Montag, 25. Mai 2020

Das Arbeitsfrühstück im Kanzleramt – Satire?

Basti und Gernot sitzen gemütlich zusammen, um die aktuelle Lage Österreichs zu besprechen. Koste es was wolle hat unser Kanzler gesagt, als es darum ging ein gesundes und reichhaltiges Frühstück zu ordern. Belauschen wir nun also Kanzler und Finanzminister bei ihrem Arbeitsfrühstück.

Kurz: So Gernot. Jetzt sind wir ganz unter uns und wir können hemmungslos über die aktuellen Zahlen sprechen.

Blümel: Von welchen Zahlen sprichst Du liebster Basti?

Kurz: Zahlen aller Art. Egal, ob es sich um die aktuellen Budgetzahlen, die Zahl der neuen Erkrankten durch den Coronavirus oder Arbeitslosenzahlen handelt. Mir ist das völlig egal. Wichtig ist nur, dass ich stets viele Zahlen geliefert bekomme, damit ich die Menschen damit beeindrucken kann. Beginnen wir also vielleicht einmal mit einem einfachen Thema. Starten wir unseren informellen Austausch mit den Zahlen aus Deinem eigenen Ressort. Wie schauen die aktuellen Budgetzahlen aus? Welches Budgetdefizit ist für dieses Jahr zu erwarten? Wie hoch wird die Inflationsrate sein? Wann wird unsere Wirtschaft wieder so richtig laufen?

Blümel: Liebster Basti! Das kann ich Dir unmöglich beantworten. Der österreichischen Bevölkerung habe ich das ja bisher auch nicht gesagt. Mein Standardspruch ist, dass wir das heurige Budget enorm belasten müssen und alles andere wäre Kaffeesudleserei.

Kurz: Selbstverständlich ist mir klar, dass Du solche Floskeln gebrauchst, um damit das Volk ruhig zu stellen, aber mir kannst Du diese enorm wichtigen Zahlen schon anvertrauen.

Blümel: Liebster Basti! Ich habe keine Zahlen. Wo sollte ich damit auch anfangen. Das ist doch derzeit gar nicht möglich und wenn ich diese trotzdem präsentiere, wäre dies, mit Verlaub liebster Basti, im höchsten Grade unseriös. Die Zahlen ändern sich doch ständig!

Kurz: Das ist mir natürlich vollkommen klar, aber ich brauche eine Unmenge an Zahlen, damit ich die Menschen beeindrucken kann. Sie sind sicher, dass ich ein Experte für einfach Alles bin und diesen Eindruck will ich, dass die Leute weiterhin von mir haben und deshalb muss ich diese, ihre kleine Meinung, mit einer Vielzahl von Zahlen untermauern. Ich liebe es beispielsweise, den einfachen Menschen unseres Landes, die Reproduktionszahl vom Coronavirus um die Ohren zu knallen.

Blümel: Herz allerliebster Basti! Wir sollten lieber das Thema wechseln und uns einmal die Öffnung aller Schulen ansehen. Glaubst Du nicht, dass die Zahl der Ansteckungen wieder steigen könnte, wenn wir die Kinder wieder in die Schule schicken und alle Menschen unseres Landes wieder mit den Öffis fahren lassen? Mir wird schon schlecht und ich bekomme Schweißausbrüche, wenn ich nur daran denke, dass unsere Mitbürger*innen in der U-Bahn aneinander picken. Das ist doch für so einen Virus ja ein Festzelt!

Kurz: Das kann schon sein, dass das problematisch wird, aber wenn wir Glück haben, dann werden ganz viele unserer Landsleute sich erst nach dem letzten Schultag infizieren. Dann brauchen wir auch nicht einmal mehr die Schulen zusperren, weil diese ja ohnehin geschlossen sind und wenn alles wie am Schnürchen läuft, dann stecken sich die Leute im Schwimmbad an. Im Sommer hätten wir nämlich ganz viel Platz in den Spitälern. Dann erwischt es hoffentlich möglichst viele, bevor dann wieder die Grippesaison beginnt. 

Blümel: Mein göttlicher Basti! Was machen wir aber, wenn sich die Kids bereits jetzt gegenseitig anstecken? Dann ist zwar logischerweise auch schon viel Platz in den Krankenhäusern des Landes, aber dann müssten wir ja die Schulen wieder schließen!

Kurz: Ganz genau! Du hast es auf den Punkt gebracht! Es könnte sogar sein, dass wir dann wieder die Geschäfte zusperren müssen, aber das ist ja kein Problem, weil die Menschen das Prozedere ja bereits kennen und mir diesbezüglich uneingeschränkt vertrauen.

Blümel: Gütiger Basti! Kann es nicht sein, dass viele Menschen psychische Probleme bekommen, wenn wir gerade erst alles für normal erklärt haben und sie dann doch wieder enttäuschen und einsperren müssen?

Kurz: Na, na, na! Wer hat denn gesagt, dass wieder alles normal ist? Ich ganz bestimmt nicht! Enttäuschungen gehören zum Leben dazu und Menschen mit psychischen Problemen, sind für unsere Wirtschaft sowieso nicht gerade förderlich. Ich bin mir sicher, dass es aber auch für Menschen mit diesen Problemen, jemanden gibt, der sich ihrer annimmt und ihnen aus dieser psychischen Notlage helfen kann. Dieses auf- und zusperren, so muss ich Dir gestehen, gefällt mir allerdings sehr. Schon als Kind habe ich es geliebt „Mühle“ zu spielen. Einen besonders großen Reiz hat es für mich gehabt, wenn ich eine „Doppelmühle“ aufbauen konnte. Statt „Mühle auf“ und wieder zu, war jeder Zug von mir ein „Mühle zu“. Ich bekomme jetzt noch eine Gänsehaut, wenn ich nur daran denke. Du solltest mehr Gefallen an der Macht entwickeln, denn sonst bleibst Du eines Tages auf der Strecke. Denke darüber nach!

Blümel: Na gut, ich werde meine Gedanken in diese Richtung lenken. Gott sei bei uns Basti!
Wie sieht es eigentlich mit dem Geld aus, welches für diverse Härtefonds bereitgestellt wurde. Wie viel wurde davon bereits ausbezahlt?

Kurz: Glaubst Du wirklich, dass mich das interessiert? Du enttäuschst mich sehr, wenn Du das glaubst.

Blümel: Naja liebster und edelster Basti! Das kann Dir doch nicht egal sein. Du hattest Dir doch große Sorgen, um das finanzielle Wohlergehen der Menschen in unserem Land gemacht. Da ist es Dir bestimmt nicht gleichgültig, ob diese Mittel bei der von der Corona-Krise betroffenen Bevölkerung angekommen ist? Du hast ihnen ja die Hilfe versprochen und Hoffnungen geweckt?

Kurz: Genial, gell? Ein hervorragender Schachzug meinerseits, wenn Du mir gestattest, dass ich mich da ein bisserl selbst lobe. Die Menschen sind froh einen Kanzler zu haben, welcher so entscheidungsfreudig ist und sich ihrer Sorgen und Ängste annimmt. Diesen Wunsch, nach einer starken Führungsfigur, habe ich den Bewohner*innen Österreichs, zu ihrer vollsten Zufriedenheit, erfüllt.

Blümel: Liebster uneingeschränkt herrschender Basti! Das ist ja alles richtig, aber Du kannst Doch nicht nur eine Ankündigungspolitik betreiben und nix davon verwirklichen. Die Menschen lassen sich nicht verschaukeln!

Kurz: Ach so? Laut der jüngsten Meinungsumfragen liegt meine, Entschuldigung unsere Partei, bereits bei einem Anteil von 46 % der Wähler*innenstimmen. Da sind sie wieder, meine heiß geliebten Zahlen, welche beweisen, dass die Österreicher*innen jene Personen lieben, welche eine perfekt inszenierte Ankündigungspolitik betreiben. Keine Sorge Gernot. Niemand wundert oder ärgert sich darüber, dass lediglich knapp die Hälfte der Versprechungen in die Realität umgesetzt wurden. Die Österreicher*innen sind das seit Jahrzehnten gewohnt und sind glücklich und zufrieden, wenn auch nur Bruchteile von Versprechungen, umgesetzt werden. Du solltest Dir nicht zu viele Gedanken über solche Nebensächlichkeiten machen und wenn wir beide ganz ehrlich sind, dann sind ja alle diese Härtefonds, mit einer Vielzahl von Anforderungen verknüpft, welche erfüllt werden müssen, um daraus Geld zu bekommen. Du kannst Dir sicher sein, dass viele es nicht einmal versuchen dieses Geld zu bekommen, weil es mit einem enormen bürokratischen Aufwand verbunden ist.

Blümel: Mein hoch angesehener Basti! Du hast doch den Menschen gesagt, dass diese Hilfe mit einem geringen bürokratischen Aufwand verbunden ist. Hast Du etwa gelogen?

Kurz: Gelogen? Ich? Da bin ich lediglich falsch interpretiert worden. Ja es ist wahr, dass diese Hilfe mit einem geringen bürokratischen Aufwand verbunden ist. Du hast doch nicht etwa wirklich geglaubt, dass damit das Stimmvieh gemeint war? Selbstverständlich habe ich dabei daran gedacht, dass es ein geringer bürokratischer Aufwand ist, die Anforderungen, welche notwendig sind, um Geld aus dem Härtefonds zu bekommen, auf die jeweilige Homepage zu stellen. Willst Du sonst noch etwas wissen Gernot?

Blümel: Gütigster aller Kanzler! Lieber Basti! Wie lange wird unser Koalitionspartner bei diesen Spielchen wohl mitmachen?

Kurz: Bis zur nächsten Wahl und danach ist diese Partei Geschichte und wir haben die absolute Mehrheit in diesem Land! Ein kleiner Zwischenschritt bis ich mir endlich die europäische Krone aufgesetzt habe.

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