Sonntag, 25. Oktober 2020

Hat 1950 das neue geologische Zeitalter – das Anthropozän begonnen?

Jedem ist klar, dass die weltweite Energieverbrauch ständig steigt. Wenn wir uns aber den folgenden Vergleich ansehen, dann werden viele uns garantiert große Augen machen. Die Menschheit hat nämlich in den letzten siebzig Jahren mehr Energie verbraucht, als in der gesamten Nacheiszeit, bis eben zum Jahre 1950. Diese Zeitspanne haben die Forscher mit 11.700 Jahren angegeben. Insgesamt wurde die von uns seit 1950 verbrauchte Energie, von den Forschern, mit 22 Zettajoule angegeben. Dies entspricht 60 %, der gesamten Energie, welche im Verlauf der Menschheitsgeschichte genutzt/verbraucht wurde.

Schon längst wurde vorgeschlagen ein neues geologisches Zeitalter auszurufen - „das Zeitalter des Menschen“ - das Anthropozän. Man debattiert in Wirklichkeit nur noch darüber, wann genau dieses neue Zeitalter begonnen hat. Hat es bereits mit der Entwicklung der Landschaft, der industriellen Revolution, oder doch erst im 20. Jahrhundert begonnen? Im Laufe der Menschheitsgeschichte haben wir unsere Umwelt verändert und geprägt. Sei es durch die Landwirtschaft, Waldrodungen, den Bau von Siedlungen, den Abbau von Rohstoffen, bis hin zur „Technsophäre“. Immer mehr können/müssen wir erkennen, dass wir auch unsere Atmosphäre, die Ozeane und das Klima verändert haben.

Forscher Jaia Syvitski von der University of Colorado in Boulder, hat zusammen mit einigen anderen Wissenschaftlern, neue Zahlen errechnet. Aufgrund von 16 Kenndaten der Menschheit, haben sie einen globalen Fußabdruck der Menschheit vermessen. Noch nie zuvor, wurde ein so ausführliches Maß an diesbezüglichen Daten, in einer Publikation zusammengefasst. Zu den Kenndaten gehören: das Bevölkerungswachstum, der globale Energieumsatz, die wirtschaftliche Produktivität, der Rohstoffverbrauch, die Bodenerosion, die Veränderung der Küsten, Flüssen und Landschaften, der radioaktive Fallout, sowie die Produktion von neuen Chemikalien und Mineralien. Selbstverständlich gehören auch der Einfluss des Menschen auf die Umwelt, durch die Schadstoffe, Treibhausgas-Emissionen und die Zerstörung der natürlichen Lebensräume dazu.

Das Ergebnis: Die Menschheit ist schon innerhalb der letzten 300 Jahre zu einem geologischen Einflussfaktor geworden, vor allem nach dem Beginn der industriellen Revolution um 1850.“ Erst im Jahre 1950 ist es zu gravierenden Veränderungen bei fast allen Parametern gekommen. Die Weltbevölkerung begann regelrecht zu explodieren, ebenso wie der Energieumsatz und die Produktivität. Ganz besonders rasant hat sich der Energieumsatz entwickelt. 22 Zettajoule in den letzten 70 Jahren bedeuten für jeden Einzelnen von uns einen Verbrauch von 61 Gigajoule jährlich. Pro Kopf und Nase entspricht das einer jährlichen Verbrennung von zwei Tonnen Steinkohle.

Ein weiterer netter Vergleich von Co Autor Michael Wagreich von der Universität Wien lautet, dass unser Energieumsatz in den letzten 70 Jahren, den Planeten ähnlich stark verändert hat, wie der Meteoriteneinschlag am Ende der Kreidezeit vor 66 Millionen Jahren. Das Problem dabei ist, dass der Einschlag des Chicxulub-Asteroiden ein einziges Ereignis war und dessen Auswirkungen sukzessive weniger wurden. Im Gegensatz dazu hält der Einfluss der Menschheit an und nimmt sogar noch zu.

Die Menschheit hat heutzutage ungefähr 180.000 Minerale und Mineral-ähnliche Verbindungen hervorgebracht. Die geologischen Prozesse der Erde haben in 4,5 Milliarden Jahre lediglich 5.300 geschafft. Alleine die Plastikproduktion ist von zwei Millionen Tonnen in den 1950er Jahren, auf 359 Megatonnen, im Jahre 2018 gestiegen.

Interessant ist auch der Anteil des Menschen und seiner Nutztiere an der Lebenswelt. Mittlerweile gehen 96 % der gesamten Säugetier-Biomasse, auf die Menschheit und die von ihr domestizierten Tiere zurück. Das vom Menschen gehaltene Geflügel macht 70 % aller lebenden Vögel aus.

Aufgrund aller gesammelten Daten schlagen die Forscher vor, ab etwa 1950, das neue geologische Zeitalter des Anthropozän einzuführen. Bis 2024 solle der formelle Vorschlag, an welchem die „Anthropocene Working Group“ arbeitet, an die International Commission on Stratigraphy (ICS) geschickt werden. Dieses Gremium entscheidend danach über die offizielle Benennung und Einteilung der geologischen Zeitalter und Epochen. Es würde somit das seit 11.700 Jahren bestehende Holozän ablösen.



1 Kommentar:

  1. 🦋Da ist dir ein sehr spannendes Thema gelungen!
    Es ist schon sehr Interessant wie wir Menschen durch den Beginn der industriellen Revolution die Atmosphäre unseres Planeten verändert haben.
    Ich finde es ein sehr spannendes Kapitel unserer Menschheits Geschichte das wir sei es unbewusst Geschehen, durch den Erfolg der damaligen Generationen die Industrie förderung von Kohle Holz Abbau usw. zu modernisieren. Und bis heute die produzierte Leistung von der Industrie - schadet unseren Planeten. Und die Befölkerung unseres Planeten wächst immer weiter. Die resourcen werden knapp. Bis wir die Möglichkeit haben uns auf einen anderen Planeten zu begeben um ihn dann zu Befölkern und wenn wir jetzt nichts daraus gelernt haben, diese auch Zerstören. Das ist leider unser Egoismus, der das verursacht hat.

    Danke für deine Analyse, dieser Artikel sollte uns allen zu denken geben. 🦋

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