Sonntag, 30. Dezember 2018

China - die Bevölkerungskrise

Der Volksrepublik China droht eine Bevölkerungskrise, wie es sie in der jüngeren Geschichte noch nie gegeben hat. Es ist die langfristige Folge der Ein-Kind-Politik, die 1979 in China eingeführt wurde. Die Tatsache, dass diese Krise bereits vor mehr als 30 Jahren absehbar war, macht alles nur noch schlimmer.

Als China in den 1970er Jahren mit der Einführung des westlichen Modells von Marktanreizen in der Landwirtschaft und anderen Sektoren zu experimentieren begann, verkündigte die Regierung die obligatorische Ein-Kind-Politik zur Reduzierung der Bevölkerung.

Zu Beginn der chinesischen Revolution nach Maos Gründung der Volksrepublik im Jahr 1949 war das Bevölkerungswachstum explodiert. Zum Teil ermuntert durch Maos Überzeugung, Arbeitskräfte im Überfluss seien der Schlüssel zu einer wachsenden Wirtschaft. Die Bevölkerung wuchs von 540 Millionen im Jahr 1949 auf 940 Millionen 1976.

1979 unternahm Deng Xiaoping dann erste vorsichtige Schritte in Richtung einer sogenannten „sozialistischen Marktwirtschaft“. Deng öffnete China für ausländische Investitionen, für den Weltmarkt und auch für einen begrenzten privaten Wettbewerb. In der Überzeugung, ein Abbremsen des schnellen Bevölkerungswachstums in China würde helfen, den Lebensstandard für die Masse der Bevölkerung zu erhöhen, führte Deng die Ein-Kind-Politik ein. Von 1970 bis 2009 sank die allgemeine Fruchtbarkeitsrate in China von 5,9 auf 1,6 Geburten pro Frau. Eine Fruchtbarkeitsrate von 2,3 bedeutet - abhängig von der Sterberate - ein Null-Bevölkerungswachstum.

Heute zeigen die demografischen Trends erste wirtschaftliche Folgen. Einerseits erkennt die Generation, die jetzt das Rentenalter erreicht, dass es dramatisch weniger junge Menschen gibt, welche ihre Altersversorgung sichern und andererseits ist die durchschnittliche Lebenserwartung in China im gleichen Zeitraum stark gestiegen.

In einem Bericht des chinesischen Bildungsministeriums heißt es, in den Jahren von 2002 bis 2012 sei die Zahl der Schulanfänger um 20 % zurückgegangen. Gleichzeitig droht China nach einem Bericht der staatlichen Zeitung People’s Daily eine enorme Überalterung. Es bedeutet, dass immer mehr Menschen von staatlichen Pensionen und der Fürsorge ihrer Kinder abhängig werden, während die Zahl der Kinder aufgrund der niedrigen Geburtenrate stark schrumpft.

Die Regierung berät über Maßnahmen, um die Krise abzufedern. Eine solche Maßnahme wäre die Erhöhung des Pensionsalters für Männer von 60 auf 65 und für Frauen von 55 auf 60 Jahre. Eine weitere Maßnahme wäre die Lockerung der Ein-Kind-Verordnung. Chinas Bevölkerung wird im Gegensatz zu Japan, Südkorea, den Vereinigten Staaten und den westeuropäischen Ländern alt, bevor die Mehrheit auch nur annähernd ein mittleres Einkommen erzielt – vom Reichtum ganz zu schweigen.



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