsache, dass auch Frauen und Kinder geschlagen wurden.

Sebastián Vega ist Mitglied der rechtskonservativen Regierungspartei UDI (Unabhängige Demokratische Union). Die Proteste wurden nämlich von ausländerfeindlichen Gruppierungen und den Ultrarechten, wenn schon nicht organisiert, dann zumindest instrumentalisiert.

Präsident Sebastian Pinera wird vorgeworfen, dass er bereits im Jahr 2018 erklärt hat, dass Chile weiterhin venezolanische Flüchtlinge aufnehmen wird. In Deutschland hat Frau Merkel einst den Satz: „Wir schaffen das!“ vom Stapel gelassen. Es gibt also durchaus Ähnlichkeiten.

Es wird wohl keinen vernünftig denkenden Menschen geben, welcher widerspricht, dass Migration – wo auch immer – reguliert werden muss.

Eine Regulierung soll allerdings auch kein Verbot bedeuten.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen