Montag, 22. Oktober 2018

Brasilien – droht eine neue Diktatur?

In Brasilien haben beinahe fünfzig Millionen Menschen, ihre Stimme einem Kandidaten gegeben, welcher die Diktatur verherrlicht, eine rassistische, sexistische, hasserfüllte Rhetorik verwendet und sich offenherzig für die Folter einsetzt. Eine Bewaffnung der Bevölkerung ist ihm ebenso wichtig. Jair Bolsonaro gibt sich als Kandidat „gegen das System“ aus und schafft dies, obwohl er bereits seit 28 Jahren als Abgeordneter tätig ist. Jair Bolsonaoro verspricht und das alleine ist bereits eine Drohung, die Krise des Landes mit „der Kraft der harten Hand“ zu beenden.

Außer Bolsonaoro wurden weitere siebzig Kandidaten, aus den Reihen des Militärs gewählt und drei von ihnen treten gar zur Stichwahl, um Gouverneursposten an. Am Wahlsonntag hatte Bolsonaro (Sozialliberale Partei – PSL) bereits 46 % der gültigen Stimmen auf sich vereinen können. Sein härtester Kontrahent, Fernando Haddad (Arbeiterpartei - PT) konnte immerhin 29 % der Stimmen gewinnen.

Die Beiden werden in einer Stichwahl am 28. Oktober gegeneinander antreten und die derzeitigen Umfragen sehen Bolsonaro mit 49 % klar vor seinem Herausforderer Haddad, welcher 36 % der Stimmen auf sich vereinen kann.

Trotz der düsteren Wahlprognose sieht Haddad noch Chancen, den Sieg zu erringen:
"Als ich vor 30 Tagen zum Kandidaten der PT nominiert wurde, startete ich mit vier Prozent in der Wählergunst und schaffte es bis zu 42 %. Ich habe noch 15 Tage, um acht Prozent zu gewinnen und halte das für möglich", so der frühere Bürgermeister von São Paulo.

Die von ihm verlautbarten 42 % sind allerdings mehr oder weniger aus dem Hut gezaubert, weil es keine Umfrage gibt, welche diese Wunschvorstellung bestätigt. Die einzige reelle Chance, doch noch den Wahlsieg zu erringen, ergibt sich für Haddad, wenn es ihm gelingt jene Brasilianer zu den Wahlurnen zu bringen, welche trotz Wahlpflicht, am Wahlsonntag daheim geblieben sind.

Von 147 Millionen Wahl-berechtigten, betraf dies unglaubliche 30 Millionen Brasilianer. Weitere zehn Millionen Menschen gingen zwar zur Wahl, gaben allerdings eine ungültige Stimme ab.

Der Wahlkampf der Linken wird überdies von tätlichen Angriffen der Anhänger Bolsonaros überschattet. Das Investigativ-Magazin A Public, zählte bisher mehr als fünfzig Attacken. Am Wahlabend gab es beispielsweise den Mord an den weithin bekannten Vertreter afrobrasilianischer Kultur, Moa do Katene. Er wurde von einem Anhänger der Rechtsextremisten mit zwölf Messerstichen umgebracht. Sein Vergehen – er hatte in einer Diskussion, Partei für Haddad ergriffen. In Recife wiederum wurde eine Journalistin durch Messerstiche schwerst verletzt und ihr wurde eine Vergewaltigung angedroht...

Immer dann, wenn irgendwo auf der Welt solche Vorfälle passieren, dann schreitet auch das Hochkommissariat für Menschenrechte der Vereinten Nationen massiv ein und zeigt sich – tief besorgt über die Ausmaße der Gewalt... Außerdem ist man geschockt über die steigenden Gewalttaten gegen Frauen.

Selbstverständlich wies Bolsonaro jede Verantwortung für derartige Taten zurück. Er heißt die Gewalt nicht gut und relativierte, wieder einmal, die Verbrechen der Militärdiktatur der Jahre 1964 bis 1985.

Bolsanaro brachte es allerdings fertig, die Anzahl der Toten durch die Gewaltherrschaft der Militärdiktatur, mit jener Zahl der Todesopfer beim jährlichen Karneval zu vergleichen...







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