Montag, 15. Juli 2019

Flugzeuge versenken zur Ankurbelung des Tourismus

Der Inselstaat Bahrain bietet für seine gut betuchten Urlauber ein ganz besonderes Schmankerl. Im August wird ein Unterwasserpark eröffnet, welcher alle Stückeln spielt. Auf einer Fläche von etwa 100.000 Quadratmetern gibt es für die Taucher viele Attraktionen zu bestaunen. Das absolute Highlight ist eine ausgemusterte Boeing 747, welche für diesen Zweck, vor wenigen Wochen versenkt wurde. Zayed bin Rashid Al Zayani (Minister für Handel, Industrie und Tourismus) kommt ins Schwärmen, wenn er von diesem einzigartige, umweltfreundlichen Projekt spricht, welches man seinen Tauchurlaubern anbietet.

Wie kann man bei einer versenkten Verkehrsmaschine von einem umweltfreundlichen Projekt sprechen?

Der arabische Golfstaat ist sich sicher, dass man bei Ökotouristen punkten wird, weil sich in dem Flugzeugwrack Pflanzen und Meerestiere wie Algen, Korallen und Fische besonders gut vermehren können. Aufgrund der Tatsache, dass die natürlichen Riffe durch den Klimwandel reduziert werden und sogar sterben, brauchen die Meeresbewohner die Mithilfe des Menschen und dieser könne ihm alternativ, künstliche Riffe als Zufluchtsort anbieten.

Bahrain ist nicht der erste Staat, welcher ein Flugzeug aus Tourismusgründen versenken liess. In der türkischen Ägäis wurde einst ein Airbus A300 in die Tiefe gelassen und in Jordanien wurde im Jahr 2017 ein riesiges Militärflugzeug im Roten Meer versenkt. Diese Projekte sind unter Umweltschützern mehr als nur umstritten. In den Wracks nisten sich Kleinstlebewesen und Fische ein, welche mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, giftigen Stoffen ausgesetzt sind. Die langfristigen Gefahren sind unabschätzbar, so die Meinung der Experten. „Die Materialien — Kupfer, Kupferlegierungen, Alu-minium, Blei und Stahl, Kohlenwasserstoffe aus Erdöl und andere potenzielle Schadstoffe — können korrodieren. Auf diese Art und Weise gelangen Schwermetalle ins Meereswasser und schaden den umliegenden Meeresorganismen“, erklärte Adriana Humanes, Marine-Expertin von der Newcastle University in England, auf CNN. „Die Korrosion wird allmählich die strukturelle Stabilität zerstören, was zu einer Bedrohung für das Meeresleben in der Umgebung und die Tauchurlauber werden kann“, so Humanes weiter.

Ein Sprecher der bahrainischen Tourismusbehörde erklärte wiederum gegenüber CNN, dass alle Oberflächen der Boeing 747, mit umweltfreundlichen Reinigungsmitteln intensiv behandelt wurden, um Öl und andere Schadstoffe zu entfernen. Auch hydraulische und Treibstoff-Systeme, Klebstoffe, Kabel, Kunstoffe, Gummis und Chemikalien seien beseitigt worden, bevor das Flugzeug versenkt wurde.“

Die Umweltschützer bezweifeln, dass vor dem Versenken alle Gift- und Schadstoffe in einem Flugzeugwrack restlos beseitigt werden können und somit für Mensch, Tier und Umwelt unbedenklich sind. Schrott bleibt nun einmal Schrott, egal ob über oder unter der Wasseroberfläche...


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